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Market-Maker, "bid-ask"-Spread
und Preisbildungsprozess
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Grundsätzlich können die an den Finanzmärkten
öffentlich gemachten Handelsspannen fungibler Marktinstrumente (Aktien,
Anleihen, Terminkontrakte,
"traded options",
Forex,
ETFs
und andere ETPs sowie CFDs,
Zertifikate und
sonstige "strukturierte Produkte") in zwei verschiedenen Erscheinungsformen
auftreten:
1.) als
Quotationen, wie sie in steter
Folge dem Handelsfluss einzelner eigens zu diesem Zweck tätiger Marktteilnehmer
entspringen* – so z.B.
verbindlich ausgebotene Quotes vonseiten eines ganz bestimmten
Market-Makers, der unter einem
preisgeleiteten "monopolistischen (reinen) Market-Maker-System" seiner
Tätigkeit nachgeht, indem er während der Abhaltungszeiten für die von
ihm betreuten Werte einen selbst gestellten Kaufpreis (Geldkurs,
"bid") zusammen mit einem Verkaufspreis (Briefkurs, "ask",
"offered") gegenüber der Allgemeinheit (fortlaufend oder wann
immer man möchte auf Anfrage, ohne hierbei zwingend die wahre Handelsabsicht
preiszugeben) offenlegt, oder
2.) in Form einer
Preisspanne, wie sie beispielsweise
der Öffentlichkeit in einem ausgebreiteten, ordergeleiteten Markt einer
Börse der Beobachtung unmittelbar zugänglich ist. Das im laufenden gegenwärtigen
Augenblick beste "bid" zusammen mit dem besten "ask", also zugleich
die schmalste Spanne, spiegelt alsdann die gegenwärtige Marktlage in
dem bezüglichen Finanzinstrument in der Gesamtschau wider.
[* Anmerkung:
In einem altherkömmlichen Auktionsmarkt ("continuous auction market")
mit Rufhandel ("open outcry") auf dem Parkett einer Terminbörse
stammen "bid-ask"-Spreads vornehmlich von sog. "Pit-Tradern" sowie von
"Scalpern" (d.i.
"freiwilliges Market-Making" durch "locals"). Gerade in hitzigen,
unsteten Marktabschnitten kann es hierbei mitunter mühsam sein, die
tatsächliche Lage auf dem Parkett zu überblicken. Wesentlich anders
steht es im Falle elektronischer Handelseinrichtungen: Hier ist die
jeweilige marktgerechte Geld-Brief-Spanne gerades Weges vom Handelsbildschirm
ablesbar.]
Demgemäß spricht man in dem ersteren Fall
von einer Geld-Brief-Spanne
("bid-ask spread", "dealer spread"), in dem letzteren
von der Marktspanne
("market spread"), wie sie gewöhnlich im Verkehr unter Mitwirkung
einer Vielzahl von Marktteilnehmern während einer öffentlich abgehaltenen
Handelszeit in einem "ordergeleiteten
kontinuierlichen Auktionsmarkt" (auftragsgetriebener fortlaufender
Handel) entsteht und sich Außenstehenden der Beobachtung darbietet.
Gleichviel indes, ob Marktspannung oder
Geld-Brief-Spanne: Gegebene Kursquotierungen leiten sich in gerader
Linie ab von den zurzeit auf dem Markt vorliegenden wie auch von den
sich im gleichen Augenblick anmeldenden höchstlimitierten Kauf- bzw.
niedrigstlimitierten Verkauf-Offerten.* Da jeder der am Marktverlauf
Mitwirkenden streng auf seinen persönlichen wirtschaftlichen Vorteil
bedacht sein wird – wovon auszugehen ist –, wird der "ask"-Preis einer
jeden Quotation unter regelmäßigen Geschäftsverhältnissen sich um eine
Kleinigkeit höher stellen als der ihm beigeordnete "bid"-Preis. Dieser
Erfahrungstatbestand ist unabhängig von der Marktorganisationsform,
und man findet ihn dementsprechend sowohl in einem ordergeleiteten Auktionsmarkt
als auch in einem Market-Maker-Markt vor. Durch die Spanne zwischen
"bid" und "ask" wird zugleich der Einigungsbereich auf einen nächsten
noch zu ermittelnden Börsenkurs eingegrenzt. Jede bereitgehaltene verbindliche
Quotation ("firm quote") ist im geregelten Marktverkehr der Börse
grundsätzlich ebenso wohl auf einen Gültigkeitszeitraum von begrenzter
Frist (Haltefrist) wie auf eine annehmbare Transaktionsgröße ("size")
zugepasst. Daneben gibt es an den Börsen einschlägige Richtlinien im
Hinblick auf bestehende Mindesttransaktionsgrößen (Mindestquotierungsmenge,
"minimum quotation size", MQS), an die sich alle mitwirkenden
Market-Maker ohne Ausnahme genaustens zu halten haben.
[* Dies impliziert,
dass Limitorders die Marktliquidität
c. p. erhöhen, während Marktorders
diese c. p. vermindern.]
In jenen Futures- und Optionsmärkten,
die nach dem Market-Maker-Verfahren zugerüstet sind ("quote-driven-markets"),
verschaffen Market-Maker durch Nennung verbindlicher Quotierungen sowohl
ihresgleichen als auch den übrigen Mitwirkenden Kenntnis davon, zu welchen
"bid"- oder "ask"-Preisen sie kurzfristig welche Kontrakt-Mengen ("bid-quantity",
"ask-quantity") im mindesten oder im höchsten zu handeln bereit
sind. Im gegensätzlichen Falle eines ordergeleiteten Auktionsmarktes
lässt sich die Geld-Brief-Spanne auffassen als Vergütung für die ständige
Abschlussbereitschaft ("immediacy") zu den Limitkursen der im
Markt bestehenden Börsenaufträge (Orders)*.
[* Ein zeitgleich
einlaufender illimitierter Auftrag ("market order") würde schließlich
unmittelbar zum vorliegenden Limitkurs von preislich limitierten Aufträgen
zusammengeführt werden.]
Der quotierte "ask"-Preis eines Market-Maker
legt offen, mit welcher unteren Preisgrenze (Limit) dieser im dienstlichen
Verkehr zu verkaufen die Neigung hat, sein "bid"-Preis hingegen zeigt
auf, mit welcher oberen Preisgrenze er zu kaufen willens ist. In aller
Regel wird er das, was er zum geringeren "bid"-Preis ersteht, zum höheren
"ask"-Preis zeitig wieder loszuschlagen suchen. So gesehen versieht
der Market-Maker in erster Linie den Dienst eines
Hedgers oder eines
Arbitrageurs statt
den eines Spekulanten. Gleichzeitig
sorgt er durch seine ständige Handelsbereitschaft für einen Ausgleich
zwischen Angebot und Nachfrage. Ein etwaiger Überhang an Derivaten zwischendurch
und am Schlusse eines Handelsabschnitts wird in den meisten Fällen durch
Einleitung kompensatorischer Maßnahmen im Wert gesichert.
In der Weite, die eine Spreizung zwischen
"bid" und "ask" durchmisst, kommt der Hauptsache nach ein Doppeltes
zum Ausdruck: erstens, das vom kursstellenden Market-Maker übernommene
(ungedeckte) Risiko* aus offenen Posten, die er in Ausübung seiner
Tätigkeit in wechselndem Umfang und mit verschiedener Dauer vorzuhalten
hat, und zweitens, die eigenen "Betriebskosten" aus laufenden Geschäften,
die für die Leistungsabgabe "jederzeitige Handelsbereitschaft ("immediacy")
gegenüber anderen Marktteilnehmern" anfallen. Da Market-Maker nicht
nur ihre Subsistenzkosten zu decken, sondern überdies an der Spanne
von "bid" zu "ask" zu verdienen hoffen (Gewinnmarge, Bruttoverdienstspanne,
"an edge"), werden sie je nach geschäftspolitischer Handelsabsicht
und Einschätzung der Lage ihr Quotierverhalten anpassen und ihre jeweiligen
Quotationen markt- und risikogerecht darauf ausrichten. Beispielsweise
werden sie bei übermäßiger Unbeständigkeit der Marktverhältnisse, also
auf volatileren Märkten, breitere Spannen stellen als bei erträglichem
Risiko und gemäßigter Volatilität. Wird indessen die Gefahr, in ein
unbestimmtes Geschäft gerissen zu werden, als allzu groß empfunden,
etwa angesichts eines eingeschnürten Marktverkehrs oder drohender Markt-Illiquidität,
so kann solch ein Umstand dazu führen, dass entweder vereinzelt Market-Maker
sich vorderhand zurückhalten, wodurch diese einstweilen vom Markte ausbleiben,
oder er führt gar im äußersten Fall eines auf Zeit hinaus dauernden
Zustandes unberechenbarer Gefahren dazu, dass letztgenannte den Markt
satt sind und ihm unaufgeforderter Dinge für immer den Rücken kehren
(Marktaustritt) – freilich insofern sie nicht durch zwingende Börsenregeln
zur Fortführung ihrer Handelstätigkeiten verpflichtet sind.
[* Dies geht insbesondere
sogenannte unsystematische Risiken an (d.
h. objektspezifische Risiken, im Gegensatz zu marktspezifischen
Risiken), nebstdem aber auch solche Gefahrenherde, die sich aus der
Verpflichtung zum Handel mit allen möglicherweise besser Unterrichteten
ergeben ("adverse selection"). Im Besonderen suchen High-Frequency
Trader sich mutmaßliche Änderungen der Geld- zu Brief-Spannen nutzbar
zu machen.]
Nicht auf allen Terminmärkten haben Market-Maker
völlig freie Hand, ihre quotierten Preisspreizungen beliebig breit zu
stellen, obgleich dies ihnen sehr gelegen käme. Ungewöhnlich breite
Preisspreizungen lassen sich im Allgemeinen als Anzeichen für eine unausgesprochen
geforderte Risikoprämie ("implizite" Wagnisprämie, Gefahrenprämie) deuten,
wie es z.B. im Eintrittsfall
eines schnellen Marktes ("fast-moving market") oft zu beobachten
und dadurch sogar geboten ist. An fast allen Terminbörsen, so etwa auch
an der Eurex,
bestehen klar festgesetzte börsenseitige Bestimmungen im Hinblick auf
die größtmögliche ziffermäßige Spreizung in den "bid-ask"-Spreads. Die
Geschäftsführungen der Börsen befinden für jede Kontraktart gesondert
über das äußerst zulässige Ausmaß der "bid-ask"-Spreads, wodurch diese
füglich zu einer berechenbaren, bindenden und aufs Genaueste zu beachtenden
Dienstanweisung für die Händlerschaft werden ("maximum quote spread").*
Market-Maker, die gegen bestehende Handelsvorschriften verstießen oder
sonst sich eines Dienstvergehens schuldig machten, müssten mit ehrengerichtlichen
Verfahren und Strafen, wie beispielweise Abmahnungen, im Wiederholungsfall
mit Enthebung des Dienstes sowie einer befristeten Sperre durch zeitweilige
Aufhebung der Handelsbefugnis ("suspension"), wiedervorkommendenfalls
auch mit der Entziehung der Handelslizenz und sonach mit dauerndem Ausschluss
vom Markte rechnen ("exclusion").
[* Bei der Bestimmung
einer angemessenen Spanne für die vorzugebende größtmögliche Preisspreizung
ist mit Augenmaß vorzugehen. Sie darf weder zu groß noch zu klein ausfallen.
Überzogene Preisvorgaben wären angesichts der damit einhergehenden erhöhten
Kosten und Risiken abträglich für den Handelsfluss; zu niedrig angesetzte
dagegen ließen die Gewinnmargen der Market-Maker schrumpfen mit der
nicht gern gesehen möglichen Folge einer bewussten Einstellung ihrer
Handeltätigkeiten.]
Ein förmlicher
Abschluss (Umsatz, "trade")
gelangt unter den im Börsenterminhandel gebräuchlichen Marktmodellen
zur Verwirklichung, sooft der geforderte Terminpreis den bewilligten
deckt. Ein Abschluss äußert sich darin, dass die auf dem Markt auftretenden
Kauf- und Verkaufslustigen sich in jenem Augenblick der Deckung über
einen ganz bestimmten Kontrakt-Preis handelseinig geworden sind. Die
eben noch durch beiderseitigen Wettbewerb vorgegebene Spanne zwischen
"bid" und "offer" schrumpft damit im Ergebnis für eine logische Sekunde
des Abschlusszeitpunktes auf null zusammen ("matching"). Man
kann auch sagen, sie verschmälert sich in dem Augenblick des Marktaktes
zu einem gleichgewichtigen Punkt. Die Verständigung auf einen Preis
mit Vollendung eines Geschäftsabschlusses setzt notwendig eine gegensätzliche
Markterwartung voraus. Die geforderte Kursobergrenze des Nachfragers
(Long) liegt damit über der bewilligten Kursuntergrenze des Anbieters
(Short). Innerhalb der durchsetzbaren Grenzen wird der Preis seinen
Platz dort einnehmen, wo Angebot und Nachfrage sich quantitativ ins
Gleichgewicht stellen. Der Kurs des letzten getätigten Abschlusses gilt
fortab als Richtmarke für den tatsächlichen Marktpreis ("current
price", "last
traded price"), so lange, bis weitere Quotes oder Orders sich
ausführbar gegenüberstehen und zu den gestellten Bedingungen einen erneuten
Abschluss in diesem Kontraktmarkt herbeizuführen vermögen. Ob ein nachfolgend
festgestellter Börsenterminpreis sich auf einen höheren oder tieferen
Punkt feststellt oder diesen unverändert behauptet, ist wieder abhängig
allein von Stärke, Tiefe und Umfang von Angebot und Nachfrage.
Eine zweckdienliche
Organisationsform
des börsenmäßigen Terminhandels ("Marktmodell") legt sowohl Art als
auch Wirkungsweise des Mechanismus fest, nach dem sich regelt, wie und
nach welchem Muster Geschäftsabschlüsse an der Börse hergestellt werden.
Ein anerkannt brauchbares Marktmodell der Derivatebörse bürgt zumal
dafür, dass auf diesem Platz ein regelgebundenes Preisbildungsverfahren
durch das Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage fortgesetzt und ungehindert
stattfinden kann ("price discovery", Preisbildungsfunktion).
Im Falle von Störungen, bspw. durch eine geminderte Liquiditätslage
infolge eines schwach besetzten Marktes, werden geeignete Gegenanstrengungen
unternommen, und zwar so, dass Market-Maker zur Anbringung einer Verbesserung
der angespannten Lage hinzutreten. Insbesondere soll durch die Entfaltung
eines ausgebildeten, lebhaften Handels ("Preiswettbewerb") erreicht
werden, dass jeder Futures-Kauf durchweg zum niedrigsten aller fertig
spezifizierten "offer"-Kurse, jeder Futures-Verkauf in ebensolcher Weise
zum höchsten aller fertig spezifizierten "bid"-Kurse im Markt zum Abschluss
kommt. Getreu diesem Leitgedanken lässt sich unter Wahrung gleicher
Chancen auf einen Geschäftsabschluss beständig der bestmögliche ("marktgerechte")
Preis für alle am Geschehen unmittelbar beteiligten Parteien im Marktverkehr
mit Finanzderivaten auf ökonomische Weise verwirklichen ("Marktintegrität",
Steigerung der Liquidität und Markttransparenz). Letzterer aus dem "market-bid"
und "market-ask" ("inside market") hergeleitete Abschlusspreis
("excecution preis") spiegelt damit in musterhafter Weise die
wirkliche Geschäftslage an der Börse wieder.
Nahezu alle für den Handel maßgeblichen
Börsenregeln ("Matching-Regeln") sehen zu diesem Zweck vor, dass unter
sämtlichen der im Auftragsbuch gesammelten Aufträge – ohne Ansehen der
Person des Auftraggebers – der jeweils höchste "bid"-Preis die Vorhand
vor allen übrigen "bid"-Preisen, der jeweils niedrigste "offer"-Preis
die Vorhand vor allen anderen "offer"-Preisen hat (Prioritätssteuerung).
Liegen die Preise auf gleicher Höhe, so ist für gewöhnlich der Zeitpunkt
der Einstellung ("time stamp") der betreffenden Orders in die
Handelsvorrichtung der Börse ausschlaggebend für die Reihenfolge, in
der diese abgewickelt werden (Preis-Zeit-Priorität als Kriterium der
Ausführungspriorität), wobei gemeinhin der Leitspruch gilt: Wer zuerst
kommt, mahlt zuerst ("first-in/first-out"). Noch als weiterer Vorrechtsanspruch
käme hierbei ggf. der Orderumfang in Betracht.*
[* Die Terminbörse
Eurex kennt nächst diesen noch das sogenannte "pro rata-Matching"-Verfahren,
das für erlesene, nur wenig volatile Instrumente, wie z.B.
Geldmarkt-Futures, vorzügliche
Anwendung findet. Hierbei wird ungeachtet des Eingabezeitpunktes für
die im Orderbuch vereinigten besten "bid"- bzw. "ask"-Preise abgestellt
auf Abschlüsse in einem proportionalen Verhältnis zum vorliegenden Gesamtordervolumen.]
Ein vermehrter, belebter Handelsverkehr
("aktiver Markt") führt unter sonst ungestörten Verhältnissen auf der
Börse zu verengerten Geld- zu Brief-Spannen ("narrow market").
Je schmaler sich die Spanne von Geld- zu Brief-Kursen
im Verkehr des Marktes andauernd zu stellen vermag, desto glatter und
geradliniger lassen sich an dem betreffenden Platz in steter Folge selbst
umfangreichere Börsenaufträge zum oder nahe zum Kursstand des jeweilig
letztausgehandelten Marktpreises ausrichten. Inwieweit ein Markt diesem
Gütezeichen fortdauernd zu genügen imstande ist, teilt sich gewöhnlich
im Maß seiner Markttiefe ("depth") mit. Einem "tiefen
Markt" wohnt die nutzbringende Eigenschaft inne, den Spielraum beim
Gang der Preise so eng wie möglich zu halten, während er sich selbst
von erhöhtem Orderaufkommen zum großen Teil unberührt zeigt. Durch diese
seine besondere Eigenschaft erweist er sich erkennbar widerstandsfähig
gegen die Entstehung eines allgemein als höchst unliebsam empfundenen
"slippage-Effekts"*.
Vor allen Dingen zeichnet sich ein "tiefer Markt" dadurch aus, dass
die einzelnen Notierungssprünge von einer Kursnotiz zur nächsten verhältnismäßig
dicht aneinander stehen mit dem Erfolg, dass der jeweils zuletzt ausgehandelte
Kurs einen glaubwürdigen Anhalt vorgibt für den Höhengrad, auf dem sich
der darauf folgende festsetzen wird. Ein "tiefer Markt" macht somit
einen schleunigen Positionsaufbau ebenso wahrscheinlich als eine im
Bedarfsfall rasche und ungehinderte Loslösung von einem bestehenden
Posten, ohne hierbei merkliche Nachteile im Preise, verursacht durch
selbstgemachte Einwirkung oder durch fremde Handelstätigkeit ("market
impact"), hinnehmen zu müssen. Ein "tiefer Markt" fördert an seinem
Teil insoweit nach Kräften den Fluss ("die Kontinuität") des Marktverlaufs.
Genaueren Aufschluss über die Tiefe des Marktes verschafft ein Blick
ins Orderbuch der Börse.
[* Unter einem
"slippage"-Effekt versteht man
den Umstand einer unwillkommenen, unerwünschten, zuweilen recht heftigen
Veränderung des Kurses zwischen dem Zeitpunkt der Einreichung einer
mit höchster Dringlichkeit auszuführenden Order (z.B.
einer Marktorder) und ihrer
schlussendlichen Ausführung im Markt.]
Grundvoraussetzung
für eine genügende Markttiefe
ist ein beiderseits von einer hinreichend großen Anzahl von Marktteilnehmern
beschickter Markt, auf dem dem Urgedanken nach alle ihre unterschiedlichen
Handlungsbestrebungen in freiem, ausgiebigem und vollwirksamem Wettbewerb
aufeinandertreffen (= Marktbreite,
"market width"). Erst im Zustand einer ausgedehnten Marktbreite
bei entsprechender Tiefe vermag sich der laufende Marktpreis auf eine
gebührliche, dem Verkehrswert angemessene, gesicherte Grundlage zu stellen
("fair value"). Sonach kommt der Erfahrungssatz zu seinem vollen
Recht: Je breiter ein Markt sich aufstellt, je ausgeprägter auf ihm
der Tauschverkehr (Umsatz, "trades") sich zu entfalten vermag,
und je mehr die Volatilität und das erwartete
Risiko auf diesem Markt zurücktritt, desto enger rückt die Geld-Brief-Spanne
zusammen, in der sich der Marktpreis feststellen wird. Enge Geld-Brief-Spannen
(verstanden als "market spreads") sind Ausdruck und unmittelbarer Ausfluss
eines funktionstüchtigen, aufnahmefähigen und
liquiden Marktes*.
Liquide Märkte sind wünschenswert, weil nur in einem breiten, liquiden,
gelenkigen Markt mit entsprechend schmalen Geld-Brief-Spannen sich einzelne
notwendige Anpassungsentscheidungen an neu eintreffende marktbewegende
Tagesneuigkeiten und wichtige Zeitereignisse durch zweckgerechte Geschäftstätigkeit,
d.h. durch Aufbau, Beibehalten,
Umgestalten, Drehen, Absichern oder Schließen von Positionen, geräuschlos
und ohne Reibungsverluste umsetzen lassen. Das Liquiditätsmerkmal im
bestmöglichen Ausmaß leistet insofern einen ganz gehörigen Beitrag zu
einer erstrebten Nachhaltigkeit und Vervollkommnung des bezeichneten
Marktgebietes.
[* Fasslich und
einleuchtend erscheint hiernach, dass das gehäufte Auftreten größerer
Schwankungen in der Liquidität eines Futures-Marktes sich mitunter in
Form einer Liquiditätsprämie auf die
Futureskurse niederschlagen
und ausdrücken kann. Messen lässt sich der Liquiditätsgrad eines Marktes
anhand der benötigten Transaktionsgröße, auf die er merklich anspricht.]
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"bid-ask"-Spreads
und Transaktionskosten
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