Was ist ein Spread in Futures?
Das Nebeneinanderstehen verschiedenartiger
Futures-Kontrakte von unterschiedlichen
Fristigkeiten mit ihren artenreichen Grundinstrumenten, alle in gleicher
Linie gehandelt an vielnamigen Terminbörsen
rund um den Erdkreis, erweitert das überkommene Entscheidungsfeld der
Markthändler um eine bunte Mannigfaltigkeit von neuen, vielschichtigeren
Handlungsalternativen in Gestalt von gesonderten Anlagekombinationen.
Darunter gemeint sind alle möglichen Zusammenstellungen von sogenannten
Spreads. Der Vielfalt
und Vielgestaltigkeit der aus der zur Verfügung verwendbaren Auswahl
an Spielarten hervorgehenden Aneinanderreihungen und den damit geschaffenen
zusätzlichen Handelsstrategien sind Grenzen gezogen im Grunde allein
durch die Sinnhaftigkeit in der reichen Zahl von Verbindungsmöglichkeiten,
die zwischen den einzelnen an den Plätzen weltweit anzutreffenden unterschiedlich
ausgestalteten Futures-Produkten gegeben sind.
Der besondere Vorzug, den Spreads in Futures
einzeln gehaltenen Posten voraus haben, kommt für den sachkundigen wie
risikobewussten Trader eindeutig darin zum Ausdruck, dass unter Wahrung
aller Gewinnaussichten bei bloß mäßigem Kapitaleinsatz sich die Gefahr
von Vermögensverlusten in ihren Ausmaßen spürbar vermindern lässt. Die
Gefahr des Misslingens seiner Börsentermingeschäfte wird bei der Verwendung
von Spreads allemal leichter überschaubar und lässt sich auch im Vorhinein
besser einschätzen. Noch dazu wird der Trader durch eine widmungsgemäße
Anwendung von Spreads in Gegenüberstellung zu herkömmlichen spekulativen
Geschäften mit Futures vor den Unannehmlichkeiten eines Liquiditätsengpasses
oder gar vor dem Übel eines Sturzes ins wirtschaftliche Verderben ganz
vorzüglich bewahrt.
Spreads
in Futures geben den Stoff
zu einer ganzen Reihe mehr anspruchsvoller spekulativer Handelstechniken
im Börsenterminhandel. Um das
Trading mit den zahlreichen Spielarten an zusammenfügbaren Futures
auf anhaltende Dauer mit bestem Erfolg leisten zu können, bedarf es
im Ganzen einer kräftigen Untermauerung durch zweckmäßig ausgeklügelte
Trading-Strategien, d.h. verfeinerte
Planungsansätze für den Terminhandel mit Futures, allesamt beruhend
auf genauestem Vorbedacht der Handlungsweise. Die reiche Vielfalt an
Spreads, die sich an den Welt-Terminmärkten vorfindet, ist aus dem Grundgedanken
geboren, Futures auf geschickte Weise miteinander in eine möglichst
nützliche und sinnvolle Verbindung zu rücken. Erst durch ein planmäßig
durchdachtes, kunstgerechtes Zusammenwirken einzelner Futures nach Maßgabe
einer wohl überlegten Verfahrensweise, welche diese im Hinblick auf
ihr Verhältnis gegeneinander in die vom Terminhändler bevorzugte Stellung
bringt, wird ihr Nebeneinander auch zum Füreinander, das zu einträglichen
Geschäftsaussichten berechtigten Anlass gibt. Spread-Geschäfte in Futures
sind demnach stets von einem einheitlichen Leitgedanken getragene, fein
aufeinander abgestimmte in sich verschlungene Doppelgeschäfte, wo beide
wie eins erscheinen.
Unberührt von der damit verfolgten Absicht,
füglich unter rein technischem Blickwinkel betrachtet, wird an den Futures-Märkten
ein Spread eingeleitet jedes Mal durch Einnahme einer Kaufposition (Long),
der praktisch gleichzeitig und nebenher die Einnahme einer davon unterscheidbaren
Verkaufsposition (Short)
beigegeben wird. Das Gebilde aus Long- und Short-Futures zusammen verkörpert
den Spread. Zwar tragen die einzelnen der so zu gemeinsamem Werk vereinigten
Long-Futures- und Short-Futures-Posten eines Spreads hinsichtlich ihrer
Ausgestaltung (Spezifikation
der Kontrakte) in aller Regel gewisse übereinstimmende ökonomische Züge;
beide Seiten aber werden sich mindestens in einem ihrer kennzeichnenden
Merkmale klar gegeneinander abgrenzen lassen
(= unterschiedliche Futures-Serien*).
Während beispielsweise eine Long-Position in
CBOT-Dezember-Weizen
und eine daneben aufgerichtete Short-Position in
CBOT-Dezember-Mais
erkennbar als ein Spread in Futures aus Hauptgetreiden daherkommt, kann
man das etwa von der eigentümlichen Mischung einer
COMEX-Juli-Kupfer-Long-Position
und einer ihr zur Seite geschickten
NYBOT-Dezember-Kaffee-Short-Position
nur schwerlich behaupten. – Nach Begründung eines Spread-Geschäfts durch
Herstellung einer gut durchdachten Zuordnung zweier Kontrakt-Arten zu
einem zusammenhängenden Ganzen höherer Artung gilt das Hauptaugenmerk
nun nicht mehr den Verlustgefahren und Gewinnerwartungen jeder Teil-Position
für sich allein genommen, sondern vielmehr der Kursdifferenz
zwischen den Kursen der Einzelposten des Spreads
(= Größe des Spreads, "Spread-Preis",
"premium") und der künftigen Änderung ihres Ziffernwertes, was
im Folgenden noch in helleres Licht gesetzt werden soll.
[* Anmerkung:
Alle Futures-Kontrakte, die, den Preis ausgenommen, in sämtlichen ihrer
Wesensmerkmale und Ausprägungen übereinstimmen, lassen sich einer einheitlichen
Futures-Serie ("futures series") einreihen.]

Der Begriff Spread, dem Englischen
»ausbreiten, ausstrecken, spreizen; Spanne« entlehnt: im Kaufmannsdeutsch
so viel wie Differenzgeschäft (hier nicht im rechtstechnischen
Sinne zu verstehen), wird in der Fachsprache des Terminhandels überhaupt
sehr unterschiedlich benützt. So wird der Name "Spread", ungleich der
Nomenklatur im Rahmen von Optionsgeschäften, im Zusammenhang mit gemischten
Futures-Geschäften landläufig als Synonym für den Namen "Straddle" verwendet
(im deutsprachigen Raum werden sie in seltenen Fällen auch als Stellagegeschäfte
benannt). Der Terminus "Spread" bzw. "Straddle", der in den Vereinigten
Staaten mitunter auch mit dem Wechselwort "Switch" benannt wird, bezeichnet
im Handelsverkehr mit Futures und andere Zeitgeschäften ein planvoll
bewusst zusammengefügtes Termingeschäft ("combination"), das,
wie oben dargelegt, zur Entstehung gelangt durch Formierung einer Long/Short-Beziehung
zwischen Marktinstrumenten, die zwar unterschiedlichen Gattungen angehören,
die aber miteinander immerhin größere Ähnlichkeit als Verschiedenheit
erkennen lassen. Streng genommen und grundsätzlich versteht man im Terminhandel
unter einem Spread allein das Ausmaß der Preisdifferenz zwischen den
Terminpreisen zweier gesonderter, gleichwohl ökonomisch verwandter Finanzmarktderivate
(Preis-Spread als Differentialpreis).*
[* Genau gesprochen
bezeichnet also das Gebilde aus Long- und Short-Position den Straddle,
dessen Preisdifferenz den Spread. Ebenso treffend ließe sich für Letztere
aber auch der Name Basis verwenden.
Der Begriff Basis steht sonach im Terminverkehr in doppelter Hinsicht
in Übung. Er kennzeichnet sowohl beim
Hedgegeschäft ("Preissicherungsgeschäft")
als auch bei kombinierten Terminkontraktgeschäften (Spreads in Futures)
die Preisdifferenz zwischen den Marktpreisen in den einzelnen
Teilpositionen, gewendet auf jeweils ein und denselben beliebigen Betrachtungszeitpunkt.]
In der figürlichen Alltagssprache der
Händler beim Umgang mit Spreads werden die ihn ausmachenden Glieder
bisweilen auch als "die Beine" eines Spreads bezeichnet, während
bei aller Verschiedenheit im Einzelnen das eine "Bein" jedes Falles
aus einer Verkaufs-Position (Short), das andere "Bein"
dementgegen aus einer Kauf-Position* (Long) in
Futures besteht. Das Hauptaugenmerk richtet sich im Handel mit eng verflochtenen
Futures, wie es Spreads eben sind, vornehmlich auf prognostizierbare
Änderungen in der Preisdifferenz
(= Basisänderungen) der eigenständigen
Beine eines Spreads – und zwar weitgehend losgelöst vom augenblicklich
herrschenden Kursstand resp. des möglichen Ganges in der Grundausrichtung
des betreffenden Marktes selbst.
[* Anmerkung:
Die einzelnen Beine eines Spreads müssen dabei nicht zwangsläufig im
Verhältnis der Parität, also etwa immer nur linear in der Einzahl ("one-to-one"),
zueinander stehen. Ein Posten in Spreads kann sehr wohl dem Größenverhältnis
nach sich aus ganz ungleichzahligen Teilstücken zusammensetzen ("tailed
spread"); er muss aber zumindest in einem Kontrakt "long" und in
einem anderen Kontrakt "short" sein.]
Wenngleich vom Leitgedanken her ähnlich,
verfolgen Spread-Geschäfte im Anwendungszusammenhang grundsätzlich anderen
Rücksichten als man sie von den mit ihnen in naher Verwandtschaft stehenden
Hedgegeschäften her kennt. Kein Wunder, denn beide Geschäftsarten stellen
auf urverschiedene Ziele ab. Der Grundgedanke von
Hedging prägt
sich aus in der Herabsetzung von Preisunsicherheitsursachen, die einem
auf dem Spotmarkt bestehenden offen Posten oder einem künftig erst noch
einzurichtenden Spot- oder Termingeschäft anhängen, indem diesem zu
seiner Sicherung eine gegenläufige Position in Form eines Ergänzungsgeschäfts
im Terminmarkt zeitweilig entgegengestellt wird, während im Falle von
Spreads die spekulative Ausnutzung von Preisunterschieden zwischen
verschiedenen Futures-Kontrakten der eigentliche Zweck ist. Ein
erfolgssicherer Handel mit Spreads stützt sich vorzugsweise auf bestimmt
gegebene, klug ausgewählte Handlungspläne mit erlesenem Risikoprofil,
eingeschlagen in der Absicht, bald durchgreifende Verschiebungen in
den Wertverhältnissen von Waren und Kapitalgütern, bald vermeintliche
Widersprüchlichkeiten zwischen ökonomisch fundierten Verbindungen, bald
auch empirische Regelmäßigkeiten zwischen verschiedenen Futuresmärkten
gewinnbringend auszunützen. Es sei dies ins Einzelne ausgeführt:
Der gestandene, hellsichtige
Trader setzt im Umgang mit
Spreads ("spreading") ganz auf ein Steigen der Kursnotierung
des gekauften Terminkontrakts ("long"), während er wünscht und hofft,
dass die Notiz des diesem gegenüberstehenden verkauften Terminkontrakts
("short") in gleichem Zuge falle, zum Mindesten aber, dass die erste
in stärkerer Proportion steige bzw. in weniger starkem Verhältnis falle
als die andere. Oder, mit einem Worte: Die Long-Seite soll die Short-Seite
im Wertzuwachs in einem möglichst hohen Maße übertreffen, oder umgekehrt.
Anders als der Inhaber einer Futures-Position herkömmlichen Stils ("outright-position",
"straight futures", "stand-alone"-Position; allg.: "Solo-Geschäft",
singuläres Derivategeschäft), der vorrangig dem auf dem betreffenden
Markt ausgewiesenen ("absoluten") Kursstand und dessen Änderung eine
sorgfältige Beachtung zuwenden wird, reizen den Trader in Spreads also
hauptsächlich Verschiebungen im Verhältnis der Preise, d.i.
eine Ausweitung oder Verringerung von Kursdifferenzen zu seinen
Gunsten ("relativ value trade"). Für ein einträgliches Spread-Trading
(Spreading) kommt demzufolge alles darauf an, die sich wahrhaftig einspielende
Laufrichtung der Kursunterschiede (Trends) in wirtschaftlich oder markttechnisch
miteinander verflochtenen Märkten rechtzeitig aufzuspüren und geschickt
zu verwerten. Überstarker Preisausschläge bedarf es dazu nicht. Eine
gute Gewinnaussicht besteht selbst in flauen, eher stationären Marktlagen,
falls beide Marktabschnitte sich nur gegensätzlich entwickeln. Ein weiterer,
recht vielverheißender Ansatz im Spread-Trading ist in einem frühzeitigen
Erkennen von zeitweiligen "Ungleichgewichten" zwischen den beobachteten
Kursnotierungen verschiedener Futures gelegen, in Erwartung einer Angleichung
der wahrgenommenen Abweichungen und Ineffizienzen ("Anomalien") in unmittelbarer
zeitlicher Folge durch den Markt ("carrying charge spread").
Unter diesem Blickwinkel betrachtet, rücken derartige Spread-Strategien
in die Nähe einer Arbitrage,
womit diesen aus sich heraus betont spekulative Züge anhaften ("Differenzarbitrage",
"Risikoarbitrage"). Durch ihren Einsatz wird der Spread-Trader so gut
wie zu einem Risiko-Arbitrageur.
Das tätige Handeln mit Spreads trägt im
Allgemeinen den Wesenszug einer eher konservativen Trading-Strategie
an sich; denn durch sein fein ausgeklügeltes, bedächtiges Vorgehen tauscht
der Inhaber einer Spread-Position* das einer Singularposition
anhaftende absolute Preisänderungsrisiko gegen das Risiko einer Änderung
in den Kursverhältnissen zwischen zwar verschiedenen, aber innerlich
doch irgendwie zusammenhängenden Futures, das aller Erfahrung nach von
deutlich bescheidenerem Ausmaß ist. Mögen die Partikularmärkte zuweilen
auch noch so hastig auf und nieder schwanken, wird dies den Gang des
Preisspreads weithin unberührt lassen. Dieser durchgreifende Erfahrungssachverhalt
schlägt sich gewöhnlich messbar nieder in einer merklich zurücktretenden
Volatilität der Wertänderungen
der Gesamtposition. Auch ist es unverkennbar, dass sich die Preise von
bestimmten Spreads auf eine gewisse absehbare Frist mit höherer Bestimmtheit
voraussehen lassen als die der Einzelmärkte. Sieht man indes genauer
zu, so ist das Halten eines Spreads im wirklichen Geschehen lediglich
auf dieser von obenher beschauten Ebene, nicht jedoch notwendigerweise
auch auf einer unter einem geänderten, weniger flüchtigen Blickwinkel
betrachteten zweiten mit weniger Risiko behaftet als das Halten einfacher
(singulärer) Long- oder Short-Positionen in Futures (Outright-Positionen),
wie noch unten weiter auseinandergesetzt.
[* Anmerkung:
Der Begriff Position ist in
Bezug auf Spreads nicht im strengen Wortsinne einer singulären, nur
nach einer Seite hin offene Position zu verstehen, sondern benennt hier
begreiflicherweise das zu einer Einheit zusammengestellte Konstrukt
als Ganzes.]
Das häufig angeführte herabgesetzte Risiko
von Spread-Positionen gegenüber Outright-Positionen führt offenkundig
zurück auf ein aufs Engste verbundene (das ist ein höchst ausgebreitetes
reziprokes, sich kompensierendes) Preisgefüge von in ihrer wirtschaftlichen
Gestaltung bzw. zeitlichen Schichtung einander mehr oder minder gleichartigen
Basiswerten. Überhaupt lehrt uns die Empirie, dass die Preisentwicklungen
in jenen Futures-Märkten, die miteinander in einer gewissen kausalen
ökonomischen Wechselbeziehung stehen, dazu neigen, sich über weite Strecken
ganz ähnlich zu vollziehen, was bei richtig zusammengepaarten Spreads
bezeichnenderweise durch eine ausgeprägt positive statistische
Korrelation
(= innige Wechselbeziehung)
zwischen den betreffenden Märkten auch zahlenmäßig auf das sinnfälligste
zum Ausdruck kommt. Dies führt in allgemeiner Weise dazu, dass selbst
wenn der Spread-Trader sich im Nachhinein in seinen Markterwartungen
getäuscht sieht, der aus dem einen Teil der Spread-Position erwachsende
Verlust sich oftmals – bis auf Basisänderungen – zu einem guten Teil
auffangen lässt durch den Gewinn aus der ihm gegenüberstehenden zweiten
Futures-Position (d.i. "das
andere Bein" des Spreads). Dennoch darf man sich keiner Täuschung darüber
hingeben, dass jedes Geschäft mit Spreads – zumal bei mangelnder Kenntnis
der Marktlage oder durchschlagendem persönlichem Ungeschick – auch immerfort
die folgenschwere Gefahr des völligen Misslingens mit sich bringt. So
kann eine Schieflage im Trading mit manch einem Spread das Vermögen
des unglücklich arbitrierenden Händlers zuweilen gar empfindlich schmälern,
besonders dann, wenn im Schlussergebnis beide Quoten eines Spreads so
arg fehlschlagen, dass jede für sich ganz gewaltige Verluste einbringt.
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Angesichts der im großen Ganzen von Spread-Geschäften
herrührenden verminderten Wertgefahr gewähren die Börsen – so im Allgemeinen
auch die kontoführenden Finanzinstitute – für die Öffnung von ausgesuchten
Spread-Positionen in Futures im Regelfall einen deutlichen Nachlass
bei den Ersteinschüssen ("initial
margin"; hierbei meist als "spread-margin" bezeichnet).
Die Margen-Beanspruchung für die im Marktverkehr geläufigsten Arten
von Spreads, die sich auf anerkannte standardisierte Futures-Strategien
beziehen, liegt durchweg selbst unterhalb des Satzes für ein herkömmliches
"maintenance
margin" (welches sodann für eben jene Spreads ebenfalls niedriger
ausfällt), wie sie gemeinhin an den Plätzen für die einschichtigen spekulativ
ausgerichteten Posten als unterer Puffer veranschlagt werden. Dies hat
nicht nur den Vorteil einer geringeren Liquiditätsbelastung für sich,
sondern ermöglicht auch eine Verbesserung an den Diversifikationsmöglichkeiten
der Anlagemittel. Ebendeshalb rücken Spreads in den Gesichtskreis besonders
von Haltern kleinerer Handelskonten, die damit die Gelegenheit erhalten,
ihre Einzelgeschäfte breiter aufzustellen, zu "streuen". Allerdings
sei bei der Übertragung auf anderweitige Betrachtungsebenen jenseits
eines "relative value trade" sogleich zur Achtsamkeit gemahnt: Namentlich
mit Wirkung auf Investitionssummen und deren
Margin-Renditen
("return on investment" ROI) kann das mit Spreads verbundene
Verlustrisiko, verstärkt durch den vervielfältigten
Hebeleffekt aus
dem verringerten Margin-Erfordernis, mit Risiken aus alleinigen Futures-Positionen
durchaus vergleichbar werden, wenn nicht gar übersteigen! Entsprechendes
gilt nicht am wenigsten von Commodity-Spreads unterschiedlicher Erntejahre
und ganz besonders von Spreads in nicht lagerfähigen Waren.
Ein bestehender Spread wird durch
Glattstellung
seiner Teilpositionen ordentlicherweise aufgelöst ("unwinding",
"backspreading"), sein Ergebnis dann und deshalb verwirklicht.
Der Einfachheit halber bedient sich der gewandte Spread-Trader hierzu
des von den Terminbörsen gesondert bereitgestellten Orderinstrumentariums
für Spreads ("spread
order"). Mit Hilfe dessen leitet er nicht nur einen nahezu gleichzeitigen
Aufbau des zusammenzupaarenden Postens ein, sondern wickelt diesen nachher
mit einem Wurf auch gleichzeitig wieder ab. Oft sind es eigenständige
Handelspersonen, so zumal
Market-Maker, die
die Marktgegenseite für einen Spread einzunehmen bereit sind. Ohnedies
ist die Einnahme eines spiegelbildlichen Geschäfts das übliche und rascheste
Verfahren, um zum einen das rechtliche Gebundensein an vertraglich auferlegte
Pflichten aus den einzelnen Futures, so z.B.
dingliche Liefer- und Abnahmeverpflichtungen von Waren oder Wertpapieren,
vollständig wieder aufzuheben und zum anderen das finanzielle Ergebnis
aus der Position unter Ausgleich der durch Marktwertänderungen übrig
gebliebenen Zahlungsansprüche über die eingeschaltete Clearingstelle
zu verwirklichen.
Die Teile eines Spreads sind nicht notwendig
auf ein dauerhaftes Zusammenbleiben angelegt. Ihr Zusammenhalt ist trennbar.
Ein Spread lässt sich durch Schließung der teilnehmenden Rationen entweder
ganz oder bis auf eine zurückgelassene Splittergruppe oder Singularposition
leicht wieder sprengen ("leg out"). Stellt der Inhaber eines
Spreads im Zuge seiner Trading-Strategie also Futures nur des einen
Teiles seiner Position an einem Spread glatt, während er den erübrigenden
Teil ("das andere Bein") weiterhin aufrechterhält ("to lift one leg"),
so hat er zu gewärtigen, dass mit Herbeiführung der Vereinzelung die
verbliebene spekulative Einzelposition augenblicklich von ihrem natürlichen
Schutz entblößt ist. Des ausgleichenden Schutzes ledig, lebt in der
Letzteren die ganz gewöhnliche "stand-alone"-Long- oder "stand-alone"-Short-Position
in Futures wieder auf, die notwendig nun im betreffenden Steigerungsgrad
um ebensoviel den ihr eigenen Verlustgefahren ausgesetzt ist und darum
im gleichen Augenblick mit der üblichen vollen Margin-Summe wieder einer
angemessenen Deckung bedarf.
Es sei nicht versäumt, abschließend noch
darauf hinzuweisen, dass die Begründung eines Spreads sich gemeinhin
ebenso gut durch ungleichzeitigen Aufbau seiner einzelnen Bestandteile
herbeiführen ließe. Ohnehin wird dies notwendig sein, falls Einzelorders
für den ausgesuchten Spread von der Börse oder dem Handelshaus nicht
angenommen werden. Überdies können taktische Überlegungen einen stufenweisen
Aufbau bedingen. Sofern nämlich die Umstände dem geschäftsgewohnten,
besonnenen Trader kein sofortiges Handeln abnötigen, wird dieser das
gegenwärtige Preisgebäude zunächst einer reiflichen Prüfung unterziehen,
und nach umsichtigem Bedenken der Marktlage einen Spread allenfalls
erst dann zur Vollendung zu bringen suchen, wenn auf dem Boden der gewählten
Trading-Strategie an der Schwelle des Entschlusses das Verhältnis der
angehenden Terminkurse (Basis)
zueinander die Aussichten auf eine Anziehung oder Drehung des Spread-Preises
als besonders Erfolg versprechend erscheinen lässt ("leg into a spread").
Im Falle von Märkten unterschiedlicher Liquidität wird er bei dieser
Gelegenheit vernünftigerweise denjenigen Markt zuerst betreten, der
sich weniger liquide zeigt, weil der andere weit leichter zugänglich
ist. In günstigen Marktlagen lässt sich auf diese Weise nicht etwa nur
ein bestehender Buchgewinn sichern und allmählich ausbauen, sondern
aus der zügigen Wahrnehmung einer vorteilhaften Gestaltung der Basis
letztlich sogar ein zusätzlicher Ertrag ziehen. Andererseits liegt hierin
stets eine gewisse Gefahr, wegen allzu langen Zögerns und vielleicht
auch wegen mangelnder Marktliquidität
entweder eine an sich günstige Gewinnaussicht im Trading für den Augenblick
jedenfalls verscherzt oder den Spread zu empfindlich ungünstigen Einstiegskursen
errichtet zu haben ("legging risk"). Ein Taktieren auf diesem
Boden erfordert ganz offenbar ein ausgesprochen hohes Maß an Gewandtheit
und Berufserfahrung, und es sei angesichts der damit erkauften erhöhten
Verlustgefahr dem weniger kundigen Spread-Trader deshalb auch widerraten
und nicht zur Nachahmung anempfohlen.
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Im Einzelnen umspannen Spreads in Futures
die folgenden Erscheinungsformen:
– Intra-Markt-Spread ("intramarket
spread"; auch intertemporaler oder "time"-Spread,
"intermonth spread", "calendar spread",
"calendar basis trade", "intracommodity-spread", Intra-Kontraktspread,
"intracontract-spread" oder "interdelivery-spread" genannt):
Diese überaus gebräuchliche und im Börsenleben entsprechend häufig begegnende
Mischung setzt sich zusammen aus Futures mit Basiswerten ("underlying")
von einerlei Art, die zwar jeweils an derselben Terminbörse gehandelt,
dort jedoch in unterschiedlichen
Liefermonaten eingenommen
werden. Als Beispiele hiervon lassen sich ein an der New York Mercantile
Exchange eingerichteter September23/Dezember23 Benzin-Spread (NYMEX
NY Harbor RBOB Gasoline) oder etwa auch ein an der ICE Futures U.S.
aufgebauter Juli23/Oktober23 Zucker-Spread (NYBOT
Sugar No. 11) anführen. Da jeder Spread der vorbezeichneten Sorte
sich stets aus einer Long- und einer Short-Position in einem
gattungsgleichen "underlying" zusammensetzt, gehen aus jedem Preiswechsel
im unterliegenden Markt mit einem Schlag in der einen Teilposition Gewinne
von entsprechender Höhe hervor, denen in der anderen Verluste auf gleichem
Fuß gegenüberstehen. Der Halter des nämlichen Spreads verspricht sich
einen Vorteil davon, dass bestimmte markttechnische Kräfte, die in den
bestehenden Laufzeitunterschieden ihre Ursachen haben, den Kurs der
Long-Position weiter heben bzw. weniger weit senken als den Kurs der
Short-Position. An den meisten Börsen wird diese viel beliebte Art eines
Spreads auch als einheitlicher Posten anerkannt, was wiederum die Annehmlichkeit
hat, dass er sich mittels einer einzigen
Order bequem einrichten und
auch wieder schließen lässt. Seine Einzelteile müssen also nicht eigens
durch gesonderte Orders erst geöffnet und nachher umständlich durch
getrennte Orders wieder geschlossen werden. Intra-Markt-Spreads werden
oft und gern von Absicherern ("hedgers") herangezogen, um ihre
zum Schutz aufgerichteten kurzfristigen, aber hochliquiden Terminposten
in den nächstfolgenden Termin umzuschichten ("roll a contract forward").
– Inter-Markt-Spread ("intermarket
spread", "location spread", "inter-exchange-spread"):
Diese Gattung eines Spreads besteht aus Futures mit (zumindest der Spezies
nach) gleichem Basiswert, welche jedoch an verschiedenen Terminbörsen
oder Abteilungen derselben notiert und gehandelt werden. Als Beispiel
anführen lässt sich der Kauf von September12
SRW-Weizen am CBOT
in Chicago bei gleichzeitigem Verkauf von September12 KC
HRW Weizen (wie ehemals an der
Börse zu Kansas City KCBT gehandelt, der nun aber ebenfalls am CBOT
notiert wird, jetzt beides Sektionen der CME Group). Aber auch der Gold-Silber-Ratio-Spread
(GSR) lässt sich recht wohl noch unter diese Gattung einordnen. Ein
Inter-Markt-Spread lässt sich ebenso wohl in Form eines "calendar
spread" aufbauen, sofern er sich dabei auf unterschiedliche Termine
stützt. Der Gebrauch von "location"-Spreads beruht im regelmäßigen Fall
auf bestimmten Arbirtage-Motiven.
Vor folgendem Hintergrund: Die Preisunterschiede von generisch bestimmten
Waren ganz gleichen Zuschnitts, die an geographisch fern voneinander
gelegenen Orten zu gleicher Zeit gehandelt werden, dürfen die Transportkosten
zwischen beiden Handelsräumen für diese nicht übersteigen, widrigenfalls
sich sofort gewinnträchtige Arbitragemöglichkeiten eröffneten. – Allerdings
fallen bei solcherart Spread gemeinhin die für Spreads sonst üblichen
Abschläge bei den Margin-Erfordernissen weg.
– Inter-Commodity-Spread ("intercommodity-spread",
"intercontract-spread", "inter-product-spread" IPS,
"intermarket-spread", "straddle"): Hierunter versteht man
eine Mischung von Futures, die dadurch charakterisiert ist, dass diese
sich zwar von artverschiedenen, jedoch in einer mehr oder minder nahen
ökonomischen Beziehung stehenden und daher preislich positiv korrelierten
Basiswerten herschreiben. Im Regelfall der Praxis werden seine Elemente
zugleich auch in demselben Terminmonat und an derselben Terminbörse
gehandelt. Sind verschiedene Börsen im Spiel, so spricht man wieder
von einem "inter-exchange-spread". Zweck einer solchen Positionierung
ist es, von zeitweiligen (teils auch vorgezeichnet von saisonbedingten)
Preisungleichgewichten Nutzen zu ziehen. Als Beispiel sei der Kauf von
Dezember-Weizen und Verkauf von Dezember-Mais an der Terminbörse CBOT
der CME Group genannt. Da Mais
bei sporadischen Gelegenheiten als Ergänzungs- oder Substitutionsgut
für Weizen Verwendung findet, werden sich die Preise beider Getreidearten
im Allgemeinen relativ gleichförmig entwickeln. Weitere "horizontale"
Mischungsmöglichkeiten wären etwa T-Bills und Eurodollar, "cattle" und
"hogs", "oats" und "corn" bis hin zu "cotton" und "soybeans". Verringerte
Margin-Erfordernisse bei "intercontract-spread" indes kommen im freien
Umgang mit dieserart Spread nur sehr selten vor.
– Produkt-Spread ("source-product
spread", "commodity product spread", "intercommodity-spread"):
Hierunter fällt der gleichzeitige Kauf und Verkauf von Futures auf ein
bestimmtes Rohprodukt einesteils und auf ein oder eine gewisse Anzahl
der aus ihm hergestellten Fabrikate andernteils. Beispiele für derartige
Spreads, die, wie man sagt, über "vertikale Produktstufen" laufen, sind
(1.) der Sojabohnen-Crush-Spread, der aus einer Long-Position
in Sojabohnen und einer darauf bezüglich der Zahl zugepassten Short-Position
in Sojaöl und/oder Sojamehl besteht, oder der "Reverse Crush-Spread",
der umgekehrt aus einer Short-Position in Sojabohnen und einer Long-Position
in Sojaöl resp. Sojamehl gebildet ist; (2.) der sog. "Crack-Spread"
bzw. der "invertierte Crack-Spread" ("reverse crack spread"),
die Rohöl und dessen Destillate, wie beispielsweise Heizöl und Benzin,
oder auch beide zusammen in bestimmten festen Verhältnissen zur Grundlage
haben. Gewöhnlich haben alle Kontrakte den gleichen Fälligkeitstermin,
der bei den Fabrikaten manchmal aber auch um einen Monat vor versetzt
wird. Ein invertierter Crack-Spread Januar Heizöl (long)/Januar Rohöl
(short) etwa wird von der spekulativ eingestellten Händlerschaft häufig
und gern dann verwendet, wenn zu erwarten steht, dass – wie häufig zu
beobachten – die Heizölpreise im Winter verhältnismäßig stärker steigen
als die Rohölpreise. Auch Produkt-Spreads bekommen von den Börsen in
aller Regel einen Nachlass beim Margin ("margin credit").
Bei sämtlichen vorstehend
genannten Arten von Spread lassen sich,
sofern diese auf ungleichen Terminmonaten aufsetzen, stets zwei verschiedene
Artenformen von Spreads voneinander unterscheiden: 1.) der "bull"-Spread
und 2.) der "bear"-Spread.
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Ein "bull"-Spread ist dadurch
charakterisiert, dass ein zeitlich nahe liegender Termin gekauft
und nebenher ein zeitlich fernerer Termin verkauft wird. Der Spread-Trader
spekuliert mithin darauf, dass die Kurse im frühen Terminmonat stärker
steigen bzw. weniger stark fallen als im gegenüberstehenden zeitfernen
Terminmonat. Der Trader profitiert, wenn der Spread sich verstärkt
("stengthens").
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Ein "bear"-Spread hingegen
charakterisiert sich dadurch, dass ein zeitlich nahe liegender Termin
verkauft und nebenher ein weiter abliegender Termin gekauft wird.
Der Spread-Trader spekuliert mithin auf im näher liegenden Terminmonat
stärker fallende bzw. weniger stark steigende Kurse als im gegenüberstehenden
entfernten Terminmonat. Der Trader profitiert, wenn der Spread sich
abschwächt ("weakens").*
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[* Bemerkt sei,
dass die beiden obigen Begriffserklärungen Bezug nehmen auf praktische
Verhältnisse und Erfahrungsregeln an den Märkten. Der Begriff "bull"
kennzeichnet bekanntlich einen Markt, der von allgemein steigenden Kursen
geprägt ist. Der Begriff "bear" dagegen steht für einen Markt von allgemein
sinkendem Kursverlauf. Die Rechtfertigung der vorangehenden Auslegung
leitet sich her von dem Erfahrungssachverhalt, dass durch die Nachrichtenlage
und den Wissensstand veranlasste Richtungsänderungen der Kurse, zumal
in den Warenmärkten, sich häufig und gerne zuerst in den mehr liquiden,
frühen Terminen niederschlagen
denn in den weiter entlegenen ("Samuelson-Effekt"). Vom theoretischen
Standpunkt eines "Cost of carry"-Modells
aus, besonders in den "full-carry"-Märkten von "financial assets", scheint
die der obigen entgegengesetzte Ausdeutung indes angezeigter zu sein.]
– Des Weiteren stößt man hie und da auf
eine Anfertigung, die unter der Aufschrift Butterfly-Spread in
Händlerkreisen weithin bekannt ist: Hierbei handelt es sich um eine
aufeinander fein abgestimmte Verknüpfung zweier Spreads. Ein Intramarket-Butterfly-Spread
etwa wird eingeleitet durch den "Kauf" eines im Wert verhältnismäßig
niedrig angesetzten Intra-Markt-Spreads, während ein im Wert verhältnismäßig
hoch angesetzter Intra-Markt-Spread "verkauft" wird. Der aufmerksame
Spread-Trader in Butterfly-Spreads vermutet ein Ungleichgewicht in dem
bestehenden Preisunterschied zwischen den zusammengehaltenen Spreads
und baut infolge dieser Erwägung mit Einleitung des Spread-Geschäfts
auf eine ziffermäßige Angleichung dieser Abweichung von ihrem vorab
erkannten Richtstand. – An der Terminbörse CME und am CBOT
steht der Begriff eines Butterfly-Spreads wieder für eine Zusammenstellung
aus dreierlei verschiedenen und gleichverteilten Monatsterminen innerhalb
eines Produktmarktes, wobei der mittlere Termin von doppeltem Gewicht
ist: so z.B. wird der Kauf
eines Butterfly-Spreads eingeleitet durch gleichzeitigen Kauf eines
nahen Termins, den Verkauf zweier des nächstfolgenden Termins und endlich
den Kauf des sich daran anschließenden Termins ein und derselben Produktart.
Das Verhältnis seiner Glieder stellt sich folglich dar wie +1:–2:+1.
Noch anderweitige Verkettungen mit noch zahlreicheren Beinen finden
sich in Gestalt eines Condors, der aus 4 aufeinander folgenden
Quartalsterminen im Verhältnis +1:–1:–1:+1
besteht, sowie eines Strips und Balanced Strips, welche
sich aus bis zu 24 in sich verwundenen Gliedern zusammensetzen können.
Die vorstehende wirtschaftlich-technische
Einordnung der im täglichen Handelsverkehr anzutreffenden Hauptformen
von Spreads ist keineswegs abschließend, sondern bietet durchaus weiteren
Spielraum für Mannigfaltigkeit.
Auf der nächsten Seite werden grundlegende
Berechnungsverfahren sowie Beispiele für einige nützliche praktische
Anwendungsfälle von Spreads näher vorgestellt.
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