Eine Stopp-Order ("stop order",
"stop market order", in gesonderter Verwendungsweise als "stop-loss
order", "protective stop" bzw. "buy-stop order", seltener
allgemein auch als "memorandum order" bezeichnet) tritt äußerlich
dadurch in Erscheinung, dass der Aufgeber des Auftrages (Wertpapierhändler,
Kommittent) mit dessen Erteilung ausdrücklich einen Stopp-Preis
("trigger price", "Auslösepreis") benennt. Ein Stopp-Preis
gibt als solcher eine die Ausführung der Order aufschiebende, d.i.
bedingte Handelsbeschränkung vor.
Die Stellung jenes Auslösepreises im Zuge
der Abwicklung einer Stopp-Order ist im technischen Sinne vergleichbar
der eines Marksteins, durch den der Marktpreis sich erst hindurchwinden
muss, um ihre Ausführung in Vollzug zu setzen. Die Ausführung einer
Stopp-Order bleibt nämlich solange am Markt aufgeschoben, bis der laufende
Börsenkurs das Richtmaß des gesetzten Stopps hinlänglich zu erreichen
bzw. endlich zu durchqueren vermochte. Erst dann – und nur dann! – wandelt
sich die betreffende Stopp-Order augenblicklich aus sich selbst heraus
zu einer Marktorder – und ein Abschluss
gelangt füglich, wie bei jeder anderen Marktorder unter gewöhnlichen
Marktverhältnissen, zum nächsten festgestellten Marktpreis zur Verwirklichung.
Auch
im Hinblick auf eine Stopp-Order ist das richtige Verständnis davon,
wie und wo ein Stopp im Verhältnis zum laufenden Börsenkurs eines in
Auftrag zu gebenden Wertpapiergeschäfts gesetzt werden will, wiederum
von entscheidender Bedeutung für eine möglichst wirkungsvolle Nutzanwendung
dieser Orderart. Je nachdem es sich im betreffenden Anwendungsfall um
eine Kauf- oder um eine Verkaufs-Stopp-Order handelt,
lassen sich zwei Fälle auseinanderhalten:
a.)
Im Falle einer Verkaufs-Stopp-Order ("sell stop order")
muss der Stopp-Preis unterhalb des herrschenden Marktpreises
angesetzt werden; dreht es sich umgekehrt b.) um eine Kauf-Stopp-Order
("buy stop order"), so muss der Stopp-Preis über dem derzeit
geltenden Marktpreis gesetzt sein. Im Unterschied zur Verkaufs-Stopp-Order,
wo der Stopp unter dem Marktpreis gelegt wird, wird der Stopp
einer Kauf-Stopp-Order also notwendig über dem derzeitigen Marktpreis
festgelegt.
Die
Stopp-Order kennzeichnet eine Besonderheit: Sie wird nicht sogleich
mit Erreichung des Stopps ausgeführt, sondern erst durch eine vorbereitende
börsenmäßige Geschäftigkeit, die man als "Aktivierung" anzusprechen
gewohnt ist, in Tätigkeit versetzt. Die Aktivierung ist somit notwendige
Vorbedingung dafür, dass eine zwecks Kauf oder Verkauf von Wertpapieren
abgefasste und eingereichte Stopp-Order an der Börse überhaupt zur Ausführung
gelangen kann. Es fragt sich sogleich, unter welchen Umständen genau
kommt es zur Aktivierung einer Stopp-Order? Nun, ehe eine Stopp-Order
überhaupt ausgeführt werden kann, durchläuft sie im Handlungsverlauf
einen Wandlungsvorgang. Sie wird sich hierbei vorgängig, wie vorhin
aufgeführt, zunächst in eine Marktorder umwandeln müssen, und zwar folgendermaßen:
Eine
Kauf-Stopp-Order, deren
Stopp-Preis, wie schon oben hervorgehoben, vom Auftraggeber stets
über dem herrschenden Marktpreis gesetzt werden will, wandelt sich
dann und nur dann zu einer Marktorder, wenn a.) auf dem Markt zu dem
benannten Stopp tatsächlich Umsatz vollbracht wird, oder b.) wenn umsatzwirksame
Nachfrage zum oder über dem gesetzten Stopp-Preis entsteht ("bid
at or above the stop price").
Eine
Verkaufs-Stopp-Order,
deren Stopp-Kurs stets unterhalb des laufenden Marktpreises festgesetzt
wird, wandelt sich dann und nur dann zu einer Marktorder, wenn a.) zum
benannten Stopp tatsächlich Umsatz zustande kommt, oder b.) wenn umsatzwirksames
Angebot zum Stopp oder unterhalb des angesetzten Stopps entsteht ("offered
at or below the stop price")*. Eine Stopp-Order lässt sich
daher auch als eine "bedingte Marktorder" auffassen.
[* Zusätzlichen
Schutz bietet die
NASDAQ für
Aktien und an amerikanischen Plätzen notierte Aktienoptionen, indem
Stopp-Orders erst dann zur Auslösung kommen, nachdem der gesetzte "trigger
pricer" von mindestens zwei verschiedenen Orders preislich durchkreuzt
werden konnte.]
Worin
liegt nun der Hauptzweck für
den Einsatz einer Stopp-Order? – Der Rückgriff auf eine Stopp-Order
kann in folgenden Fällen zweckvoll sein:
-
im
Falle eines strategisch ausgerichteten Kaufs oder
Leerverkaufs eines Wertpapiers oder ETF-Anteils,
d. i. zum "Einstoppen"
in den Lauf einer einsetzenden Kursentwicklung in eine bestimmte
Richtung (Trend),
-
ferner
als Technik des Risikomanagenents für den Fall der Begrenzung oder
Verhütung von Verlusten gehaltener oder leerverkaufter Wertpapiere
oder ETF-Anteile, sowie
-
für
die Absicherung eines Buchgewinns gehaltener oder leer verkaufter
Titel.
Ein
Beispiel zu Punkt b., Verlustbegrenzung von gehaltenen Wertpapieren:
Ein Händler, der 1000 XYZ-Aktien
sein Eigen nennt, die er kurz zuvor zu einem Einstandkurs von 33$
je Aktie erworben hat, möchte drohende Kursverluste aus diesem Bestand
äußerstenfalls auf 5000$
begrenzen, ohne dabei sein Portfolio mühselig und meist auch zeitaufwendig
andauernd im Auge behalten zu müssen. Der augenblickliche Kurs der XYZ-Aktie
mag bei 30$ liegen. Um das
Beabsichtigte zu erreichen, setzt er eine Verkaufs-Stopp-Order ("protective
stop") wie folgt: "Sell 1000
XYZ-Shares at $28, Stop".
Man beachte, dass der Stopp-Kurs, zu dem der Verlust begrenzende Verkauf
nötigenfalls statthaben soll, wie oben erörtert, unterhalb des
derzeitigen Marktpreises von 30$
liegt, und zwar ohne dass es dadurch von selbst zu einer sofortigen
Orderausführung kommt.
Solange
nun die XYZ-Aktie über dem "trigger price" von 28
$ notiert wird, bleibt die Stopp-Order im Orderbuch des auf dem
Börsenparkett für die Orderausführung zuständigen Händlers ("designated
market maker") bzw. im zentralen Orderbuch der elektronischen Handelsvorrichtung
der Börse vermerkt, ohne dabei irgendwelchen Einfluss auf den gehaltene
Effektenposten zu nehmen; dieser bleibt davon gänzlich unberührt, weil
und solange der Börsenpreis über der Marke von 28$
liegt. Sollte es am Markt allerdings zu Abgabedruck kommen, der den
XYZ-Aktienkurs mit abwärts reißt bis dieser sich im Zuge der rückläufigen
Bewegung soweit ermäßigt hat, dass sich an der Börse ein Angebot ("offer")
bzw. ein Umsatz zu 28$ bildet,
so bewirkt dies zunächst die sofortige Aktivierung der Verkaufs-Stopp-Order.
D. h. die fragliche Stopp-Order
wird hierdurch flott gemacht, womit sie sich im gleichen Augenblick
zu einer Marktorder wandelt. Die nunmehr zur Marktorder gewordene Stopp-Order
wird nun umgehend – so wie es an den Börsen bei allen einfachen Marktorders
gleichmäßig tätige Übung ist – zum nächstbesten laufenden Kurs
vollzogen werden.
Zur Erläuterung dessen besehen wir eine mögliche Aufeinanderfolge der
letzten fünf notierten Umsätze ("trades") einmal genauer:*
$ 28,20 – $ 28,10
– $ 28,05 – $ 28,00 – $ 27,90.
Gemäß
vorstehender Reihe liegen die Kursnotizen der ersten drei Abschlüsse
über dem in der Verkaufs-Stopp-Order in Ansatz gebrachten Stopp von
28$. Diese Geschäfte nehmen
daher keinerlei Einfluss
weder auf die infrage stehende Order noch auf den gehaltenen Wertpapierbestand.
Der vierte Umsatz an der Börse kommt nunmehr zu 28$,
also unmittelbar zum Stopp-Preis, zustande: und dieser ist es auch,
der die Stopp-Order zuerst aktiviert, sie also in den Zustand
der sofortigen Ausführbarkeit versetzt ("elected sale"). Die
Stopp-Order ist damit in eine Marktorder übergegangen und zur Betätigung
aufgerufen. Als solche wird sie nun schleunigst zum nächstbesten erreichbaren
Kurs im Markt zusammengeführt werden. Der nächste Handel kommt mit einem
Kurs von 27,90$ zum Abschluss
("fill"), und der Erfolg ist, dass die
1000 XYZ-Aktien zu eben diesem
Kurs die Hände wechseln ("stopped out").
[* An manchen
Wertpapiermärkten werden die Geld- zu Brief-Quotierungen ("bid", ask")
statt der Handelspreise als Maßgabe für die Ingangsetzung von eingereichten
Stopp-Aufträgen herangezogen. Genaueres hierzu ist im Einzelfall zu
erfragen.]
Offenbar
wurde das Wunschziel, den höchstmöglichen Verlust auf
5000$
zu begrenzen, um den Betrag von 100$
verfehlt. Man prüfe: (33$ –
27,90$) ×
1000 =
5100$
Verlust. Dieses lehrt: Das Setzen eines Stopp-Preises darf keinesfalls
dahingehend fehlgedeutet werden, dass eine Stopp-Order der Tat nach
jedes Mal ganz genau zum gesetzten Stopp zur Ausführung gelangen muss.
Vielmehr ist es mit dem angesetzten Stopp einer Stopp-Order so bestellt,
dass erst ein eben zu diesem "trigger"-Kurs festgestellter Handelsabschluss,
oder auch zu einem beliebigen Kurs jenseits des Auslösekurses, ihre
Aktivierung bewirkt, wodurch sie sich im gleichen Augenblick in eine
Marktorder verwandelt. Die Orderausführung selbst kommt sodann an der
Börse zum nächstbesten Kurs zustande – und dieser kann freilich höher,
tiefer oder zufälligerweise auch mit dem Stopp auf gleicher Höhe stehen.
Jedoch geht es hierbei nicht an, dass eine Stopp-Order von sich aus
ihre eigene Auslösung bewirkt. Zur Aktivierung bedarf es jedes Mal der
Kraft von Aufträgen anderer Marktteilnehmer. Die besonderen Bedingungen
und Umstände, unter denen eine Auslösung und damit eine Aktivierung
einer Stopp-Order erst ermöglicht wird, wie z.B.
eine zu beobachtende "uptick"-Regel u.dergl.,
können von Wertpapierbörse zu Wertpapierbörse gemäß den Satzungen durchaus
in einigen Schattierungen auseinandergehen.
Das
Missverhältnis zwischen Auslösekurs einer Stopp-Order und dem tatsächlich
erzielten Handelspreis wird besonders häufig dann schlagend, wenn es
an den Wertpapierbörsen zu einer abrupten, unerwartet heftigen Kursbewegung
in der einen oder anderen Richtung kommt. So ist es im alltäglichen
Börsengeschehen keine Seltenheit, dass ein ETF- oder Aktienkurs aufgrund
unverhofft eintreffender Nachrichten von entscheidender Bedeutung für
die künftige Marktentwicklung mächtig ins Schwanken gerät, mit der Folge,
dass der festgemachte Ausführungskurs nun sehr deutlich und zumeist
auch unliebsam vom "trigger price" der Stopp-Order abweicht. Auf oben
gegebenes Beispiel gewendet, mag der Abschluss möglicherweise erst bei
einem Aktienkurs von, sagen wir, 27 statt wie vorausgesetzt 28$
gelingen. Aber auch im Falle einer Anhäufung von Stopp-Orders jenseits
einer aus Sicht der Börse psychologisch wichtigen (so zumal aus "charttechnischer"
Sicht bedeutenden) Kursmarke werden für den Händler sehr ungünstige
Ausführungskurse mitunter dann die Folge sein, wenn an dieser Marke
erste Stopp-Orders handelstechnisch in Bereitschaft gesetzt werden,
diese sich im Zuge ihrer Wirkung nach und nach zu Marktorders wandeln
und so gewissermaßen zu einem Stein werden, der eine Lawine ins Rollen
bringt, indem er der Reihe nach einen ganzen Schwung weiterer Stopp-Orders
auslöst.
Eine
Kauf-Stopp-Order hingegen findet – neben der Absicherung eines
Buchgewinns bei einer bestehenden offenen Leerverkaufsposition ("short")
– zur Begrenzung von Verlusten einer bereits eingeleiteten und noch
nicht eingedeckten "short"-Position in Wertpapieren in einer dem obigem
Fallbeispiel mit umgekehrten Vorzeichen entsprechender Weise Anwendung.
Eine
weitere strategische Anwendungsmöglichkeit der Stopp-Order besteht in
der Öffnung spekulativer Posten. Ein Musterbeispiel hierfür ist folgende
Marktausgangslage: Ein Börsenspekulant mag, nachdem er auf einem Markt
einen Kursfall beobachten hat, zu der Auffassung gelangen, dass dieser
auf dem damit erreichten Kursstand nunmehr seinen vorläufigen Tiefpunkt
gesehen habe. Sollte sich im Anschluss an die von ihm vermutete sogenannte
"technische Bodenbildung" – ein Vorkommnis, das von "Chartisten" häufig
und gern als Bestätigung für eine Trendwende erachtet wird – ein Aufwärtstrend
entwickeln, so will er in jedem Falle daran teilhaben. Zu diesem Ende
reicht unser Spekulant eine Kauf-Stopp-Order ein, deren Stopp er über
den herrschenden Marktpreis legt. Dreht der Markt daraufhin, so seine
Hoffnung, werde seine Kauf-Stopp-Order dadurch in Kraft gesetzt und
sodann als Marktorder, wie von ihm beansprucht, geradewegs zum nächstbesten
Kurs Erledigung finden. Täuscht er sich hingegen über die Marktlage,
und der Kurs fällt wider alles Erwarten weiter, so erhält er, ohne vorher
Stellung zu beziehen, Gelegenheit, seine Markteinschätzung aufs Neue
zu überdenken, um gegebenenfalls später auf der Grundlage neu aufkommender
Nachrichten mit einer entsprechend abgewandelten Order abermals auf
den Markt zu treten, oder diesem nunmehr fern zu bleiben.
Eine
gewisse Schwierigkeit bei der wirklichen Anwendung einer Stopp-Order
liegt in der Festsetzung der am meisten zweckmäßigen Lage des Punktes
für den Stopp-Preis im Verhältnis zum gerade herrschenden Kursstand.
Dass der Kurs einer Kauf-Stopp-Order (Verkauf-Stopp-Order) über (unter)
dem bestehenden Kurs liegen muss, ist bereits aus den Ausführungen oben
mit aller Klarheit hervorgegangen. Immerhin allein soviel steht fest:
Für die Entscheidungsfindung über die zweckgerechte Höhe der Marke für
den Stopp – sei es zum Zwecke der Begrenzung von Verlusten, der Absicherung
eines Buchgewinns oder der Öffnung einer neuen Position – wird regelmäßig
die gegenwartsbezogene Markt-Volatilität
die ausschlaggebende Rolle spielen.
Wird
in volatilen Märkten der Stopp innerhalb eines allzu schmal gezogenen
Bereichs um den herrschenden Kursstand gesetzt, so vervielfältigt sich
die Wahrscheinlichkeit dafür, unvermittelt und vorschnell "ausgestoppt"
zu werden. Wird hingegen der Stopp in einem verhältnismäßig ruhigen
Markt nicht nah genug um den obwaltenden Kursstand gesetzt, so vervielfältigt
sich die Wahrscheinlichkeit nicht minder dafür, dass der Stopp nicht,
wie es in der Absicht des Händlers liegen wird, zur Ausführung der Order
gereicht, mit der möglichen Folge, eine an sich gewinnträchtige Spekulationsgelegenheit
ohne Not verpasst zu haben.
Werden
Stopp-Orders bereits vor Handelsbeginn eingereicht, so ist besondere
Achtsamkeit am Platz! Der Grund hiervon ist leicht aufzuklären. Sollte
nämlich der Markt im anschließenden Handelsverkehr um einiges höher
oder niedriger öffnen als ursprünglich erwartet und im gleichen Zuge
der Stopp in seinem ziffermäßigen Ansatz vom Marktpreis durchdrungen
werden, so sind gemeinhin vom Stopp stark abweichende und für den Händler
oft höchst ungelegene Ausführungskurse die unmittelbare Folge. Anzumerken
ist schließlich noch, dass im Orderbuch verzeichnete und bisher nicht
ausgeführte Stopp-Orders regelmäßig erlischen, sofern besondere Kapitalmaßnahmen
(Kapitalerhöhung, Dividendenzahlung, Umwandlung u.
dgl.) beim zu ordernden Papier durchgeführt werden sollen. Auch
auf diese Tatsache ist bei der Ordergabe für Aktien Rücksicht zu nehmen.
Die allgemeine
Lehre daraus ist folgende: Trotz aller ihrer strategischen Vorzüge gibt
eine Stopp-Order dem auftraggebenden Händler keine Gewähr auf die begehrte
Orderausführung zum Kurs gemäß dem angesetzten Stopp; denn bevor eine
Stopp-Order überhaupt zur Ausführung gelangen kann, wandelt sich diese
zunächst notwendig zu einer Marktorder, und eine Marktorder wiederum
kann, wie man weiß, zu jedem möglichen erzielbaren Kurs im Markte
zusammengeführt werden. Somit verbleibt immer eine gewisse Restunsicherheit
darüber, ob und wie weit sich der postnumerando eingestellte
Kurs im Zeitpunkt der Ausführung vom Stopp entfernt hat. Unter ungünstigen
Marktverhältnissen kann der eine durchaus in nicht unbeträchtlichem
Maße von dem andern abweichen.
Um
die mit Verwendung herkömmlicher Stopp-Orders verbundene Unsicherheit
über den tatsächlich erzielbaren Kurs besser in den Griff zu bekommen,
wurde die Stopp-Limitorder erschaffen. Der Rückgriff auf eine
Stopp-Limitorder soll insbesondere die Gefahr von vom gesetzten Stopp-Kurs
mehr als erwünscht abweichenden Ausführungskursen nachhaltig abwenden
helfen.
Eine
ordnungsgemäße Erteilung einer Stopp-Limitorder bedingt stets die Angabe
zweier gesonderter Kursziffern, nämlich 1.) die eines Stopp-Preises
("trigger price") und 2.) eines Limit-Preises.
Handelt
es sich hierbei um eine Verkaufs-Stopp-Limitorder ("sell-stop-limit
order"), so muss der Stopp unterhalb des herrschenden Marktpreises
gelegt werden; handelt es sich umgekehrt um eine Kauf-Stopp-Limitorder
("buy-stop-limit order"), so muss der Stopp über dem herrschenden
Marktpreis angesetzt werden. Hierzu ein Beispiel:
Angenommen,
der Preis der DFGH-Aktie steht auf 37,80 US-$. Ein den Markt beschauender
Aktienanleger erwartet, dass nach Durchbrechen der Marke von 38US-$
sich der Kursanstieg weiter fortsetzt. Er erteilt zu diesem Zweck nachstehende
Order: "Buy 300 DFGH-Aktien at $ 38 Stop, $ 38,20 Limit". – Jede
Stopp-Limitorder schließt sonach, wie schon vorhin aufgeführt, auf jeden
Fall zwei Preisangaben in sich: einen Stopp-Preis und
einen Limit-Preis.
Die
Bestimmung der zweckerfüllenden Lage des Stopp-Preises im Zuge der Aufstellung
einer Stopp-Limitorders lehnt sich weitgehend an die gleichen Überlegungen
und Erfordernisse an wie es jene sind, die zur richtigen Bestimmung
des Stopp-Preises von Stopp-Orders als Richtschnur
herangezogen werden. Geradeso wie zur Festsetzung des richtigen Limit-Preises
einer Stopp-Limitorder die gleichen vorausgesetzten Verhältnisse gelten,
die auch für eine Limitorder bestimmend
sind. Es empfiehlt sich darum in hohem Maße, sich vor dem Gebrauch einer
Stopp-Limitorder sowohl mit den Einzelheiten und Anwendungsvoraussetzungen
von Stopp-Orders als mit denen von Limitorders auf das gründlichste
vertraut zu machen.
Erreicht
oder überwindet der Börsenkurs nun die gesetzte Marke für den Stopp
("trigger price") einer für den laufenden Handelsverkehr eingereichten
Stopp-Limitorder, so wandelt sich die Stopp-Limitorder augenblicklich
und selbständig zu einer herkömmlichen Limit-Order, ausgezeichnet
mit dem vom Auftraggeber gewählten Limit-Preis. Die nachfolgende Ausführung
der Stopp-Limitorder im Markt ("matching") ist damit durch die
Tat nur zum Limitkurs oder zu einem für den auftraggebenden Händler
besseren Kurs möglich.
Der
trennende Unterschied zwischen einer Stopp-Limitorder und einer Stopp-Order
ist demzufolge darin gelegen, dass die Stopp-Limitorder – nachdem sie
durch eine entsprechende Marktbewegung ausgelöst werden konnte – sich
in eine Limitorder verwandelt, während sich die Stopp-Order unter dieser
Bedingung notwendig allemal in eine Marktorder wandelt. Eine Stopp-Limitorder
lässt sich demnach trefflich als "bedingte Limitorder" begreifen.
Genauer
gesprochen: Eine Kauf-Stopp-Limitorder, bei der, wie wir jetzt
wissen, der Stopp-Preis richtig über dem laufenden Marktpreis
gesetzt wird, wandelt sich immer dann in eine Limitorder, wenn a.) zum
bezeichneten Stopp sich Umsatz einstellt oder b.) wenn Nachfrage zum
oder zu Kursen über dem genannten Stopp entsteht ("bid at or above
the stop price"). Zur Orderausführung selbst kommt es indes nur
unter der Vorbedingung, dass im Anschluss an eine Aktivierung der Stopp-Limitorder
der Marktpreis das Richtmaß des vom Händler gesetzten Limit-Preises
nicht überschreitet.
Eine Verkauf-Stopp-Limitorder, bei der der
Stopp-Preis, wie bemerkt, stets unterhalb des derzeitigen Marktpreises
gesetzt werden will, wandelt sich immer dann in eine Limitorder, wenn
a.) zum genannten Stopp Handelsumsatz zustande kommt oder b.) wenn Angebot
zum oder zu Kursen unterhalb der genannten Stopp-Marke entsteht ("offered
at or below the stop price"). Zur Ausführung selbst gelangt die
Order indes nur unter der Voraussetzung, dass im Anschluss an die Aktivierung
der Marktpreis den Richtstand des vom Händler gesetzten Limit-Preises
nicht unterschreitet.
Anwendung
findet die Stopp-Limitorder – übereinstimmend mit der Stopp-Order –
hauptsächlich unter folgenden Marktgegebenheiten:
-
zum
Zwecke eines strategisch ausgerichteten Kaufs bzw.
Leerverkaufs eines Wertpapiers
oder ETF ("short sale"),
-
der
Begrenzung von größeren Verlusten gehaltener bzw. leerverkaufter
Wertpapiere (jedoch weniger empfehlenswert!), oder
-
der
Absicherung eines Buchgewinns gehaltener bzw. leerverkaufter Börsenpapiere,
wobei
die Stopp-Limitorder der Erfahrung nach öfter in weniger
liquiden und/oder
stark schwankenden Märkten anzutreffen ist.
Ebenso
verdienen Stopp-Limitorders vor der Wiederaufnahme des Börsenhandels,
zumal dann, wenn beim Wiederbeginn mit schwungvollen Kursbewegungen
gerechnet werden muss, im Allgemeinen den Vorzug vor einfachen Stopp-Orders.
Allerdings heißt es hierbei auf der Hut zu sein: Im Falle unvermittelt
eintretender Kursausschläge von außergewöhnlicher Heftigkeit in dieser
oder jener Richtung ist es nicht auszuschließen, dass eine Stopp-Limitorder
ihre zugedachte Wirkung schlechterdings verfehlt!
Infolgedessen
gilt als Faustregel beim Einsatz von Stopp-Limitorders: Je schneller
man einen Markt verlassen möchte, also ein offener Posten an Wertpapieren
oder ETFs wieder glattgestellt werden soll, desto weniger sollte
man von Stopp-Limitorders Gebrauch machen.
Zur
Probe und zum genaueren Verständnis seien hierzu noch zwei Beispiele
angeführt. Eine Kauf-Stopp-Limitorder möge lauten: "Kaufe 200 VWX-ETF-Anteile
zu 30€ Stop, 30,50€
Limit". – Solange der VWX-ETF unterhalb von 30€
notiert wird, geschieht zunächst nichts weiter. Werden jedoch daraufhin
Abschlüsse zu 30€ oder darüber
festgestellt, so wird die Kauf-Stopp-Limitorder hierdurch in Gang gesetzt
und wandelt sich damit selbsttätig in eine Limitorder, versehen mit
einem Limit-Kaufpreis von 30,50€
für den Anteil.
"Sell
300 CDE-Shares at $50, Stop
Limit". – In diesem Fall sind Stopp- und Limit-Preis von gleicher
Höhe.* Wird die CDE-Aktie zu 50US-$
oder darunter gehandelt, so wird die Verkaufs-Stopp-Limitorder zu einer
Verkaufs-Limitorder mit einem Limit-Preis von 50US-$.
Hierbei liegt indessen die – nicht zu unterschätzende – Gefahr nahe,
dass die Order zwar aktiviert, doch nimmermehr ausgeführt wird, weil
der Marktpreis es nicht vermag, erneut an das Limit heranzurücken. Beispielsweise
könnte die CDE-Aktie im Kurs von 50,10US-$
auf 49,50US-$ fallen und hierdurch
die fragliche Stopp-Limitorder auslösen. Sollte sich nun der Kursrückgang
fortsetzen, ohne dass der Limitkurs von 50US-$
nochmals erreichbar wäre, bliebe die Stopp-Limitorder mithin bis auf
weiteres unausführbar in den Büchern der Börse zurück.
[* Anmerkung:
Sowie sich die Preisziffern für die Angaben zum Stopp und zum Limit
decken, spricht man mitunter auch von einer "stop-and-limit order".]
Stopp-Limitorders
haben zusammen mit den Limitorders den niedrigsten Prioritätsrang unter
allen möglichen Orderarten, d.
h. sie sind erst dann an der Reihe, nachdem alle sonst noch offen
stehenden Markt-, Stopp- und MIT-Orders usw. zuvor gehörig ausgeführt
werden konnten. Ein Börsenhändler darf also erst dann auf eine Ausführung
seiner Stopp-Limitorder rechnen, wenn das Verhältnis von Angebot und
Nachfrage am Markt diese vorschriftsmäßig anfänglich zu aktivieren imstande
war, und der Marktpreis den gesetzten Limitpreis hiernach wieder zu
über- (bei Verkauf-Stopp-Limitorders) oder zu unterbieten (bei Kauf-Stopp-Limitorders)
vermochte.
Kurz
zusammengefasst: Stopp-Limitorders gleichen Stopp-Orders in ihrer
Zielsetzung, allerdings mit der für Stopp-Limitorders wesentlichen Besonderheit,
dass diese sich bei ihrer Aktivierung statt zu einer Marktorder alle
Male zu einer Limitorder wandeln. Im Gegensatz zur Stopp-Order ist auch
bei Auslösung einer fraglichen Stopp-Limitorder durch einen Umsatzakt
zum Stopp-Preis eine daran schließende Ausführung derselben im Markt
keineswegs mit Gewissheit gewährleistet; denn Spielraum für die Ausführung
einer Stopp-Limitorder besteht nur in den engen Grenzen eines vom Auftraggeber
zuvor festgesetzten Limit-Preises.
-
Trailing Stopp-Order
("Trailing Stop-Loss-Order")
Eine
überaus beliebte Spielart der Stopp-Order bildet, besonders zum Zwecke
des Ausstiegs aus einem Trade ("exit trade"), die sogenannte
Trailing Stopp-Order ("Trailing
Stop-Loss-Order", "Folge-Order"). Bei einer Order dieses Zuschnitts
dreht es sich um eine ansonsten gewöhnliche Stopp-Loss-Order, jedoch
mit dem kennzeichnenden Unterschied, dass der Stopp-Loss-Preis bei steigenden
Wertpapierkursen der gekauften und gehaltenen Papiere nicht von Anfang
an ein für alle Mal festgesetzt ist, sondern in durchgehender Linie
gleichsam im Schlepptau des Marktpreises liegt. Der für einen bestehenden
Kaufposten arbeitende Stopp-Loss-Preis einer Trailing Stopp-Order steigt
dabei ohne weiteres Zutun des Auftraggebers um einen von ihm vorher
fest vorgegebenen Betrag (als absoluter Betrag oder in Prozenten) gleichzeitig
mit jeder Aufwärtsbewegung des Wertpapierkurses im Markt empor, fällt
umgekehrt bei einer Abwärtsbewegung jedoch niemals herab. Dies hat den
Bequemlichkeitsvorteil voraus, dass ein einmal erwirtschafteter Buchgewinn
sich in vielen Alltagsfällen auf fügsame Weise sicher behaupten lässt,
ohne dass der betreffende Wertpapierposten seinem Halter durch eine
ununterbrochene Überwachung außer allem Verhältnis viel Zeit und Achtsamkeit
abverlangt.
Die
Verwendung einer Trailing Stopp-Order macht sonach eine stete Anpassung
der Order an geänderte Marktverhältnisse weitestgehend überflüssig.
Mit Hilfe einer auf die jeweiligen Marktverhältnisse wohl abgestimmten
Trailing Stopp-Order lassen sich mögliche Verluste aus bestehenden Kaufgeschäften
bei nachher fallenden Marktpreisen durch die Vorrichtung eines eingangs
gesetzten und später mit emporsteigenden Preisen selbständig aufwärts
versetzten "stopp-loss"-Preises wirkungsvoll auf ein gewünschtes Maß
begrenzen. Andererseits lässt sich infolge eben jenes Nachziehens des
"stop-loss", fast so, wie durch magnetische Kraft, die Höhe der zufallenden
Gewinne bei steigenden Wertpapierkursen oben offen halten, während diese
vor größeren Einbußen gesichert sind. Das Kardinalgebrechen einer Trailing
Stopp-Order ist freilich in dem Umstand gelegen, dass der persönliche
Bezug zu der obwaltenden Marktlage und ihren besonderen markttechnischen
Erfordernissen durch eine unbeaufsichtigt gelassene Trailing Stopp-Order
oftmals auf billige Weise übergangen wird.
Schließlich
sei nicht versäumt noch zu bemerken, dass besonders für Optionsgeschäfte
die Börsen die Einreichung von Trailing Stopp-Orders in aller Regel
rundweg zurückweisen werden. – Eine Trailing Stopp-Order erlischt, wenn
sie am Markt zur Ausführung gelangt ist, widerrufen wurde oder im Falle
von Aktien auch bei Eintritt bestimmter Kapitalmaßnahmen, wie bspw.
Dividendenausschüttungen, Emission von Bezugsrechten und Aktiensplits.

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