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"bid-/ask"-Spreads
und Transaktionskosten
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Börsengeschäfte sind
regelmäßig mit Kosten mannigfachster Art verbunden. Diese spalten sich,
zunächst grob ordnend, nach direkte und indirekte Börsenhandelskosten
(Transaktionskosten).
Direkte Handelskosten können dem sie verursachenden Handelsabschluss
a priori recht eindeutig und in gerader Linie zugerechnet werden.
Demgemäß variieren die direkten Handelskosten allesamt im geraden Verhältnis
mit der Zahl der durchgeführten Börsengeschäfte. Das Auftreten indirekter
Ausführungskosten* (Sonderkosten) hingegen lässt sich der Hauptsache
nach dem Erfahrungstatbestand der im angehenden Markt präsenten
Preisspreizung ("markup") zuschreiben.
Indirekte Ausführungskosten machen im Börsenalltag nicht selten den
Großteil an der Totalität der Handelskosten aus,– selbst wenn sie in
der Geschäftsbestätigung oft genug verdunkelt und nicht für sich gesondert
schriftlich abgefasst werden oder werden können ("hidden cost").
Wie belastend aber diese sich auf den Erfolg auswirken können, sei an
folgendem Beispiel klargemacht:
Für den Ankauf von 100
Aktien schlagen in Anbetracht einer vorliegenden Kursquotation von "59,80€
zu 60€" insgesamt
6000€
zu Buche. Ihr sofortiger Wiederverkauf bei sich gleich bleibender Quotation
löst 5980€.
Davon sind die allfälligen Börsenspesen in Abzug zu bringen, wie angenommen,
von 15€ für den "round turn".
Am Ende entsteht hierbei trotz fortbestehenden Kursstellung kostenbedingt
ein barer Verlust in Höhe der anteiligen Transaktionskosten von zusammengenommen
35€ ("round turn transaction
cost").
[* Neben der Geld-Brief-Spanne
bilden noch weitere Bestandteile die indirekten Ausführungskosten. Diesen
zuzurechnen sind insbesondere 1.) der in Geldeswert ausgedrückte unliebsame
Einfluss auf die Preisbildung als Folge einer Platzierung umfangreicherer
Bestände im fraglichen Markt ("price impact") sowie 2.) die sämtlichen
finanziellen Nachteile, die sich unmittelbar aus mangelnder Informationseffizienz
ergeben.]
Die Kosten für börsenmäßige
Handelsgeschäfte stellen Ausgaben dar, die verloren gehen, werden sie
nicht durch Eintritt der erhofften Kursentwicklung mit dem daran hängenden
Gewinn zurückverdient. Im Wissen um diesen Zusammenhang gehen die Bestrebungen
jeder einzelnen Derivatebörse heutzutage verstärkt darauf aus, die Transaktionskosten
durch eine straffere Organisationsform im Ganzen mehr und mehr herabzumindern.
Durch Anbringung kostengerechter Gebührenordnungen wird der Börsenhandel
von den hierdurch eingesparten Kosten entlastet. Die Terminbörsen erhoffen
sich damit eine spürbare Steigerung der Handelsbereitschaft unter den
Marktteilnehmern und schlussendlich eine ihnen selbst zugute kommende
Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.

Unter die Transaktionskosten
für Futures-Geschäfte sind grundsätzlich sämtliche der
durch diese verursachte Kosten in ihrer vollen Höhe einzustellen. Im
Einzelnen gehören neben der Spannung zwischen "bid" und "ask" der Kostenabteilung
von Börsentransaktionen in Futures des Weiteren die folgenden Posten
an:
– Kosten für die Anbahnung
und den Marktzutritt (wie z.B.
Informations- und Telekommunikationskosten, Online-Gebühren für
Standleitungen, "Kabelspesen" usw.),
– Kommissionen, Makler-,
Börsen- und Clearinggebühren,
– Kosten für die Überwachung
bestehender Verpflichtungen aus laufenden Posten ("monitoring
costs"),
– Opportunitätskosten
aus entgangenen Zinseinnahmen, zudem
– ggf. Andienungsgebühren
im Falle einer physischen
Lieferung, und nicht zuletzt
– allgemeine Überwindungskosten,
Such- und Entscheidungsfindungskosten sowie Regiespesen, die einem
Börsengeschäft vorausgehen.
Für jede Transaktionsentscheidung
ohne Ausnahme – also nicht bloß für Futures-Geschäfte – ist die Gesamtheit
der beteiligten Kostenarten vollzählig aufzulisten und ihrer Höhe nach
anzuschlagen. Alle Einzelposten vereinigt, ergeben die Transaktionskosten
des Börsengeschäftes. Hierbei ist in jedem konkreten Einzelfall abzuwägen,
ob die in Aussicht stehenden Gewinnchancen die mutmaßlichen Verlustrisiken
unter Bestreitung aller anfallenden Handelskosten zusammengenommen
bezahlt machen. Auch steuerliche Gesichtspunkte sind bei alledem ausdrücklich
in die Überlegungen mit einzubeziehen.
Futures erweisen sich,
verglichen mit den übrigen marktgängigen Finanzinstrumenten, im Hinblick
auf das Unterscheidungsmerkmal der Vorteilhaftigkeit von Geld- zu Brief-Spannen
im Allgemeinen als die überlegene Alternative*. Dies ist dem
Umstand auf Rechnung zu setzen, dass in Betreff von Futures das Verhältnis
von impliziten Transaktionskosten zu bewegtem Handelsvolumen im großen
Ganzen gesehen sich geringer beziffert als bei anderen Anlageformen,
wodurch es günstiger ausfällt als bei den anderen. Innerhalb der einzelnen
Futures-Märkte lässt sich ferner nach dem Grad der Liquidität differenzieren,
bemessen nach dem Verhältnis zur minimalen Kursvariation ("tick").
Während die Spanne zwischen "bid" und "ask" bei Futures mit beschränkter
Liquidität um etwas weitere Distanzen absteht ("Liquiditätsrisiko"),
beträgt sie bei den liquideren Futures gewöhnlich nur einige wenige
"ticks", gewöhnlich etwa 2 – 3 "ticks", je
nach Futures-Markt, Kontraktmonat des
Fälligkeitszyklus und Handelszeit.
Hoch liquide Futures endlich weisen Geld-Brief-Spannen von lediglich
1 – 2 "ticks" vor, was nur einem ganz geringen Bruchteil eines Hundertstel
vom absoluten Preisstand gleichkommt. Erfahrungsgemäß wird die Preisspreizung
in einem Futures-Markt, mit verschwindenden Ausnahmen, sich mit vorrückender
Terminfälligkeit tendenziell verschmälern.
[* Lediglich die
hochliquiden Sektionen der globalen
Devisenmärkte machen
hier eine rühmliche Ausnahme. Sie genießen den Ruf, mit noch vorteilhafteren
Verhältnissen bei den Geld-Brief-Spannen aufzuwarten. Dabei ist es selbst
nicht ausgeschlossen, dass diese mitunter ganz ineinander fließen ("choice").
Ihr in Prozenten ausgedrückter Spread errechnet sich nach der Formel:
("ask-Preis" – "bid-Preis") / ("ask-Preis") x 100.]
Die Geld- zu Brief-Spanne
und damit die indirekten Transaktionskosten eines Marktes sind ein wichtiger
Maßstab seines Organisationsgrades. Abermals kommt die allgemeine Regel
zur vollen Geltung: Die Geld-Brief-Spanne schrumpft mit wachsender Zahl
der Marktakteure als auch mit zunehmendem Transaktionsvolumen (bei vorausgesetzt
gleichbleibender Volatilität).
Diese vielfach beglaubigte Beobachtungstatsache organisierter Märkte
beschränkt sich in ihrer Wirkung jedoch nicht allein auf den Handel
mit derivativen Instrumenten. Liquide Terminmärkte wirken ebenso oft
geradewegs zurück auf die unterliegenden Kassamärkte, indem sie dort
die Geld-Brief-Spannen verringern helfen. Doch nicht nur die Liquidität,
sondern auch andere Gestaltungskräfte, wie etwa die gegenwärtige Marktlage
oder die grundsätzliche Handelsbereitschaft, können gehörigen Einfluss
nehmen auf das tatsächliche Ausmaß von Geld-Brief-Spannen. Alles in
allem ist unverkennbar, dass die Geld-Brief-Spannen im Handelsverkehr
mit Futures sich in den letzten Jahren spürbar verengert haben.
Nicht außer Acht zu
lassen ist ferner, dass Marktspannen ebenso wie Geld- zu Brief-Spannen,
gemessen in absoluten Beträgen, im Handel mit Futures jeweils nur ganz
bestimmte diskrete, sprunghaft abgestufte Zahlenwerte annehmen können,
deren Belauf sich geradewegs von den standardisierten "tick"-Größen
("tick sizes") der jeweiligen börsengehandelten Finanzderivate
ableitet. Sobald nun die Geld-Brief-Spanne im laufenden Markthandel
eines Futures-Produktes den Abstand von genau einem "tick" zu unterschreiten
sucht, kommt es hierdurch augenblicklich zu einem Abschluss ("matching")
auf diesem Markt.
Im großen Betrieb der elektronischen Bildschirmhandelssysteme
– und so auch in den Kursblättern der Wirtschaftspresse – hat sich die
Sitte ausgebildet, die Angabe von "bid"- und "ask"-Kursen durch bestimmte
Buchstabenkürzel bündig und mit sinnenfälliger Anschaulichkeit auszuzeichnen.
Der beigesetzte Buchstabe "a" steht hiernach für "ask"
(dt. B = Brief!), der Buchstabe "b" übereinstimmend
für „bid“ (dt. G = Geld). Auf derlei
Kurszusätze und Hinweise
trifft man auf den Futuresmärkten häufig und gern besonders im Inzidenzfall
eines Preis-Limit-Situation
("limit-up"- bzw. "limit-down"-Stellung). Während eines "limit-up"-Zustands
besteht am Börsenterminmarkt eine Überschussnachfrage zum oberen Limitkurs
("B", "bid"), wohingegen unter einem "limit-down"-Zustand ein überhängiges
Angebot zum unteren Limitkurs ("A", "ask") herrscht.
Zwecks
Erhöhung der allgemeinen Aussagekraft von schriftlich abgefassten Kursziffern
finden bei deren Bekanntmachung fallweise eine Reihe weiterer Kurszusätze
Verwendung. So steht beispielshalber der angehängte Buchstabe "s"
für "settle"
und das Hilfezeichen "–"
steht für "gestrichen"; letzteres nämlich dann, wenn während
einer Börsenhandelszeit an einem Kontraktmarkt nicht ein einziger Umsatz
zu verzeichnen gewesen war. Kurszusätze und Hinweise dienen als rohe
Verständigungsmittel sämtlich dazu, dem Teilnehmerkreis an der Börse
selbst wie auch den gleichgesinnten Außenstehenden die jeweiligen Marktverhältnisse
ohne Umschweife und auf einen Blick zu vermitteln.
Lassen sich innerhalb
einer betrachteten Börsenhandelszeit alle Transaktionspläne des Börsenpublikums
marktgerecht verwirklichen, ohne dass währenddessen irgendwelche zu
Geld- oder zu Brief-Notierungen bzw. Streichungen ihre Pläne durchkreuzen,
so befindet sich der Markt an diesem Börsentage in einem sogenannten
Gleichgewichtszustand: Der Marktprozess bringt in einer solchen
Lage das präsente Angebot und die präsente Nachfrage bei sonst gleichbleibenden
Dispositionen (umsatzmaximal) in Übereinstimmung. Alle vorliegenden
Orders gelangen zu gleichgewichtigen ("bezahlt"-)
Kursen glatt zur Ausführung, der Markt hat damit seinen idealen
Ruhepunkt gefunden. Erst bei Vorwalten eines Marktgleichgewichts lassen
sich also die einzelnen individuellen Pläne der Marktteilnehmer in bestmöglicher
Weise aufeinander abstimmen. Die Märkte sind nunmehr ausbalanciert und
austariert, sie kommen zur Ruhe und werden, wie man sagt, "klar gemacht"
und "geräumt".
[Anmerkung: Ein
Marktgleichgewicht bezeichnet den Zustand einer völligen Ausgewogenheit
von Angebot und Nachfrage. Befindet sich ein Markt in einem dauerhaften
Gleichgewichtszustand, der die Gesamtheit der Marktteilnehmer einbezieht,
kann niemand erwarten, durch das Studium von historischen Kursverläufen
(z.B. anhand von
Charts) oder von fundamentalen
Daten besser abzuschneiden als andere Marktakteure. Denn der auf einem
solchen Ruhepunkt beobachtete Marktpreis spiegelt nunmehr sämtliche
Informationen über die Zukunftserwartungen bereits in reinster Form
ab.]
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Das Gegengeschäft: Glattstellung bzw. Eindeckung
offener Futures-Kontrakte

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