Trading
und Kalküle mit Spreads
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Zur Berechnung von Spreads
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Aus rechnerischer
Sicht besteht der Spread ganz allgemein in dem Ausmaß der Kursdifferenz
zwischen den Kursziffern der zu einer Spread-Position zusammengezogenen
Futures-Arten. Letztere bilden die beiden Seiten ("legs") des
Spreads. Im Falle von intertemporalen Spreads ("time spreads",
"calendar spreads") lässt der Spread sich ausdrücken – beim "bull"-Spread
geradeso wie beim "bear"-Spread
– als Preisunterschied zwischen dem
Futureskurs im
zeitnahen Termin und dem Futureskurs im zeitfernen Termin des unterliegenden
Marktes, oder verkürzt gesprochen:
Spread = Kursdifferenz: "früher Terminmonat"
minus "später Terminmonat".
Der ausgerechnete
Spread (die Kursdifferenz) kann im Wertstand positiv, negativ oder allenfalls
zufällig und ausnahmsweise auch gleich null ("pari") sein. Er lässt
sich nicht nur absolut, sondern gemäß der Konvention zur Schrittgröße
in der Notation bei der Outright-Quotation ebenso gut auch in der Zahl
seiner "ticks" zum Ausdruck
bringen. Spreads dieser Art geben den augenblicklichen Preisunterschied
eines einheitlichen Gutes für zwei verschiedene Zeitpunkte der Lieferung
zu erkennen.
Zur
sprachlich konformen Benennung eines in Frage stehenden Spreads von
der Art "calendar spread" wird der
Terminmonat des Futures
der Plusposition (Long-Bestandteil) ordentlicherweise vor dem
Terminmonat des Futures der Minusposition (Short-Bestandteil) gestellt.
Wird bspw. im Futures-Markt für
CBOT-Weizen
der Juli-Termin gekauft und der darauf folgende nächste September-Termin
verkauft, so ist demgemäß von einem "Juli/September-Spread" (der Art
"intramarket-spread") die Rede. Damit liegt zugleich auch fest,
ob es sich bei unserem Weizen-Spread um einen "bull"- oder um einen
"bear"-Spread handelt. Ein "Juli21/September21 CBOT-Weizen-Spread" stellt
offenbar einen
"bull"-Spread
dar, denn ein "bull"-Spread ist, wie an anderer Stelle erörtert, in
der technischen Sprache an den Warenterminmärkten dadurch charakterisiert,
dass ein zeitlich näher liegender Termin, so vielleicht der "nearby",
zum Kauf und praktisch gleichzeitig nebenher ein späterer
Termin zum Verkauf bestimmt wird. Anders ist es etwa mit einem "CBOT-Mais-Juli21/März21-Spread".
Letzter kennzeichnet ganz offenkundig einen "bear"-Spread; denn der
erstgenannte Juli-Futures ist zum Kauf und der (zeitlich nähere)
März-Futures zum Verkauf gestellt.
Unakkurat,
weil zu Irreführungen einladend, scheint dagegen die überkommene, aber
übel geratene Redewendung vom "Kauf eines Spreads" zu sein. Selbige
steht weithin (prominente Ausnahmen bilden Devisen- und Aktien-Spreads)
als Bezeichnung für die Einrichtung eines "bull"-Spreads, also für den
Sachverhalt, dass Futures im zeitnahen Termin gekauft (long) und parallel
dazu korrespondierende Futures im zeitfernen Termin verkauft (short)
werden. Sinngleich, nur umgekehrt, ist die Wortwahl "Verkauf eines Spreads"
gleichermaßen zu missbilligen, die häufig und gern für einen "bear"-Spread
in Verwendung steht, also dafür, dass Futures im nahen Termin verkauft
und die dazu passenden im fernen Termin gekauft werden*. Stattdessen
sollte besser von "Eingehen eines (...-)
Spreads" (engl. "to enter (into) a spread", "to
put on a spread", "to do a spread"), oder vorteilhafter noch,
vom "Aufbau einer (...-)
Spread-Position" gesprochen werden.
[* In der lässlichen
Alltagssprache des Terminhandels wird hie und da, zumal bei solcherart
Spreads, die von jeher als eigenständige Gebilde aufgefasst werden,
wie der TED- oder der NOB-Spread, gleichwohl von der durchaus verfänglichen
Wortwahl "Kauf" bzw. "Verkauf" eines Spreads Gebrauch gemacht, etwa
mit folgendem Wortlaut: "Der Kauf eines Spread bedeutet, dass eine frühere
Komponente ge- und eine spätere verkauft wird". Nach dieser Auffassungsweise
werden den Begriffen "Kauf" und "Verkauf" eine von der eingebürgerten
abweichende Bedeutung unterlegt. Offenbar werden nach der vorstehenden
Redeweise zwei verschiedene Dinge unter einem Namen zusammengefasst.
Denn für bare Münze genommen ist ein Kauf an sich damit nicht nur ein
Kaufgeschäft, sondern für den Käufer gleichzeitig immer auch ein davon
zu trennendes Verkaufgeschäft eines anderen Kaufgutes! Jeder Kauf wäre
demnach ein Doppelgeschäft, dessen eine Hälfte einen Kauf, die andere
einen Verkauf ausmacht. Gleiches gilt dann sinngemäß für den Verkauf
– offenbar ein zweideutiger, Verwirrung stiftender und die Unterschiede
verwischender Sprachgebrauch. Dieser umgeworfene Sprachgebrauch ist
indes ein rein formeller und hat, um langatmige Umschreibungen zu ersparen,
eine – cum grano salis – bloß terminologische Bedeutung. Offenkundig
lehnen sich Letztere vornehmlich an hypothetischen Nettozahlungsströmen
aus einer kombinierten Position an, die sich im Zeitpunkt ihrer Einrichtung
einstellte, falls der frühere Termin den späteren im Preise übertrifft.]

Wie
oben zur Erörterung gebracht, werden die Preise von Spreads gewöhnlich
ausgedrückt in den Kursdifferenzen, die sich zwischen den beiden Seiten
eines Spread errechnen. Dieser Unterschiedsbetrag wird gemeinhin auch
bezeichnet als die Größe eines Spreads ("relative strength")
oder auch als hinausgeschobene Basis ("calendar basis"),
oder kurz Spread-Basis. Variationen der Basis (Basisrisiko!)
sind das Ergebnis eines geänderten Zusammenwirkens ihrer Bildungselemente.
Zu den Mitwirkenden zählen im Einzelnen 1.) die Nettofinanzierungskosten
("cost of carry", d.i.
die sogenannte "carry"-Basis), die in Ansatz und Ausmaß Änderungen
und Höhenunterschieden unterworfen sein können, und zwar in Hinsicht
auf jede ihrer Komponenten besonders, vornehmlich mithin bei den Finanzierungs-,
Lagerungs- u.dgl., Transport-
und Versicherungskosten usw., sodann 2.) die Wertbasis ("value-basis"),
die zu einem sehr namhaften Teil auf nicht quantifizierbaren "psychischen"
Faktoren und anderen "Marktunvollkommenheiten" beruht, und endlich –
indes nur im Falle von verwahrfähigen Konsumgütern – 3.) die sog. "convenience
yield", also der "Vorteilszins", der aus der unmittelbaren
physischen Herrschaft über ein Gut erwächst. Wir erhalten sonach die
folgende Gleichung:
Spread
= Kursdifferenz: "früher Terminmonat" minus "später Terminmonat"
= Differenz in den Nettofinanzierungskosten plus Differenz in der
Wertbasis plus Differenz in der "convenience yield", alles das gerechnet
auf die Zeitspanne zwischen den angehenden Terminen zum Zeitpunkt
der Aufsuchung des Spreads.
Ein positiver
Zahlenwert bei einem in Untersuchung stehenden "time"-Spread ist Ausdruck
eines "umgekehrten
Marktes" ("backwardation" im strengen Sinne). Eine derartige
Marktlage erhält ihr Gepräge unzweifelhaft vom Vorwalten eines Vorteilszinses.
Im Gegensatz dazu ist ein negativer Zahlenwert bei einem Spread der
benannten Art kennzeichnend für einen "carry"-Markt von mehr oder minder
geringem Einschlag einer "convenience yield". Im letztgenannten Fall
sind es die Haltekosten, die
den maßgeblichen Faktor abgeben. Der Spread zwischen zwei endlichen
Terminen kann aus Arbitragegründen indessen nicht beliebig weit divergieren.
Der größtmögliche ziffermäßige Abstand zwischen einem beliebigen späten
Terminkurs und einem beliebigen ihm voraufgehenden Terminkurs innerhalb
ein und desselben untersuchten Futures-Marktes bewahrfähiger Güter gehorcht
zu jedem beliebigen Betrachtungszeitpunkt einmal mehr der "cost of carry"-Beziehung
der Preise. Bliebe der frühere Termin in Relation zum späteren Termin
unter der durch diese Beziehung festgeschriebene Kursuntergrenze zurück,
wäre eine einsetzende "forward cash-and-carry arbitrage" die unmittelbar
zu beobachtende Folge. Demgemäß können wir in Anlehnung an die allgemeine
Formel zur
Preisbeimessung von Futures auf aufspeicherbare Marktgegenstände
die nachfolgende Ungleichung aufstellen:
F0,2 ≤ F0,1
(1
+ c)
;
mit F0,1: Futureskurs des frühen Termins; F0,2:
Futureskurs des späten Termins, jeweils zum Zeitpunkt t0;
c: Haltekosten "cost of carry", ausgedrückt als Kostensatz je Einheit,
die entstehen, um das fragliche Gut vom Zeitpunkt t1 bis
zum Zeitpunkt t2 zu bewahren.
Auf
denjenigen Finanzmärkten, auf denen weder Lager-, Versicherungs- und
Verwaltungskosten noch eine Verfügbarkeitsrendite eine wesentliche Rolle
spielen, gibt der Spread, vomhunderterweise genommen ("implied repo
rate", in Prozente), grob und schlicht den Terminzinssatz des jeweiligen
Referenzzeitraums wider. Freilich, sollte die maßgebliche Zinsrate erheblich
schwanken, erhöht sich damit auch das Risiko im betreffenden Spread.
Demgegenüber gestaltet sich eine vergleichbare Analyse von entsprechenden
Spreads aus den Warenterminmärkten und eine Ausdeutung ihrer Ergebnisse
weitaus verwickelter, da in deren Kreis eine Reihe zusätzlich zu berücksichtigender
Einwirkungsfaktoren aufzunehmen notwendig sind. Die sachliche Schwierigkeit
liegt insbesondere darin, die Entwicklung der beiden Teilkräfte Wertbasis
und Vorteilszins halbwegs glaubwürdig vorauszusehen und nach Gebühr
einzukalkulieren. Ihre Schwankunken bilden den wesentlichen Bestimmungsgrund
für die Variabilität (das Basisrisiko) von Commodity-Spreads. Vom ökonomischen
Standpunkt aus betrachtet fällt dem Preis-Spread, ebenso wie dem Cash-Basis
oder dem Futures-Preis für sich, eine eigene wichtige gesamtwirtschaftlich
Funktion zu: Er vermittelt nämlich der Allgemeinheit einen Fingerzeig
auf den erwarteten "fairen" Wertverlauf im Markt des betreffenden Bezugsgutes
zwischen den einzelnen Futures-Terminen.
Neben
einem verringerten Bedarf an Margin
sind an besonderen Vorteilen, die der Handel in Spreads mit sich bringt,
im Einzelnen hervorzuheben, dass 1.) einem einmal aufgenommenen Trend
in Spreads – wenn und weil in höherem Grade ökonomisch fundiert – die
ihn charakterisierende Erscheinungsform typischerweise mit dauerhafterer
Stabilität anhaftet als dies bei einer erkannten Tendenz auf einem alleinstehenden
Markt herkömmlicher Solo-Positionen regelmäßig zu beobachten ist (d.h.
Nachhaltigkeit und Beharrlichkeit des Trends im Spread durch eine längere
Zeitspanne hindurch), ohne dass dabei die Notwendigkeit besteht, die
generelle Gestaltungsrichtung der Preisentwicklung in den jeweilig einbezogenen
Märkten genauer zu untersuchen; 2.) ein Trend in Spreads gewöhnlich
in "ruhigeren, sichereren Bahnen" verläuft, als dies der überwiegende
Teil der Einzelpositionen zur Schau trägt (er somit eine geringere
Volatilität bei höherer Persistenz
aufweist), was 3.) wiederum zur Folge hat, dass das Trading nun nicht
mehr eine ansonsten notwendige durchgängige, ja geisttötende, keine
Unterbrechung duldende, oftmals überverhältnismäßig viel Zeit bindende
mechanische Verfolgung von brandaktuellen ("real-time") Kursen
unter ständiger persönlicher Handelsbereitschaft abverlangt. Ein Erfolg
versprechender Trading-Ansatz im Handel mit Spreads ist mithin allein
unter Zugrundelegung von Tagesschlusskursen dann sogar in den weniger
liquiden Märkten möglich. Infolgedessen lassen Futures sich ganz neuen,
selbst längerfristig ausgerichteten Anlegerschichten nutzbar machen.
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Trading mit Spreads
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Die Terminspekulation
mit Spreads in Futures genießt im Allgemeinen den Ruf eines eher bodenständigen
Tradings; denn sie bietet Zugang zu einer ganzen Zahl von fein aufeinander
abgestimmten Trading-Strategien, denen im Zusammenhalt mit gewagten
Positionen in alleinstehenden Finanzderivaten ("outright", "straight")
allesamt ein verhältnismäßig geringes Risiko innewohnend ist. Nichtsdestominder
verlangt der Umgang mit Spreads eine kundige Hand. Erste Vorbedingung
für einen soliden wie einträglichen Ansatz im Trading mit Spreads sind
fundierte realwirtschaftliche als auch technische Spezialkenntnisse
jener Märkte, in denen Spreads zu handeln beabsichtigt werden. Um die
besonderen Chancen, die der Handel mit Spreads in Aussicht stellt, erfolgreich
wahrnehmen zu können, sollte unzweifelhaft Klarheit darüber bestehen,
welche der erkannten verschiedenartigen, oft vielfach ineinander verschlungenen
ökonomischen, politischen, sozioökonomischen usw. Einflussgrößen in
der Gegenwartsphase ursächlich und bestimmend sind für die Wechselwirkung
der Preise in den Partikulärmärkten eines in Aussicht genommenen Spreads
– mit besonderem Augenmerk auf die im Gange befindliche Terminstruktur
("contango", "backwardation") und den sich an ihr im Zeitablauf
ereignenden relativen Änderungen.
Um zunächst
einen Überblick über bisherige Höchst- und Tiefststände im gewählten
Spread zu gewinnen, und um sich so – a prima vista – ein möglichst
getreues Vorstellungsbild vom Gang der erwartlichen Preisentwicklung
in den zu handelnden Märkten zu verschaffen, bietet sich nun als Ausgangspunkt
für die weiteren Überlegungen eine vergleichende Analyse historischer
Kursverläufe anhand geeigneter Chart-Bilder an. Lässt schon der bloße
Eindruck des Augenscheins eine gewisse Gleichläufigkeit der Kurse wahrnehmen,
so schließt sich daran eine tieferdringende Untersuchung zusammen mit
einer kritischen Würdigung der in Diskussion stehenden Märkte an. Ziel
hierbei ist es, mit zureichender Verlässigkeit Preiszusammenhänge ausfindig
zu machen, die sich durch ein längeres Zeitintervall hindurch mit gewisser
Regelmäßigkeit wiederholt saisonweise einzustellen pflegen. Ein geeignetes
Mittel zu einer vernünftigen Beurteilung der Erfolgsaussichten von Spreads
bieten bewährte mathematisch-statistische Methoden, von denen einige
im Folgenden näher vorgestellt werden sollen. Vom Ergebnis der Untersuchung
hängt insbesondere ab, ob ein Markt unter Timing-Gesichtspunkten derzeit
überhaupt für ein Spread-Trading in Betracht kommt, und bejahendenfalls,
welche Art
von Spread unter der herrschenden Konstellation an technischen und
ökonomischen Faktoren zweckmäßigerweise in die engere Wahl gezogen werden
soll.
[* Die Börsen
selbst verbreiten auf direktem Wege keine Kurse für Spreads. Kursquotierungen
für Spreads lassen sich stattdessen beziehen, entweder von ausgewählten
Marktdatenzustellern ("data
vendor"), von Spezialdiensten im Internet, wie z.B.
SeasonalFuturesCharts.com oder MRCI, oder lassen sich
füglich auch in Eigenarbeit zusammenstellen. Dazu bringt man einfach
den Kurs der Short-Seite von dem der Long-Seite in Abzug, mit dem Effekt,
dass Gewinne im Spread sich, wie gewohnt, in ansteigenden Zifferwerten,
Verluste in fallenden Zifferwerten niederschlagen.]
Nähert
sich die Marklage dem Musterfall eines sogenannten "full carrying
charge market" – d.i. ein
Marktzustand, in dem die Terminkurse
der bezüglichen Ware ("commodity prices") sämtliche Lagerhaltungs-
und sonstige Finanzierungskosten (= "cost of carry") in voller
Treue unmittelbar widerspiegeln –, so wird mit besonderer Vorliebe
der "bull"-Spread bedacht. Abgesehen von einem jähen Anwachsen
der "cost of carry" ist das Verlustrisiko des Spread-Traders beim Einsatz
eines "bull"-Spread insoweit verschwindend gering, als ein Kursanstieg
über die im Terminkurs bereits enthaltene Prämie ("premium",
"contango") hinaus als sehr wenig wahrscheinlich gilt*.
Somit erhält der Trader zwar die Chance auf Kursgewinne im Long-Bestandteil
seines Spreads, wohingegen kaum mehr mit einem unerwünschten überverhältnismäßigen
Kursanstieg im späteren Monatstermin, der den Short-Bestandteil des
Spreads bildet, zu rechnen ist. Entwickelt sich bei so bewandter Lage
daraus ein "umgekehrter Markt", ist die Gewinnaussicht in diesem Spread
sogar theoretisch unbegrenzt. Das Verlustrisiko dagegen ist von vornherein
ein eng begrenztes, weil ein Aufpreis über die "full carrying charges"
hinaus einen dazu gegenläufigen Anpassungsvorgang zur sofortigen Folge
hätte. Unzählige Arbitrageure – es sind dies i.d.R.
sog. "commercials", die ihre Märkte aus der Nähe kennen und sie unablässig
mit wachsamem Auge verfolgen – wären nun zur Stelle, um unter Einsatz
erheblicher Summen große Transaktionsmengen ("volume") von Futures
im zeitnahen Termin reaktionsschnell zu kaufen und gleichzeitig solche
im zeitfernen Termin ebenso schnell zu verkaufen, was im Ergebnis sehr
rasch wieder zu einer Verschmälerung ("narrowing") des Spreads
führen würde ("forward cash and carry arbitrage"). Eine derartige
(ungleichgewichtige) Marktsituation könnte infolge davon nicht lange
Bestand haben. Der Spread nach dem vorstehend beschriebenen Zuschnitt
wird nicht zuletzt deshalb füglich auch mit dem Namen "limited risk
spread" bedacht.
[* Achtung:
Grundsätzlich grenzenlos ist das Verlustrisiko indes bei "bull"-Spreads
auf nicht-lagerfähige Waren, wie z.B.
auf Flüssigmilch, Eier, lebende Schweine oder
lebende Rinder.
Die diesen Märkten in jedem Augenblick eigene innere Preisstruktur von
Terminen ist aller Erfahrung nach in einem Maße aufgelockert, dass jeder
einzelne Termin derselben sich praktisch als eigenständiger Markt geltend
macht. So gesehen wird der Name des "Spread" ad absurdum geführt.]
Der Inhaber eines "bear"-Spreads
trägt im Allgemeinen ein Risiko von deutlich höheren Prozenten als der
Halter eines "bull"-Spreads. Die hinter diesem Umstand liegende Ursache
ist in einem prinzipiell unbeschränkten Verlustrisiko aus offenen Posten
verkaufter Futures-Kontrakte auszumachen. Während die Gewinnaussichten
für den Halter eines "bear"-Spreads begrenzt sind durch das Erreichen
eines "full carrying charge market", besteht demgegenüber grundsätzlich
keine Begrenzung im Hinblick auf steigende Marktpreise im Spotmonat
(d.h. in der Höhe des Abschlags
("discount") des Futureskurses beim späteren Termin gegenüber
dem Marktpreis im "nearby" bzw. der Höhe der "convenience
yield" zwischen den Terminen). Hat sich in der aktuellen Lage am
Terminmarkt eines aufhebbaren Gutes ein "normaler Markt" ("contango
market") ausgebildet, so ist es hier mehr denn je ratsam, einen
"bear"-Spread nur mit äußerstem Bedacht und unter großer Umsicht einzusetzen.
Doch
von welchen Gesichtspunkten aus wird die Wahl zwischen mehreren zur
Auswahl stehenden Spreads letztlich getroffen werden? – Die Vorgehensweise
zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit einzelner Spreads knüpft an die
Berechnung ihrer Basen an: "früher Termin minus später Termin".
Sowie nun die in die engere Wahl gezogenen Spreads mit ihren jeweiligen
Zahlenwerten vorliegen, werden diese anschließend zum Zwecke der Vergleichbarkeit
auf einen Monat normiert, d.h.
Division des absoluten Spreads durch die Anzahl der Monate zwischen
Long- und Short-Position. Beim Dezember21/August21 Heizöl-"bear"-Spread
wäre beispielsweise durch 4 zu teilen, da zwischen August und Dezember
eines Jahres insgesamt 4 Monate liegen. Um schließlich Aussagen über
die Vorteilhaftigkeit in Hinblick auf eine konkrete Anlageentscheidung
treffen zu können, werden die so berechneten relativen Spreads in einem
letzten Schritt der Größe nach geordnet. Hiernach genießt derjenigen
"bear"-Spread den Vorzug vor allen anderen Spreads gleichen Typs, der
in seinem Preisspread den höchsten Wert (die stärkste Basis)
für den Monat aufweist. Richtet sich das Augenmerk an den Märkten hingegen
auf eine entsprechende Strategie unter Verwendung von "bull"-Spreads,
so fällt die Wahl umgekehrt auf den niedrigsten Preisspread (die
schwächste Basis) pro Monat. Dies sei an einem Beispiel im Detail vorgeführt:
Folgende Terminkurse des Heizöl-Futuresmarktes
(NYMEX Heating Oil
No. 2) liegen vor (alle Angaben in US-Dollar und Cent pro
Gallone):
Terminmonat |
Futureskurs |
Oktober04 |
0,8192 |
November04 |
0,8215 |
Dezember04 |
0,8245 |
Januar05 |
0,8252 |
Februar05 |
0,8176 |
Berechnung des vorteilhaftesten
"bear"-Spreads unter den folgenden Alternativen:
Nov./Okt.: – 0,0023/1 =
– 0,0023
Dez./Okt.: – 0,0053/2 =
– 0,00265
Jan./Okt.: – 0,0058/3 =
– 0,002
Feb./Okt.: – 0,0016/4 =
– 0,0004
Dez./Nov.: – 0,003/1 =
– 0,003
Jan./Nov.: – 0,0037/2 =
– 0,00185
Feb./Nov.: + 0,0039/3 =
+ 0,0013
Da der letztgenannte "bear"-Spread
mit +0,0013 die stärkste Basis aufweist, ist demnach der Februar05/November04-Spread
hier eindeutig der vorteilhafteste unter den oben aufgeführten Wahlmöglichkeiten.
Angenommen, der Spread-Trader geht den Februar05/November04-Spread
zu den oben angeführten Kursen ein: Er kauft 5 Februar05-Heizöl-Futures
zu 0,8176 US-$ und verkauft gleichzeitig 5 November04-Heizöl-Futures
zu 0,8215 US-$. Eine gewisse Zeit später schließt er seine Position
in "bear"-Spreads wieder, wobei im November04-Heizöl-Futures ein Kurs
von 0,8310 US-$ und im Februar05-Heizöl-Futures von 0,8295 US-$ realisiert
wird. Die Brokergebühren für Spread-Geschäfte sind einheitlich mit 7
US-$ pro "round turn"
anzuschlagen. Welches Ergebnis hat der Spread-Trader erzielt?
Lösung:
Terminmonat |
Kaufkurs |
Verkaufskurs |
Differenz |
November04 |
0,8310 |
0,8215 |
– 0,0095 |
Februar04 |
0,8176 |
0,8295 |
+ 0,0119 |
Ergebnis:
|
+ 0,0024 |
Der Gewinn aus jenem Spread beträgt demnach 0,0024
US-$ pro Gallone Heizöl. Da ein Heizöl-Futures bekanntlich 42000
U.S. Gallonen (= 1000
Barrels) Heizöl umfasst,
errechnet sich ein Gewinn pro Spread von 42000
× 0,0024 US-$ = 100,80 US-$. Insgesamt wurden 5 Spread-Positionen eingegangen.
Dies ergibt einen Bruttogewinn von 5 × 100,80 US-$ = 504 US-$. Davon
sind Brokergebühren in Höhe von 5 × 7 US-$ = 35 US-$ abzuziehen, wonach
ein Nettogewinn vor Steuern von 469 US-$ ausgewiesen
wird.
Abschließende Bemerkungen:
In Ansehung
des erhöhten Schwierigkeitsgrades als auch der eigentümlich verwickelten
Natur, die dem ganzen Gegenstand von den Spreads unleugbar anhängt,
tut der handelsbeflissene Spread-Trader wohl daran, statt im Übereifer
getreu dem Ausspruch "frisch gewagt ist halb gewonnen" überstürzt und
unbekümmert ohne vorgängige Einübung zur wirklichen Tat überzugehen,
sich zunächst mit den Grundlagen gewöhnlicher (isolierter) Futures-Geschäfte
sorgfältig und umfassend vertraut zu machen. Auch wird er es nicht versäumen
wollen, sowohl die Besonderheiten bei der
Ordererteilung wie auch die
bei den Rechnungsverfahren für Spreads auf das Gründlichste einzuüben.
Von nicht minder hohem Nutzen für einen glücklichen Einstieg in das
lebendige Spread-Trading wird überdies ein gediegenes, grundlegendes
Verständnis des reinwissenschaftlichen
Zusammenhangs zwischen Spot-
und Terminpreisen und in gleicher Weise eins von dem Aufbau der Terminstruktur
von Futures sein. Auf diesen Kenntnissen aufbauend eignen sich Spreads
freilich glänzend selbst für den risikobewussten Einsteiger und vorsorglichen
Gelegenheitshändler. Mit etwas Geschick bieten sie ihm bei verantwortbarem
Marktrisiko damit beste Trading-Aussichten an den weltweiten Börsenplätzen.

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