Terminmärkte
wären ohne die Mitwirkung von
Spekulanten (Trader) kaum denkbar. Diese sorgen für die nötige Liquidität
an den Märkten und bilden überdies die Marktgegenseite für Preisabsicherer
(Hedger). Ein bezeichnendes Merkmal
für die große Mehrheit von spekulativen Aufstellungen an den Terminmärkten
ist offenbar die Kurzfristigkeit der Bindungen jede für sich. Das Zeitmaß
für ein Geschäft mit Futures
kann bisweilen äußerst kurz bemessen sein: von wenigen Augenblicken
oder einigen Minuten ("scalping") über wenige Stunden ("day-trading"),
kann es – wenngleich seltener – auch Zeiträume längerer Haltedauer durchmessen,
die sich alsdann über mehrere Tage oder gar über Wochen und Monate erstrecken
("position-trading"). Im Einzelnen lassen sich nach der Fristigkeit
ihres Erwerbsstrebens ("trade interval") nachfolgende
Gruppen von
Tradern unterscheiden:


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Scalper
(im blumenreichen amerikanisch-populären Sprachgebrauch so viel
wie "kleiner Tagesspekulant", vom engl. "scalp", »Kopfhaut«):
Vor nicht langen Jahren betrieben
Scalper als
geführte Mitglieder einer Börse ihren Handel berufsmäßig in eigenem
Namen und auf eigene Rechnung herkömmlicherweise vor Ort auf dem
Parkett der Börse ("floor trader"). Dank einem Börsensitz
waren sie sowohl gegenüber Außenstehenden als auch manch anderen
Preiskonkurrenten am Platze in der glücklichen Lage einer überlegenen,
weil zeitigeren Kenntnis, sei es von der aufkommenden Stimmung,
wirkenden Strömungen oder von der laufenden Auftragslage selbst.
Besonders den Letzteren gegenüber befanden sie sich insofern in
der Vorhand, als es ihnen ihre Stellung in Verbindung mit ihrer
Geschäftserfahrung ermöglichte, gewissermaßen als "Marktinsider"
maßgebliche Wissensvorsprünge* im gleichen Augenblick ihres
Eintreffens ohne Umweg ungehindert für sich umzumünzen. Außerdem
gestattete es ihre bevorrechtigte Stellung, die sonst üblichen für
die Durchführung von Börsengeschäften erhobenen Gebühren ("brokarage
fees") und Margen ("margin") einzusparen. Die betriebsamen
Scalper an den heutigen, meist elektronisch arbeitenden Börsenplätzen
setzen während der geschäftigen Börsenzeiten eine ganze Fülle von
Terminkontrakten, mitunter in gar beträchtlich großer Zahl, ohne
Unterlass in einem fort um. Dabei scheuen sie sich nicht, mit Blick
auf die allernächste Zukunft dem Markt schmalste Kursschwankungen
bis zum möglichen Mindestmaß von je 1 "tick"
herab abzutrotzen ("the edge"), um selbst den knappest bemessenen
Vorteil für sich zu haben. Das kann zuweilen soweit führen, dass
Scalper – vorwiegend unter Verhältnissen wenig überschaubaren und
hitzigen Handels – je die höchsten "bids" und niedrigsten "offers"
nahezu gleichzeitig so oft wie eben möglich aber und abermals annehmen,
womit sie praktisch das Amt eines
Arbitrageurs bekleiden.
Man pflegt sie in dieser Stellung mitunter als "locals" bzw.
im Computerhandel allgemein auch als "independent liquidity providers"
zu bezeichnen. In Ausübung ihrer Handelstätigkeit sind sie gemeinhin
jedoch nicht geneigt, einzelne Kauf- oder Verkaufsposten davon durch
längere Zeitspannen hindurch durchzuhalten. Vermöge ihrer beständigen
Handelstätigkeiten tragen Scalper an den Derivatebörsen, ähnlich
den "market-makers"
an den Aktienbörsen, in ausgeprägter Weise zu einem Ausgleich von
Angebot und Nachfrage bei. Dadurch befördern sie zu gleicher Zeit
andauernd die Liquidität
in den Terminkontraktmärkten ("Market-Making von freien Stücken"),
was freilich nicht nur ihnen, sondern allen Markteilnehmern reihum
einen ersprießlichen Vorteil zubringt.
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[* Als Scalping
bezeichnet man nebstdem auch die (weithin verbotene) Handlung der eigenen
Positionierung in Kenntnis von richtungweisenden Marktneuigkeiten unmittelbar
vor deren Veröffentlichung ("Insiderinformation", private Information).]
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Daytrader
("intraday-trader", Tagesspekulanten) geben den Scalpern
nichts nach. Auch sie lassen sich mit der Zunft der im Eigenhandel
tätigen, auf kurz bemessene Frist Spekulierenden in Reihe und Glied
stellen (Eigenhändler, Proprehändler, "individual trader",
"aktive trader"). Nur richten Daytrader ihre Bemühungen bezeichnenderweise
mit Zielbewusstsein darauf aus, unter Inkaufnahme von zuweilen recht
großen Marktrisiken die kurzlebigen Preisbewegungen ("intraday
swings",
Swing Trading ,
Trends), die die gegebene "Augenblickstimmung" wirft, noch innerhalb
desselben Handelsabschnitts ("intra-day") gewinnbringend
wahrzunehmen. Sie trachten danach, selbst die kleinstmöglichen sich
aus kurzwährenden Preisschwankungen erhebenden Kursgewinne mitzunehmen.
Daytrader zeichnen sich als solche vornehmlich dadurch aus, dass
sie trotz ihrer im Allgemeinen emsigen Geschäftigkeit nicht im Sinn
haben, über das Ende eines Börsentages hinaus noch an ihren offenen
Posten festzuhalten. Sie gehen, salopp gesprochen, täglich "glatt"
von der Börse – und brauchen deshalb über Nacht begreiflicherweise
keine Vermögenseinbußen aus unvollzogen gebliebenen Verpflichtungen
mehr zu besorgen. Andererseits muss es ihnen genug oft gelingen,
ihr Tagewerk jedes Mal spätestens bis zum Handelsschluss mit Erfolg
zu verrichten, um mit ihrem verfolgten Plan im Trading auf Dauer
bestehen zu können. Daytrader tummeln sich vorzugsweise ebenso gerne
auf den Futuresmärkten wie auf den Aktien- und Devisenmärkten. Doch
handeln sie entfernt weder in der Häufigkeit, als man dies unter
Tags bei der Gruppe der Scalper beobachten kann, noch betreiben
sie ihr Trading notwendigerweise an jedem Börsentage. Mit der Ausbildung
und Verbreitung vernetzter elektronischer Börsenhandelsplattformen
(Computerbörsen)
– und damit allgemein sinkender Handels- und Informationskosten
– verrichten Daytrader ihre Geschäfte heutzutage in zunehmendem
Maße ohne die Börse zu besuchen ortsabwesend des Parketts ("electronic
trader").
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[Anmerkung: Eher unter
dem Blickwinkel der "technischen Analyse" ("technical analysis")
werden jene Trader mitunter als
Swing Trader benannt, die zwar ebenfalls danach
trachten, kurzlebige, vermeintlich verheißungsvolle "chart-technische"
Trends wahrzunehmen, wobei die Haltedauer ("holding period")
der in Aussicht genommenen Position hierbei aber nicht zwingend auf
lediglich eine einzige Handelsperiode begrenzt sein muss. Streng genommen
lässt sich eine solche nicht genauer spezifizieren und kann bei Täuschung
über die Marktlage durchaus von längerer Dauer sein.]
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Position-Trader
(auch "long-duration trader" genannt) finden ihre Berufung
darin, die längerfristigen Trends auf den Terminmärkten nach Möglichkeit
vollständig auszumünzen, selbst solche, die sich über mehrere Tage,
Wochen, ja mitunter gar über Monate erstrecken, um auf diese Weise
die Differenzgewinne jedes ihrer Handelsgeschäfte bis zum Höchstmaß
zu steigern. Zum Einsatz kommen hierbei sowohl gewöhnliche (singuläre)
Long- oder Short-Positionen ("Outrightgeschäfte") als auch gemischte
Positionen in Form von Spreads
u.dgl. ("directional
positions"). Angesichts einer Grundausrichtung ihrer Handelsbetätigungen
auf längere Hand sind die erwirtschafteten Gewinne je vollendetem
Geschäft ("round turn") der Position-Trader im Durchschnitt
naturgemäß größere als jene sowohl der Daytrader als auch der Scalper.
Von diesem Gesichtspunkt aus spielen Handelsspesen und sonstige
Transaktionskosten für
die Gruppe der Position-Trader regelmäßig eine bloß minder bedeutsame
Rolle als für die übrigen Gruppen von Terminspekulanten. Zur Riege
der Position-Trader gehören in erster Linie Privathändler sowie
sonstige institutionelle Anleger und berufsmäßige Spieler, und diese
sind, wie man leicht gewahren kann, während ihrer täglichen Schaffenszeit
nur sehr selten persönlich vor Ort auf einem Börsenparkett anzutreffen.
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In der
Hitze des Alltagslebens gestalten sich die Geschäftsverhältnisse an
den Welt-Terminmärkten nicht selten überaus verwickelt und vielgestaltig.
Oft müssen Trader unter vielschichtigen, in Sekundenschnelle umschlagenen
Marktbedingungen im Drange knappster Zeit Entscheidungen bisweilen von
groß angelegter Tragweite treffen. Manchmal ist ihnen durch die Hast,
die den Handel treibt, kaum ein Atemschöpfen vergönnt. So waren es noch
bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich Personen in der Berufsstellung
eines Börsenhändlers im Verein mit allerlei institutionellen Teilnehmern,
so nämlich bestallte Vertreter von Banken, Hedge- und Investmentfonds,
Versicherungen und sonstigen Kapitalsammelstellen ebenso wie auch die
von angesehenen Industrie- und Handelsunternehmungen, die – unterstützt
durch hoch gezüchtete Handelsausstattungen – in großem Maßstab nach
bindenden Regeln mit Futures zu Werke gingen ("institutional traders";
im Eigenhandel: "proprietary traders", "probs", "Coulissiers").
Doch hat sich das Bild kraft der stürmischen Entwicklung des technischen
Nachrichtenwesens (IT) bei durchweg gesunkenen Börsenhandelskosten inzwischen
grundlegend gewandelt. Mit der immer weiteren Ausdehnung der Dienste
des Internets (KI "AI", Web3
usw.) sowie dem geballten Einsatz der Computertechnik machen heutigentags
auch sonstige Gesellschaftsklassen und Berufsstände, ja selbst Kleinhändler
und Privatleute ("retail investor", "retail trader") sich
in wachsendem Maße die Segnungen der Fortschritte der Technik zunutze
und werden an den Welt-Futuresmärkten mit Hilfe hochgezüchteter Trading-Plattformen*
zu insgemein erschwinglichen Preisen über
Online-Broker und Anbietern
von Handelssoftware ("Independent Software Vendors ISVs") ortsabwesend
der Börse (dezentral) im Alleingang tätig – und das offenbar zu ganz
ebenbürtigen Geschäftsbedingungen, die sich mit denen des Berufshändlertums
durchaus messen lassen können.
[* So z.B.
das Modul J-trader von
Patsystems. J-trader, auch unter PATS bekannt, ist eine Webbrowser-kompatible
Software (Java), die im unmittelbaren Zugang auf "tick"-Basis arbeitet.
Erwähnung verdienen des Weitern bspw. X_TRADER von der Firma
Trading Technologies oder die CQG-Trading-Plattform der
CQG Inc.
Derartige dienstfertige Handelssysteme erlauben es, Terminkontrakt-
und Optionsgeschäfte bequem von jedem beliebigen vernetzten Standort
aus über das Netz durchzuführen.]
Theoretisch betrachtet lässt
sich jede vorgehaltene Position in Futures trotz von Haus aus begrenzter
Laufzeit der einzelnen Kontrakte aufrechterhalten, ohne dabei in der
zeitlichen Dauer an eine irgendwelche Schranke gebunden zu sein – allerdings
immer nur in gebrochener Linie. Um die Beibehaltung eines Postens über
die Terminfälligkeit hinaus zu bewerkstelligen, wird mit einem Doppelgeschäft,
fachgerecht eingeleitet durch eine
Switch-Order
bzw. durch einen Intra-Markt-Spread,
der jeweils herannahende Monatstermin ("nearby") revolvierend
– für gewöhnlich noch vor dem ersten Benachrichtigungstag ("first
notice day") – unter gleichzeitigem Aufrichten eines neuen Postens
gleicher Art nahtlos in einem darauf nachfolgenden
Termin glattgestellt (ein
Verfahren, das in der Leibsprache der Futures-Händler den Namen "roll-over"
oder "switching", amtlich "roll a contract forward", dt.
Reportgeschäft, führt), eine bestehende Position stets sich erneuernd
hierdurch wieder und wieder auf eine längere Zeit hinausgeschoben und
weitergerollt, also periodisch prolongiert ("continuous contract",
Prolongationsgeschäft). Wie alle anderen Abschlüsse ("round turns")
an der Börse, so ist auch jeder "Switch" stets und ausnahmslos erkauft
erstlich mit der finanziellen Aufrechnung der bis dahin aufgelaufenen
Buchgewinne bzw. Buchverluste, und zweitens mit einer abermaligen Belastung
durch Transaktionskosten, zumal mit Brokergebühren für den erneuten
Ankauf und Verkauf sowie vorkommendenfalls mit Kosten mittelbarer Art,
verursacht durch die Auswirkungen eines "slippage"-Effekts,
sofern hierbei auf eine Spread-Order
verzichtet wird ("Rollkosten"). Manches Mal lässt sich bei der Neueinrichtung
der Futures-Geschäfte ein Kauf, abhängig von der herrschenden
Terminstruktur, stellenweise
nur zu höheren Kauf- (Report, "contango"), ein Verkauf nur zu
niedrigeren Verkaufskursen (Deport, "backwardation") als zu den
Liquidationskursen der auslaufenden Kontrakte vollziehen, was zwangsläufig
zu einer Verschlechterung der betreffenden Position führt ("Rollverluste").
Der auf den Futuresmärkten weitaus häufigere Fall ist jedoch zweifellos
die fallweise Kurswette ("trade") auf kurze Frist; zum einen
deshalb, weil eine laufende Liquiditätsbelastung aus
Nachschüssen
bei zuwiderlaufenden Kursbewegungen in Anbetracht des Hebeleffektes
finanziell gesehen einen ziemlich langen Atem erforderte, und zum anderen,
weil die Marktliquidität in den zeitlich ferner liegenden Terminen ("back
months")* nicht selten mehr als dürftig auszufallen pflegt.
[* Bedeutende Ausnahmen
davon bilden die ausgesprochen liquiden
Futuresmärkte für Geldmarktinstrumente,
besonders der SOFR-Futures-
wie ehemals auch der
Eurodollar-Futuresmarkt.]
Neben
der vorhin aufgeführten, nach der Dauer ihrer Geschäftsverpflichtungen
gesonderten Einordnung von Marktteilnehmern im Terminhandel lassen sich
die Marktbeteiligten ferner nach der äußeren Gestaltung der von ihnen
eingesetzten Instrumente und Strategien aufgliedern. Nach letzterem
Unterscheidungsmerkmal seien hier nebst den Portfolio-Managern
die sogenannten Spread-Trader besonders herausgehoben. Als
Spread-Trader bezeichnet man ebenfalls spekulativ ausgerichtete
Marktteilnehmer, deren Hauptaugenmerk indes weniger jedem einzelnen
Abschluss an und für sich genommen, sondern der Veränderung von Kursdifferenzen
zwischen zweien oder mehreren ähnlich gearteten, gleichwohl unterschiedlich
ausgestalteten Terminmarktprodukten gilt. Der Inhaber einer Spread-Position
setzt mit Vorliebe darauf, dass vor dem Hintergrund des bestehenden
einzel- und gesamtwirtschaftlichen Kausalzusammenhangs die Kursnotiz
des gekauften Terminkontrakts steige und in gleichem Zuge diejenige
des ihm gegenüberstehenden verkauften Kontrakts falle, oder geradeso
gut, dass die Erstere zum Mindesten in stärkerer Proportion steige bzw.
sich verhältnismäßig weniger stark ermäßige als die Letztgenannte.
Schlussergebnis: Das gehäufte
Auftreten spekulativ tätiger Teilnehmer auf den großen Terminmärkten
bewirkt dreierlei: Es hebt und verbessert erstens die Marktliquidität
und hilft hierdurch die Leistungsfähigkeit (Effizienz) der Märkte steigern,
es fördert zweitens die Wissensaufdeckung, die für eine angemessene
Bewertung in den Termin- und Kassamärkten Voraussetzung ist (Preisermittlungsfunktion),
und ermöglicht drittens Versicherern die Überwälzung von Preisrisiken
auf die Gruppe der Spekulanten zu insgesamt fairen und marktgerechten
Preisen ("Risikoallokation").
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Der Futureskurs: der Börsenpreis
von unbedingten (fixen) Terminkontrakten

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