Was ist ein Spread in Futures?
Das Nebeneinander verschiedenartiger
Futures-Kontrakte von unterschiedlichen
Fristigkeiten mit ihren artenreichen Grundinstrumenten, alle in gleicher
Linie gehandelt an vielnamigen Terminbörsen
rund um den Erdkreis, erweitert das überkommene Entscheidungsfeld der
Markthändler um eine bunte Mannigfaltigkeit von neuen, vielschichtigeren
Handlungsalternativen in Gestalt von gesonderten Anlagekombinationen.
Darunter gemeint sind alle Zusammenstellungen von sogenannten
Spreads. Der Vielfalt und
Vielgestaltigkeit der aus den Spielarten in der Auswahl hervorgehenden
zusätzlichen Konstruktionsformen und Handelsstrategien sind Grenzen
gezogen im Grunde allein durch die Sinnhaftigkeit in der reichen Zahl
von Verbindungsmöglichkeiten, die zwischen den einzelnen an den Plätzen
weltweit anzutreffenden unterschiedlich ausgestalteten Futures-Produkten
gegeben sind.
Der besondere Vorzug, den Spreads in Futures
einzeln gehaltenen Posten voraus haben, kommt für den sachkundigen wie
risikobewussten Trader eindeutig darin zum Ausdruck, dass unter Wahrung
der Chancen auf ansehnliche Kursgewinne bei bloß mäßigem Kapitaleinsatz
sich das Risiko von Vermögensverlusten in seinen Ausmaßen spürbar vermindern
lässt, wodurch dieses immerhin leichter überschaubar und besser kalkulierbar
wird. Überdies wird der Trader durch eine widmungsgemäße Anwendung von
Spreads in Gegenüberstellung zu herkömmlichen spekulativen Positionen
in Futures vor den Unannehmlichkeiten eines Liquiditätsengpasses oder
gar der Gefahr eines Hineinmanövrierens in existenzgefährdende Situationen
ganz vorzüglich bewahrt.
Spreads
in Futures geben den Stoff
zu einer ganzen Reihe anspruchsvollerer spekulativer Handelstechniken
im Börsenterminhandel. Um das
Trading mit den zahlreichen Varianten an zusammenfügbaren Futures
auf anhaltende Dauer mit Erfolg leisten zu können, bedarf es im Ganzen
einer soliden Fundierung durch zweckmäßig ausgeklügelte Trading-Strategien.
Derartige Verfeinerungen in der Planung, Methode und dem Vorgehen sind
allesamt aus dem Grundgedanken geboren, Futures auf geschickte Weise
in eine möglichst nützliche und sinnvolle Verbindung miteinander zu
bringen. Erst durch ein planmäßig durchdachtes, kunstgerechtes Zusammenwirken
nach Maßgabe einer wohl überlegten Strategie, das diese im Hinblick
auf ihr Verhältnis gegeneinander in die bevorzugte Stellung bringt,
wird ihr Nebeneinander auch zum Füreinander. Spread-Geschäfte in Futures
sind demnach stets fein aufeinander abgestimmte, in sich verschlungene
Doppelgeschäfte, getragen von einem einheitlichen Leitgedanken.
Unberührt von der damit verfolgten Absicht,
füglich unter rein technischem Blickwinkel betrachtet, wird an den Futures-Märkten
ein Spread eingeleitet jedes Mal durch Einnahme einer Kaufposition (Long),
der praktisch gleichzeitig und parallel dazu die Einnahme einer davon
unterscheidbaren Verkaufsposition (Short)
beigegeben wird. Das Produkt aus Long- und Short-Futures bildet zusammen
den Spread. Zwar tragen die einzelnen der so zu gemeinsamem Werk vereinigten
Long-Futures- und Short-Futures-Posten eines Spreads hinsichtlich ihrer
Ausgestaltung (Spezifikation
der Kontrakte) in aller Regel gewisse übereinstimmende ökonomische Züge;
beide Seiten aber werden sich in mindestens einem ihrer kennzeichnenden
Merkmale klar gegeneinander abgrenzen lassen
(= unterschiedliche Futures-Serien*).
Während beispielsweise eine Long-Position in
CBOT-Dezember-Weizen
und eine nebenher aufgerichtete Short-Position in
CBOT-Dezember-Mais
erkennbar als ein Spread in Futures aus Hauptgetreiden daherkommt, kann
man das etwa von der eigentümlichen Mischung einer
COMEX-Juli-Kupfer-Long-Position
und einer ihr zur Seite geschickten
NYBOT-Dezember-Kaffee-Short-Position
nur schwerlich behaupten. – Nach Begründung eines Spread-Geschäfts durch
Herstellung einer gut durchdachten Zuordnung zweier Kontraktarten zu
einem zusammenhängenden Ganzen höherer Art gilt das Hauptaugenmerk nun
nicht mehr den Verlustgefahren und Gewinnerwartungen jeder Position
für sich allein genommen, sondern vielmehr der Kursdifferenz
zwischen den Kursen der Einzelposten des Spreads
(= Größe des Spreads, "Spread-Preis",
"premium") und der künftigen Änderung ihres Ziffernwertes, was
im Folgenden noch in helleres Licht gesetzt werden soll.
[* Anmerkung:
Alle Futures-Kontrakte, die, den Preis ausgenommen, in sämtlichen ihrer
Wesensmerkmale und Ausprägungen übereinstimmen, lassen sich einer einheitlichen
Futures-Serie ("futures series") einreihen.]


Der Begriff Spread, dem Englischen
»ausbreiten, ausstrecken, spreizen; Spanne« entlehnt: so viel
wie Differenzgeschäft (hier nicht im rechtstechnischen Sinne
zu verstehen), wird in der Fachsprache des Terminhandels überhaupt sehr
unterschiedlich benützt. So wird der Name "Spread", ungleich der Nomenklatur
im Rahmen von Optionsgeschäften, im Zusammenhang mit gemischten Futures-Geschäften
landläufig als Synonym für den Namen "Straddle" verwendet (im deutsprachigen
Raum werden sie in seltenen Fällen auch als Stellagegeschäfte
benannt). Der Terminus "Spread" bzw. "Straddle" (in den USA mitunter
auch mit dem Wechselwort "Switch" benannt) bezeichnet im Handel mit
Futures ganz konkret ein planvoll kombiniertes Terminkontraktgeschäft
("combination"), das, wie oben dargelegt, zur Entstehung gelangt
durch Formierung einer Long/Short-Beziehung zwischen Marktinstrumenten,
die zwar unterschiedlichen Gattungen angehören, die aber miteinander
immerhin größere Ähnlichkeit als Verschiedenheit erkennen lassen. Streng
genommen und grundsätzlich versteht man im Terminhandel unter einem
Spread allein das Ausmaß der Preisdifferenz zwischen den Terminpreisen
zweier gesonderter, gleichwohl ökonomisch verwandter Finanzmarktderivate
(Preis-Spread als Differentialpreis).*
[* Konkret gesprochen
bezeichnet also das Gebilde aus Long- und Short-Position den Straddle,
dessen Preisdifferenz den Spread. Ebenso treffend ließe sich für Letztere
aber auch der Name Basis verwenden.
Der Begriff Basis steht sonach im Terminverkehr in doppelter Hinsicht
in Übung. Er kennzeichnet sowohl beim
Hedgegeschäft ("Preissicherungsgeschäft")
als auch bei kombinierten Terminkontraktgeschäften (Spreads in Futures)
die Preisdifferenz zwischen den Marktpreisen in den einzelnen
Teilpositionen, gewendet auf jeweils ein und denselben beliebigen Betrachtungszeitpunkt.]
Im Umgang mit gemischten Futures-Geschäften
werden die konstituierenden Glieder eines daraus hervorgehenden Spreads
in der figürlichen Alltagssprache der Händler bisweilen auch als
"die Beine" eines Spreads bezeichnet, wobei bei aller Verschiedenheit
im Einzelnen das eine "Bein" jedes Mal aus einer Verkaufs-Position
(Short), das andere "Bein" jedes Mal aus einer Kauf-Position*
(Long) in Futures besteht. Das Augenmerk richtet sich im Handel mit
Spreads, wie soeben erwähnt, vornehmlich auf prognostizierbare Änderungen
in der Preisdifferenz (=
Basisänderungen) der selbständigen Beine eines Spreads – und zwar weitgehend
losgelöst vom augenblicklich herrschenden Kursstand resp. des möglichen
Ganges in der Grundausrichtung des betreffenden Marktes selbst.
[* Anmerkung:
Die einzelnen Beine eines Spreads müssen dabei nicht zwangsläufig im
Verhältnis der Parität, also etwa immer nur linear in der Einzahl ("one-to-one"),
zueinander stehen. Ein Posten in Spreads kann sehr wohl dem Größenverhältnis
nach sich aus ganz ungleichzahligen Komponenten zusammensetzen ("tailed
spread"); er muss aber zumindest in einem Kontrakt "long" und in
einem anderen Kontrakt "short" sein.]
Wenngleich vom Leitgedanken her ähnlich,
verfolgen Spread-Geschäfte im Anwendungszusammenhang grundsätzlich anderen
Rücksichten als man sie von den mit ihnen in naher Verwandtschaft stehenden
Hedgegeschäften her kennt. Kein Wunder, denn beide Geschäftsarten stellen
auf urverschiedene Ziele ab. Der Grundgedanke von
Hedging prägt
sich aus in der Herabsetzung von Preisunsicherheitsursachen, die einem
auf dem Spotmarkt bestehenden offen Posten oder einem künftig erst noch
einzurichtenden Spot- oder Termingeschäft anhängen, indem diesem zu
seiner Sicherung eine gegenläufige Position in Form eines Ergänzungsgeschäfts
im Terminmarkt zeitweilig entgegengestellt wird, während im Falle von
Spreads die spekulative Ausnutzung von Preisunterschieden zwischen
verschiedenen Futures-Kontrakten der eigentliche Zweck ist. Ein
erfolgssicherer Handel mit Spreads stützt sich vorzugsweise auf bestimmt
gegebene, klug ausgewählte Strategien von erlesenem Risikoprofil, eingeschlagen
in der Absicht, bald durchgreifende Verschiebungen in den Wertverhältnissen
von Waren und Kapitalgütern, bald vermeintliche Widersprüchlichkeiten
zwischen ökonomisch fundierten Verbindungen, bald auch empirische Regelmäßigkeiten
zwischen verschiedenen Futuresmärkten gewinnbringend auszunützen. Es
sei dies ins Einzelne ausgeführt:
Der hellsichtige
Trader setzt im Trading mit
Spreads ganz auf ein Steigen der Kursnotiz des gekauften Terminkontrakts
("long"), während er wünscht und hofft, dass die Notiz des diesem gegenüberstehenden
verkauften Terminkontrakts ("short") in gleichem Zuge falle, zum Mindesten
aber, dass die erste in stärkerer Proportion steige bzw. in minder starker
Proportion falle als die andere. Oder mit einem Worte: Die Long-Seite
soll die Short-Seite im Wertzuwachs in einem möglichst hohen Maße übertreffen,
oder umgekehrt. Anders als der Inhaber einer Futures-Position herkömmlichen
Stils ("outright-position", "straight futures", "stand-alone"-Position;
allg.: "Solo-Geschäft", singuläres Derivategeschäft), der vorrangig
dem auf dem betreffenden Markt ausgewiesenen ("absoluten") Kursstand
und dessen Änderung eine sorgfältige Beachtung zuwenden wird, reizen
den Trader in Spreads also hauptsächlich Verschiebungen im Verhältnis
der Preise, d.i. eine Ausweitung
oder Verringerung von Kursdifferenzen zu seinen Gunsten ("relativ
value trade"). Für ein einträgliches Spread-Trading (Spreading)
kommt demzufolge alles darauf an, die sich wahrhaftig einspielende Laufrichtung
der Kursunterschiede (Trends) in wirtschaftlich oder markttechnisch
miteinander verflochtenen Märkten rechtzeitig aufzuspüren und geschickt
zu verwerten. Überstarker Preisausschläge bedarf es dazu nicht. Eine
gute Gewinnaussicht besteht selbst in flauen, eher stationären Marktlagen,
falls beide Marktsegmente sich nur gegensätzlich entwickeln. Ein weiterer
recht verheißungsvoller Ansatz im Spreads-Trading ist in einem frühzeitigen
Erkennen von zeitweiligen "Ungleichgewichten" zwischen den beobachteten
Kursnotizen verschiedener Futures gelegen, in Erwartung einer Angleichung
der wahrgenommenen Abweichungen und Ineffizienzen ("Anomalien") in unmittelbarer
zeitlicher Folge durch den Markt ("carrying charge spread").
Unter diesem Blickwinkel betrachtet, rücken derartige Spread-Strategien
in die Nähe einer Arbitrage,
womit diesen aus sich heraus betont spekulative Züge anhaften ("Differenzarbitrage",
"Risikoarbitrage"). Der Spread-Trader wird durch ihren Einsatz zum Risiko-Arbitrageur.
Das tätige Handeln mit Spreads trägt im
Allgemeinen den Charakter einer eher konservativen Trading-Strategie
an sich; denn der Inhaber einer Spread-Position* tauscht durch
sein koordiniertes Vorgehen, wie wir wissen, das einer Singularposition
anhaftende absolute Preisänderungsrisiko gegen das Risiko einer Änderung
in der Kursrelation zwischen zwar verschiedenen, aber innerlich doch
irgendwie zusammenhängenden Futures, das aller Erfahrung nach von deutlich
bescheidenerem Ausmaß ist. Mögen die Partikularmärkte zuweilen auch
noch so hastig fluktuieren, wird dies den Gang des Preisspreads weithin
unberührt lassen. Dieser notorische Erfahrungssachverhalt schlägt sich
gewöhnlich messbar nieder in einer merklich zurücktretenden
Volatilität der Wertänderungen
der Gesamtposition. Auch ist es unverkennbar, dass sich die Preise von
bestimmten Spreads auf eine gewisse absehbare Frist mit höherer Bestimmtheit
voraussehen lassen als die der Einzelmärkte. Sieht man indes genauer
zu, so ist das Halten eines Spreads de facto lediglich auf dieser von
obenan beschauten Ebene, nicht jedoch notwendigerweise auch auf einer
unter einem geänderten Blickwinkel betrachteten zweiten mit weniger
Risiko behaftet als das Halten simpler (singulärer) Long- oder Short-Positionen
in Futures (Outright-Positionen), wie noch unten dargelegt.
[* Anmerkung:
Der Begriff Position ist in
Bezug auf Spreads nicht im strengen Wortsinne einer singulären, nur
nach einer Seite hin offene Position zu verstehen, sondern benennt hier
begreiflicherweise das zu einer Einheit zusammengestellte Konstrukt
als Ganzes.]
Das häufig zitierte herabgesetzte Risiko
von Spread-Positionen gegenüber Outright-Positionen führt offenkundig
zurück auf ein aufs Engste verbundene (das ist ein höchst ausgebreitetes
reziprokes, sich kompensierendes) Preisgefüge von in ihrer ökonomischen
resp. zeitlichen Struktur einander mehr oder minder gleichartigen Basiswerten.
Überhaupt lehrt uns die Empirie, dass die Preisentwicklungen in jenen
Futures-Märkten, die miteinander in einer gewissen kausalen ökonomischen
Wechselbeziehung stehen, dazu tendieren, sich über weite Strecken ganz
ähnlich zu vollziehen, was bei richtig zusammengepaarten Spreads typischerweise
durch eine ausgeprägt positive statistische
Korrelation
(= innige Wechselbeziehung)
zwischen den betreffenden Märkten auch zahlenmäßig auf das sinnfälligste
zum Ausdruck kommt. Dies führt in allgemeiner Weise dazu, dass selbst
wenn der Spread-Trader sich im Nachhinein in seinen Markterwartungen
getäuscht sieht, der aus dem einen Teil der Spread-Position erwachsende
Verlust sich oftmals – bis auf Basisänderungen – zu einem guten Teil
auffangen lässt durch den Gewinn aus der ihm gegenüberstehenden zweiten
Futures-Position (d.i. "das
andere Bein" des Spreads). Dennoch darf man sich keiner Täuschung darüber
hingeben, dass jedes Engagement in Spreads – zumal bei mangelnder Kenntnis
der Marktlage oder durchschlagendem persönlichem Ungeschick – auch immerfort
die höchst akute Gefahr des völligen Misslingens mit sich bringt. So
kann eine Schieflage im Trading mit manch einem Spread das Vermögen
des unglücklich arbitrierenden Händlers zuweilen gar empfindlich schmälern,
besonders dann, wenn im Schlussergebnis beide Quoten eines Spreads so
arg fehlschlagen, dass jede für sich ganz gewaltige Verluste einbringt.
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Angesichts der im großen Ganzen von Spread-Geschäften
herrührenden verminderten Wertgefahr gewähren die Börsen – so im Allgemeinen
auch die kontoführenden Finanzinstitute – für die Öffnung von ausgesuchten
Spread-Positionen in Futures im Regelfall einen deutlichen Nachlass
bei den Ersteinschüssen ("initial
margin"; hierbei meist als "spread-margin" bezeichnet).
Die Margin-Beanspruchung für die im Marktverkehr geläufigsten Arten
von Spreads liegt durchweg selbst unterhalb des Satzes für ein herkömmliches
"maintenance
margin" (welches sodann für jene Spreads ebenfalls niedriger ausfällt),
wie sie gemeinhin an den Plätzen für die einschichtigen spekulativ ausgerichteten
Posten als unterer Puffer veranschlagt werden. Dies hat nicht nur den
Vorteil einer geringeren Liquiditätsbelastung für sich, sondern ermöglicht
auch eine Verbesserung an den Diversifikationsmöglichkeiten der Anlagemittel.
Ebendeshalb rücken Spreads in den Gesichtskreis besonders von Haltern
kleinerer Handelskonten, die damit die Gelegenheit erhalten, ihre Einzelgeschäfte
breiter aufzustellen, zu "streuen". Allerdings sei bei der Übertragung
auf anderweitige Ebenen jenseits eines "relative value trade" sogleich
zur Achtsamkeit gemahnt: Namentlich mit Wirkung auf Investitionssummen
und deren Margin-Renditen
("return on investment" ROI) kann das mit Spreads verbundene
Verlustrisiko, verstärkt durch den vervielfältigten
Hebeleffekt aus
dem verringerten Margin-Erfordernis, mit Risiken aus alleinigen Futures-Positionen
durchaus vergleichbar werden, wenn nicht gar übersteigen! Entsprechendes
gilt nicht am wenigsten von Commodity-Spreads unterschiedlicher Erntejahre
und ganz besonders von Spreads in nicht lagerfähigen Waren.
Ein bestehender Spread wird durch
Glattstellung
seiner Teilpositionen ordentlicherweise aufgelöst ("unwinding",
"backspreading"), sein Ergebnis dann und deshalb verwirklicht.
Der Einfachheit halber bedient sich der gewandte Spread-Trader hierzu
des von den Terminbörsen gesondert bereitgestellten Orderinstrumentariums
für Spreads ("spread
order"). Mit Hilfe dessen leitet er nicht nur einen nahezu gleichzeitigen
Aufbau des zusammengepaarten Postens ein, sondern wickelt diesen nachher
gleichzeitig mit einem Wurf auch wieder ab. Oft sind es eigenständige
Akteure, so zumal Market-Maker,
die die Marktgegenseite für einen Spread einzunehmen bereit sind. Ohnedies
ist die Einnahme eines spiegelbildlichen Geschäfts das übliche und rascheste
Verfahren, um zum einen das rechtliche Gebundensein an vertraglich auferlegte
Pflichten aus den einzelnen Futures, so z.B.
dingliche Liefer- und Abnahmeverpflichtungen von Waren oder Wertpapieren,
wieder vollständig aufzuheben und zum anderen das finanzielle Ergebnis
aus der Position unter Ausgleich der durch Marktwertänderungen übrig
gebliebenen Zahlungsansprüche über die eingeschaltete Clearingstelle
zu verwirklichen.
Die Teile eines Spreads sind nicht notwendig
auf ein dauerhaftes Zusammenbleiben angelegt. Ihr Zusammenhalt ist trennbar.
Ein Spread lässt sich durch Schließung der teilnehmenden Rationen entweder
ganz oder bis auf das zurückgelassene Fragment einer Singularposition
leicht wieder sprengen ("leg out"). Stellt der Inhaber eines
Spreads im Zuge seiner Spekulationsstrategie Futures also nur des einen
Teiles seiner Spread-Position glatt, während er den erübrigenden Teil
("das andere Bein") weiterhin aufrechterhält ("to lift one leg"),
so hat er zu gewärtigen, dass mit Herbeiführung der Vereinzelung die
verbliebene spekulative Einzelposition augenblicklich von ihrem natürlichen
Schutz entblößt ist. Des ausgleichenden Schutzes ledig, lebt in der
Letzteren die ganz gewöhnliche "stand-alone"-Long- oder Short-Position
in Futures wieder auf, die notwendig das ihr eigene typische Risikopotenzial
mit sich führt und darum im gleichen Augenblick mit der vollen regulären
Margin-Summe wieder einer angemessenen Deckung bedarf.
Es sei nicht versäumt, abschließend noch
darauf hinzuweisen, dass die Begründung eines Spreads sich gemeinhin
ebenso gut durch ungleichzeitigen Aufbau seiner einzelnen Bestandteile
herbeiführen ließe. Ohnehin wird dies notwendig sein, falls Einzelorders
für den ausgesuchten Spread von der Börse nicht angenommen werden. Überdies
können taktische Überlegungen einen stufenweisen Aufbau bedingen. Sofern
nämlich die Umstände dem geschäftsgewohnten, besonnenen Trader kein
sofortiges Handeln abnötigen, wird dieser das gegenwärtige Preisgebäude
zunächst einer reiflichen Prüfung unterziehen, und nach sorgfältigem
Bedenken der Marktlage einen Spread allenfalls erst dann zur Vollendung
zu bringen suchen, wenn auf dem Boden der gewählten Trading-Strategie
an der Schwelle des Entschlusses das Verhältnis der angehenden Terminkurse
(Basis) zueinander
die Chancen auf eine Anziehung oder Ausdrehung des Spread-Preises besonders
aussichtsreich erscheinen lässt ("leg into a spread"). Im Falle
von Märkten unterschiedlicher Liquidität wird er dabei vernünftigerweise
denjenigen Markt zuerst betreten, der sich weniger liquide zeigt, weil
der andere leichter zugänglich ist. In günstigen Marktlagen lässt sich
auf diese Weise nicht etwa nur ein bestehender Buchgewinn sichern und
allmählich ausbauen, sondern aus der zügigen Wahrnehmung einer vorteilhaften
Gestaltung der Basis letztlich sogar ein zusätzlicher Ertrag ziehen.
Andererseits liegt hierin stets eine gewisse Gefahr, wegen allzu langen
Zögerns und vielleicht wegen mangelnder Marktliquidität eine an sich
vielversprechende Trading-Chance für den Augenblick jedenfalls verscherzt
zu haben. Ein Taktieren auf diesem Boden erfordert ganz offenbar ein
ausgesprochen hohes Maß an Gewandtheit und Professionalität, und es
sei angesichts des damit erkauften erhöhten Verlustrisikos dem weniger
kundigen Spread-Trader deshalb auch widerraten und nicht zur Nachahmung
anempfohlen.
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Im Einzelnen umspannen Spreads in Futures
die folgenden Erscheinungsformen:
– Intra-Markt-Spread ("intramarket-spread";
auch intertemporaler oder "time"-Spread, "intermonth
spread", "calendar spread", "calendar basis trade",
"intracommodity-spread", Intra-Kontraktspread, "intracontract-spread"
oder "interdelivery-spread" genannt): Diese überaus gebräuchliche
und im Börsenleben entsprechend häufig begegnende Mischung setzt sich
zusammen aus Futures mit Basiswerten ("underlying") von einerlei
Art, die zwar jeweils an derselben Terminbörse gehandelt, dort jedoch
in unterschiedlichen Liefermonaten
eingenommen werden. Als Beispiele hierzu lassen sich ein an der New
York Mercantile Exchange eingerichteter September21/Dezember21 Benzin-Spread
(NYMEX NY Harbor
RBOB Gasoline) oder etwa auch ein an der ICE Futures U.S. aufgebauter
Juli21/Oktober21 Zucker-Spread (NYBOT
Sugar No. 11) anführen. Da jeder Spread der vorbezeichneten Art
sich stets aus einer Long- und einer Short-Position in einem
gattungsgleichen "underlying" zusammensetzt, gehen aus jedem Preiswechsel
im unterliegenden Markt mit einem Schlag in der einen Teilposition Gewinne
von entsprechender Höhe hervor, denen in der anderen Verluste auf gleichem
Fuß gegenüberstehen. Der Halter des nämlichen Spreads verspricht sich
einen Vorteil davon, dass bestimmte markttechnische Kräfte, die in den
bestehenden Laufzeitunterschieden ihre Ursachen haben, den Kurs der
Long-Position weiter heben bzw. weniger weit senken als den Kurs der
Short-Position. An den meisten Börsen wird diese viel beliebte Art eines
Spreads auch als einheitliche Position anerkannt, was wieder die Annehmlichkeit
hat, dass er sich mittels einer einzigen
Order bequem einrichten und
auch wieder schließen lässt. Seine einzelnen Bestandteile müssen also
nicht eigens durch gesonderte Orders erst geöffnet und nachher umständlich
durch getrennte Orders wieder geschlossen werden.
– Inter-Markt-Spread ("intermarket-spread",
"location spread", "inter-exchange-spread"): Diese Kategorie
eines Spread besteht aus Futures mit (zumindest der Spezies nach) gleichem
Basiswert, welche jedoch an verschiedenen Terminbörsen oder Abteilungen
derselben notiert und gehandelt werden. Als Beispiel anführen lässt
sich der Kauf von September21 Weizen am CBOT in Chicago bei gleichzeitigem
Verkauf von September21 Weizen an der
Börse in Kansas City
(KCBT), beides Sektionen der CME Group. Dieser Spread lässt sich ebenso
wohl in Form eines "calendar spread" aufbauen, sofern er sich
dabei auf unterschiedliche Termine stützt. Der Gebrauch von "location"-Spreads
beruht im regelmäßigen Fall auf bestimmten
Arbirtage-Motiven.
Vor folgendem Hintergrund: Die Preisunterschiede von generisch bestimmten
Waren ganz gleichen Zuschnitts, die an geographisch fern voneinander
gelegenen Orten zu gleicher Zeit gehandelt werden, dürfen die Transportkosten
zwischen beiden Handelsräumen für diese nicht übersteigen, widrigenfalls
sich sofort gewinnträchtige Arbitragemöglichkeiten eröffneten. – Allerdings
fallen bei solcherart Spread gemeinhin die für Spreads sonst üblichen
Abschläge bei den Margin-Erfordernissen weg.
– Inter-Commodity-Spread ("intercommodity-spread",
"intercontract-spread", "inter-product-spread" IPS,
"intermarket-spread", "straddle"): Hierunter versteht man
eine Mischung von Futures, die dadurch charakterisiert ist, dass diese
sich zwar von artverschiedenen, jedoch in einer mehr oder minder nahen
ökonomischen Beziehung stehenden und daher preislich positiv korrelierten
Basiswerten herschreiben. Im Regelfall der Praxis werden seine Elemente
zugleich auch in demselben Terminmonat und an derselben Terminbörse
gehandelt. Sind verschiedene Börsen im Spiel, so spricht man wieder
von einem "inter-exchange-spread". Zweck einer solchen Positionierung
ist es, von zeitweiligen (teils auch vorgezeichnet von saisonbedingten)
Preisungleichgewichten Nutzen zu ziehen. Als Beispiel sei der Kauf von
Dezember-Weizen und Verkauf von Dezember-Mais an der Terminbörse CBOT
der CME Group genannt. Da Mais
bei sporadischen Gelegenheiten als Ergänzungs- oder Substitutionsgut
für Weizen Verwendung findet, werden sich die Preise beider Getreidearten
im Allgemeinen relativ gleichförmig entwickeln. Weitere "horizontale"
Mischungsmöglichkeiten wären etwa T-Bills und Eurodollar, "cattle" und
"hogs", "oats" und "corn" bis hin zu "cotton" und "soybeans". Reduzierte
Margin-Erfordernisse bei "intercontract-spread" kommen praktisch indes
nur sehr selten vor.
– Produkt-Spread ("source-product
spread", "product spread", "intercommodity-spread"):
Hierunter fällt der gleichzeitige Kauf und Verkauf von Futures auf ein
bestimmtes Rohprodukt und auf ein oder eine gewisse Anzahl der aus ihm
hergestellten Fabrikate. Beispiele für derartige Spreads, die, wie man
sagt, über "vertikale Produktstufen" laufen, sind (1.) der Sojabohnen-Crush-Spread,
der aus einer Long-Position in Sojabohnen und einer darauf zahlenmäßig
zugepassten Short-Position in Sojaöl und/oder Sojamehl besteht, oder
der "Reverse Crush-Spread", der umgekehrt aus einer Short-Position
in Sojabohnen und einer Long-Position in Sojaöl resp. Sojamehl gebildet
ist; (2.) der sog. "Crack-Spread" bzw. der "invertierte Crack-Spread"
("reverse crack spread"), die Rohöl und dessen Destillate, wie
beispielsweise Heizöl und Benzin, oder auch beide zusammen in bestimmten
festen Verhältnissen zur Grundlage haben. Gewöhnlich haben alle Kontrakte
den gleichen Fälligkeitstermin, der bei den Fabrikaten manchmal aber
auch um einen Monat vor versetzt wird. Ein invertierter Crack-Spread
Januar Heizöl (long)/Januar Rohöl (short) etwa wird von spekulativ orientierten
Akteuren häufig und gern dann verwendet, wenn zu erwarten steht, dass
– wie häufig zu beobachten – die Heizölpreise im Winter relativ stärker
steigen als die Rohölpreise. Auch Produkt-Spreads bekommen von den Börsen
in aller Regel einen Nachlass beim Margin.
Bei sämtlichen vorstehend
genannten Spread-Formen lassen sich,
sofern diese auf ungleichen Terminmonaten basieren, stets zwei verschiedene
Typen von Spreads voneinander unterscheiden: 1.) der "bull"-Spread
und 2.) der "bear"-Spread.
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Ein "bull"-Spread ist dadurch
charakterisiert, dass ein zeitlich nahe liegender Termin gekauft
und nebenher ein zeitlich fernerer Termin verkauft wird. Der Spread-Trader
spekuliert mithin darauf, dass die Kurse im frühen Terminmonat stärker
steigen bzw. weniger stark fallen als im gegenüberstehenden zeitfernen
Terminmonat. Der Trader profitiert, wenn der Spread sich verstärkt
("stengthens").
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Ein "bear"-Spread hingegen
charakterisiert sich dadurch, dass ein zeitlich nahe liegender Termin
verkauft und nebenher ein weiter abliegender Termin gekauft wird.
Der Spread-Trader spekuliert mithin auf im näher liegenden Terminmonat
stärker fallende bzw. weniger stark steigende Kurse als im gegenüberstehenden
entfernten Terminmonat. Der Trader profitiert, wenn der Spread sich
abschwächt ("weakens").*
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[* Anmerkung: Die
beiden obigen Definitionen nehmen Bezug auf praktische Verhältnisse
und Erfahrungen an den Märkten. Der Begriff "bull" kennzeichnet bekanntlich
einen Markt, der von allgemein steigenden Kursen geprägt ist. Der Begriff
"bear" dagegen steht für einen Markt von allgemein sinkendem Kursniveau.
Die Rechtfertigung der vorangehenden Auslegung leitet sich her von dem
Erfahrungssachverhalt, dass informationsveranlasste Richtungsänderungen
von Kursen, zumal in den Warenmärkten, sich häufig und gerne zuerst
in den liquideren frühen
Terminen niederschlagen
denn in den weiter entlegenen ("Samuelson-Effekt"). Vom theoretischen
Standpunkt eines "Cost of carry"-Modells
aus, besonders in den "full-carry"-Märkten von "financial assets", scheint
die der obigen entgegengesetzte Ausdeutung indes angezeigter zu sein.]
– Des Weiteren stößt man hie und da auf
eine Konstruktion, die unter der Aufschrift Butterfly-Spread
weithin bekannt ist: Hierbei handelt es sich um eine eigens aufeinander
abgestimmte Kombinationsform zweier Spreads. Ein Intramarket-Butterfly-Spread
etwa wird eingeleitet durch den "Kauf" eines im Wert verhältnismäßig
niedrig angesetzten Intra-Markt-Spreads, während ein im Wert verhältnismäßig
hoch angesetzter Intra-Markt-Spread "verkauft" wird. Der Spread-Trader
in Butterfly-Spreads hält Ungleichgewichte in den bezüglichen Preisunterschieden
zwischen den zusammengeballten Spreads für zutreffend und baut in deren
Gefolge seine Spekulation auf eine numerische Angleichung dieser Niveaudifferenzen
auf. – An den Terminbörsen CME und CBOT steht der Begriff
eines Butterfly-Spreads wieder für eine Zusammenstellung aus dreierlei
verschiedenen und gleichverteilten Monatsterminen innerhalb eines Produktmarktes,
wobei der mittlere Termin von doppeltem Gewicht ist: so z.B.
der gleichzeitige Kauf eines nahen Termins, der Verkauf zweier der nächsten
Termine und endlich der Kauf des sich anschließenden Termins ein und
derselben Produktart. Noch andere Verkettungen mit noch zahlreicheren
Beinen finden sich in Form eines Condors und eines Strips.
Die vorstehende wirtschaftlich-technische
Einordnung der im täglichen Handelsverkehr begegnenden Hauptformen von
Spreads ist keineswegs abschließend, sondern bietet durchaus weiteren
Spielraum für Mannigfaltigkeit.
Auf der nächsten Seite werden grundlegende
Berechnungsmethoden sowie Beispiele für einige nützliche praktische
Anwendungsfälle von Spreads näher vorgestellt.
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