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Zur Berechnung des Beta-Faktors (β) von Aktien
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Um sich den Beta-Faktor
im Zuge der Unterbringung von Geldmitteln in eine ausersehene Vorteilsgelegenheit
(Finanzinvestition, z.B. in
Aktien) in sachgerechter Weise nutzbar zu machen, ist er zuallererst
aus seinen engen akademischen Rahmenbedingungen herauszulösen. Der hier
vorgestellte methodische Ansatz zu einem Lösungsweg schlägt zu diesem
Ende folgendes Verfahren ein: Auf einer ersten Vorbereitungsstufe geht
es um die Bestimmung eines der Wirklichkeit möglichst nahekommenden
Schätzwertes für den historischen Beta-Faktor (β) des in Rede stehenden
Wertpapiers. Das zu seiner statistisch-rechnerischen Erfassung notwendige
Datenmaterial wird aus Gründen der Zweckmäßigkeit von Kursänderungsraten
abgelesen, die ihrerseits in Gestalt erfahrener (empirischer)
Renditegrößen gefasst
werden. So bewandte Größen lassen sich leicht aus einer vorliegenden
Aufeinanderfolge von roh erfassten Kursausprägungen einer vorhergegangen
Zeit (Ex-post-Kurse, Kurshistorien) zusammentragen.
Da nun wohlbegründete Anlageentscheidungen im Leben gescheiterweise
immer mit gutem Vorbedacht auf die Zukunft zu treffen sind, die Zukunft
indes sich bekanntermaßen einer fadengeraden Vorausberechnung beharrlich
entzieht, ist auf der nächsten Stufe eine zuverlässige und gehaltvolle
Schätzung (Antizipation) aller derjenigen Größen vorzunehmen, die je
zuweilen im wirklichen Geschehen auf die Investitionshandlung hinüberwirken.
Um solcher Erwägungen willen wird in einem Folgeschritt dazu übergegangen,
den durch eine statistische Zeitreihenanalyse gewonnenen ("historischen")
Beta-Faktor unter Anwendung verfeinerter Extrapolationsverfahren schlüssig
in die Zukunft auszuformen. Eine auf diesem Wege durchgeführte logisch
nachvollziehbare Untersuchung zum voraussichtlichen Verlauf (Prognose)
bereitet fortan den Boden für planvoll durchdachte Handlungsempfehlungen
unter Verhältnissen gegebener unsicherheitsbeladener Investitionsentscheidungen.
Um bei aller Schwierigkeit des Gegenstandes nicht ganz im Abstrakten
steckenzubleiben, sei nun der eben knapp umschriebene Untersuchungsgang
anhand eines sprechenden Beispiels des Genaueren erläutert:
Ein Beispiel zur Berechnung des Beta-Faktors
aus historischen Kursen:
Es sei
für eine betrachtete Aktie der Beta-Faktor auszurechnen. Der Berechnung
zugrunde gelegt seien die Kurszahlen der gewesenen letzten 12 Monate
("historisches" Beta). – Zu diesem Zweck richten wir vorbereitend eine
Arbeitstabelle gemäß nachstehendem Muster ein (s.u.
Arbeitstabelle 1). Diese führt für die in Untersuchung gezogene Aktie
in geordneter Aufeinanderfolge eine Zeitreihe von 13 verwirklichten
Monatsschlusskursen vor, wie sie auf Spalte 2 der Tabelle vermerkt sind.
Die Kurse mögen einer Zeitspanne entstammen, die sich vom vorjährigen
Dezember (erste Zeile unter den beiden Kopfzeilen) bis Dezember des
Folgejahres erstreckt (letzte Zeile). Der Aufeinanderfolge der Monatsschlusskurse
der Aktie wird in Spalte 3 für den gleichen Zeitraum die Aufeinanderfolge
der vorgelegten Monatsschlussstände eines als repräsentativ betrachteten
Aktienindex zur Seite gestellt.
Aus den einzelnen Kurs- und Indexständen werden nächstdem die entsprechenden
Monatsrenditen von Aktie und Index berechnet. Wir erhalten hiernach
je 12 Renditegrößen, die in den Spalten 4 und 5 der folgenden Übersichtstafel
einander gegenübergestellt wurden. Von Dividendenzahlungen, Bezugsrechtserlösen
und sonstigen Erträgnissen, die dem Grundsatz nach mit in die Untersuchung
einzubeziehen wären, sei der Einfachheit halber abgesehen. Die in den
Kolonnen 6 und 7 der Zusammenstellung unter der Überschrift "Überrendite"
eingetragenen Vomhundertsätze ergeben sich aus dem Unterschied der jeweiligen
Monatsrenditen zum sicheren Anlagezinssatz. Als Sicherheitszinssatz
sei in unserem Beispiel ein Zinssatz von nominal
3 % aufs Jahr (p.a.)
berechnet (bzw. bei linearer Verzinsung 0,25
% für den Monat) angenommen.
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
Monat |
Aktienkurs |
Indexstand |
Rendite der Aktie |
Rendite des Index |
Überrendite der
Aktie |
Überrendite des
Index |
12 |
21,00 € |
3000 |
– |
– |
– |
– |
1 |
21,70 € |
3090 |
3,3333 % |
3,0000 % |
3,0833 % |
2,7500 % |
2 |
23,50
€ |
3190 |
8,2949 % |
3,2362 % |
8,0449 % |
2,9862 % |
3 |
25,80
€ |
3300 |
9,7872 % |
3,4483 % |
9,5372 % |
3,1983 % |
4 |
25,50
€ |
3290 |
– 1,1628 % |
– 0,3030 % |
– 1,4128 % |
– 0,5530 % |
5 |
27,00
€ |
3400 |
5,8824 % |
3,3435 % |
5,6324 % |
3,0935 % |
6 |
25,00
€ |
3310 |
– 7,4074 % |
– 2,6471 % |
– 7,6574 % |
– 2,8971 % |
7 |
25,00
€ |
3200 |
0,0000 % |
– 3,3233 % |
– 0,2500 % |
– 3,5733 % |
8 |
24,50
€ |
3250 |
– 2,0000 % |
1,5625
% |
– 2,2500 % |
1,3125 % |
9 |
26,00
€ |
3400 |
6,1224 % |
4,6154 % |
5,8724 % |
4,3654 % |
10 |
25,80
€ |
3360 |
– 0,7692 % |
– 1,1765 % |
– 1,0192 % |
– 1,4265 % |
11 |
27,30
€ |
3500 |
5,8140 % |
4,1667 % |
5,5640 % |
3,9167 % |
12 |
28,60
€ |
3600 |
4,7619 % |
2,8571 % |
4,5119 % |
2,6071 % |
Arbeitstabelle 1
Nun
wird die Überschussrendite der Aktie gleich Y, die Überschussrendite
des Index gleich X gesetzt, und daraufhin die Werte für Y²
und X² sowie für X
* Y ausgerechnet. Die figurierten Zahlenreihen in den
einzelnen Spalten der Tafel sind danach noch zusammenzuzählen, wie zum
Schluss der folgenden Arbeitstabelle im Zifferergebnis ausgewiesen
(der leichteren Übersicht wegen gerundet auf 4
Nachkommastellen).
Monat |
Überrendite Aktie = Y |
Überrendite Index = X |
Y² |
X² |
X * Y |
1 |
3,0833 % |
2,7500 % |
9,5069 |
7,5625 |
8,4792 |
2 |
8,0449 % |
2,9862 % |
64,7209 |
8,9177 |
24,0241 |
3 |
9,5372 % |
3,1983 % |
90,9588 |
10,2290 |
30,5027 |
4 |
– 1,4128 % |
– 0,5530 % |
1,9960 |
0,3058 |
0,7813 |
5 |
5,6324 % |
3,0935 % |
31,7234 |
9,5695 |
17,4235 |
6 |
– 7,6574 % |
– 2,8971 % |
58,6359 |
8,3929 |
22,1840 |
7 |
– 0,2500 % |
– 3,5733 % |
0,0625 |
12,7682 |
0,8933 |
8 |
– 2,2500 % |
1,3125 % |
5,0625 |
1,7227 |
– 2,9531 |
9 |
5,8724 % |
4,3654 % |
34,4857 |
19,0566 |
25,6355 |
10 |
– 1,0192 % |
– 1,4265 % |
1,0388 |
2,0348 |
1,4539 |
11 |
5,5640 % |
3,9167 % |
30,9576 |
15,3403 |
21,7922 |
12 |
4,5119 % |
2,6071 % |
20,3573 |
6,7972 |
11,7632 |
SUMME |
29,6567 |
15,7799 |
349,5063 |
102,6972 |
161,9797 |
Arbeitstabelle 2
Eine im fachwissenschaftlichen
Schrifttum gebräuchliche, auf die Herleitung des Beta-Faktors β
geprägte algebraische Formel lautet wie folgt:
Beta
= [(N
* ∑ XY)
– (∑
Y
* ∑
X)]
/ [(N
* ∑ X2)
– (∑
X)2]
mit:
N
: Zahl der Beobachtungsperioden,
∑
: Summensymbol, wobei in unserem Rechenexempel die unter dem Summenzeichen
zusammengefassten Größen alle 12 Monate durchlaufen mögen.
Die vorstehende Formel baut auf der Definition
von Beta: β = COVY,X
/ σ2X
auf. Sie hat die geschätzte Kovarianz zwischen untersuchter Aktie und
dem Index zum Zähler und die geschätzte Varianz des Index zum Nenner.
Werden die Daten, vom Abstrakten auf die
Wirklichkeit übertragend, aus der oben gegebenen Tabelle in die Formel
eingesetzt, so erhält man durch Anwendung derselben im Ergebnis:
Beta
= [(12
* 161,9797) – (29,6567
* 15,7799)]
/
[(12
* 102,6972) –
(15,7799)2]
= 1,5
.
Ziehen wir aus diesen Überlegungen die
allgemeine Lehre: Der in Untersuchung stehenden Aktie dieses Übungsstücks
ist nach der Formel ein ihr eigenes rückblickendes (historisches) Beta
von +1,5 beizuzählen. Dieser Zahlenwert ist es, der zugleich den besten
Schätzer für den wirklichen, allerdings nicht unmittelbar beobachtbaren
Beta-Faktor der Aktie vorstellt. Der in dieser Ziffer zum Ausdruck kommende
wirklichkeitstreue (empirische) Gehalt lässt sich mit Worten übersetzt
etwa folgendermaßen zusammenfassen: Jede Veränderung der Rendite des
Marktindex um einen gewissen Prozentsatz in dieser oder jener Richtung
führt im großen Durchschnitt und auf die Dauer eine gleichgerichtete,
jedoch überproportionale Renditeänderung der Aktie um das 1,5-fache
mit sich ("aggressive stock"). Schlägt die Rendite des Marktindex
beispielsweise um einen vollen Prozentpunkt um, kann unter sonst gleichbleibenden
Kausalverhältnissen mit vernünftigem Grund von einer gleich ausgerichteten
Renditebewegung der Aktie um 1,5 Prozentpunkte ausgegangen werden.
Unserm Schulbeispiel wurde der Anschaulichkeit
halber eine Stichprobe von lediglich 12 Vergangenheitsrenditen zugrunde
gelegt. Um indes eine zumindest halbwegs zuverlässige Aussage über den
"wahren" Wert des einer unmittelbaren Beobachtung allerdings entrückten
Beta-Faktors einer in Frage stehenden Kapitalanlage allein aus vergangenen
Renditegrößen treffen zu können, wird im gelehrten Schrifttum*
die Anleitung gegeben, im Falle von Aktien als Untersuchungsgegenstand
mindestens 300 aufeinander folgende Monatsrenditen in die statistische
Aufbereitung einzubringen. Zwar stellt in Anbetracht zeitgemäß fortgebildeter,
technisch leistungsfähiger Hilfsmittel der Kalkulation eine solche vorauszusetzende
Informationsanforderung in unsern Tagen an und für sich kein Hindernis
mehr dar; doch mit der empirisch mehr als fragwürdigen Annahme der "intertemporalen
Stationarität" entscheidungswichtiger Größen, also der Beständigkeit
der Rendite bei den Erwartungen und deren korrespondierendem Beta-Faktor
in der Zeit, gibt der vorstehende Ansatz sich ohne Zweifel eine starke
Blöße. Denn bei der Bestimmung von β aus historischem Kursmaterial wird
ja implizit unterstellt, dass Beta auf die Länge der Zeit konstant bleibt.
Blieben sich sämtliche den Beta-Faktor bestimmende Größen von Periode
zu Periode tatsächlich gleich, so ließe sich β aus einer hinreichend
großen Zahl vergangener Kursdaten mit trefflicher Aussagekraft abschätzen.**
[* Vgl. Jobson,
J. D., Korkie, B.: "Estimation for Markowitz Efficient Portfolios.",
in: Journal of the American Statistical Association 75, no. 371.]
[** Maßgeblichkeit
vergangener Renditen für zukünftige Renditeverläufe und stochastische
Unabhängigkeit der periodischen Renditeverteilungen ist hierbei überdies
als zusätzliche Annahme zu unterstellen.]
Zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit und
Zuverlässigkeit (der "Signifikanz") berechneter Parameter wird häufig
auf das statistische Maß des Standardfehlers zurückgegriffen:
Unter den vorhin angeführten Voraussetzungen sagt das Maß des Standardfehlers
aus, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 2/3 der tatsächliche
Beta-Faktor in einem Intervall von [β + 1 Standardfehler | β – 1 Standardfehler]
gelegen ist.
Sowie nun die einzelnen Beta-Faktoren
der bestehenden Aktiengattungen eines in eigener Weise zusammengesetzten
Wertpapierportefeuilles richtig ausgemittelt worden sind, ist es eine
Sache einfachen mathematischen Kalküls, aus den nun rechnerisch bekannten
Beta-Faktoren der Aktien auch das zugehörige Portefeuille-Beta
βP zu errechnen: Das Portefeuille-Beta βP
ergibt sich kurz und schlicht aus der mit den Portefeuille-Anteilen
gewichteten Summe der einzelnen Wertpapier-Betas:
Portefeuille-Beta
βp = ∑
xi * βi
,
d.h.,
bei i = n Aktien*: βP
= X1 * β1 + X2 * β2 + ...
+ Xn * βn ,
mit xi = in Prozenten ausgedrückter
Wertanteil des Portfolios (in dezimaler Schreibweise), der auf die Aktie
i fällt, wobei sich die Gesamtheit der Anteile
stets auf 1 summiert, also:
∑ xi
= 1 .
[* Hinweis:
Die Additivitätseigenschaft von Beta folgt aus der Lineraritätseigenschaft
der Kovarianz.]
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Regressionsanalyse
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Zur quantitativen Ermittlung historischer
Betawerte von Wertpapieren bedient man sich nach bekannten statistischen
Grundsätzen häufig und gern der linearen Einfachregression ("Methode
der kleinsten quadratischen Abweichungen"). Bildlich veranschaulicht
erhält man aus dem Grundstock gegebener Renditesequenzen (Tage, Wochen,
Monate usw.) einen Standard-Schätzwert für den historischen β-Faktor
als Steigung (tan α) der linearen Regressionsgeraden (Ausgleichsgeraden;
die sog. Ex-post-"characteristic line"; Marktmodell*)
durch die Punktewolke der Renditepaare, indem in einer Zeichnung eines
Streudiagramms die Überschussrenditen einer bestimmten Aktie i bzw.
eines ausgewählten Aktien-Portefeuilles ip an der Ordinate
gegen die Überschussrendite des Marktindex M an der Abszisse abgetragen
("regressiert") werden (siehe nachfolgende Abbildung). Die Überschussrendite
sei definiert als die rechnerische Differenz zwischen der Rendite der
Aktie i bzw. des Marktindex M und dem Sicherheitszinssatz rf
während eines bestimmten Betrachtungszeitraums, also derjenige Renditebetrag,
der über die Rendite einer nominal risikolosen Anlage hinausgeht bzw.
sie unterschreitet.
[*
William F. Sharpe: "A
Simplified Model for Portfolio Analysis", Management of Science, 1963,
S.277 ff.]
Abb.: Beispiel:
Regressionsmodell
Förmlich technisch gehorcht die Kleinst-Quadrate-Regressionsgerade
der Gleichung:
ri
– rf
= αi + (Rm – rf)
* βi + εi
;
mit: ri = Rendite des Wertpapiers
i, rf = Sicherheitszinssatz, αi = Absolutglied
des Wertpapiers i, Rm = Rendite des Marktindex, βi
= Regressionskoeffizient Beta des Wertpapiers i, und εi =
Störterm (gr. kl. Epsilon).
Wie leicht zu durchschauen, gibt die Regressionsanalyse einen tiefergehenden
Aufschluss über den Verlauf der funktionellen Abhängigkeit der Überrenditen
der Aktie i bei alternativen Überrenditen des Marktindex M.
Der übergelagerte Störterm
εi (Residuum) misst den Abstand der Punkte der Renditepaare
von der Regressionsgeraden (nach obiger Abbildung in vertikaler Richtung).
Jener Renditeteil lässt sich damit nicht linear durch den Marktindex
erklären. Für den Störterm εi wird vorausgesetzt, er sei
normalverteilt mit der Standardabweichung σ, habe einen Erwartungswert
von null und sei zu allen anderen Renditen und Störtermen unkorreliert,
d. h. Cov (εi,
εj) = 0, mit i ≠ j. Dies impliziert, dass Renditeänderungen
des Wertpapiers i nur über den Marktindex M erklärt werden. Die genaue
Lage der Ausgleichsgeraden wird förmlich in der Weise festgelegt, dass
die Summe der Werte der quadrierten Störterme (∑εi2)
minimal wird.
Der Schätzwert αi
lässt sich hierbei als durchschnittliche "unsystematische" Überrendite
des Wertpapiers i ausdeuten. Dieser bildet den Wert des Ordinatenabschnitts
mit der Regressionsgeraden. Für den Koeffizienten αi = (∑
Y / N) – (βi * ∑ X / N) erhält man: (29,6567 / 12) – (1,5
* 15,7799 / 12) = + 0,498 (gerundet). Hinweis: Wenn statt
mit Überrenditen mit den ursprünglichen Renditen gerechnet wird, so
hat dies merklich verzerrende Auswirkungen auf den erwartungstreuen
Schätzwert für αi, während βi hierdurch kaum beeinflusst
wird.
Ließe sich die Höhe der Überrenditen der
Aktie i stets mit völliger Treue durch die jeweiligen Ausprägungen der
Überrenditen des Marktindex erklären, so lägen alle durch Punkte im
Diagramm dargestellten Renditepaare passgenau auf der Regressionsgeraden
(in diesem Falle wäre εi jedes Mal gleich null). Da nun ein
durch und durch vollkommener, gleichbleibend gradliniger (linearer)
Zusammenhang der Renditen im wirklichen Geschehen kaum je anzutreffen
sein wird, so werden die Renditepaare bald mehr bald weniger weit um
die Ausgleichsgerade herum streuen.
Zur Gewinnung von Aussagen über die Güte
des durch die Kleinst-Quadrate-Regressionsgerade beschriebenen linearen
Zusammenhangs verhilft das in der Statistik allgebräuchliche Bestimmtheitsmaß
R² (also der ins Quadrat erhobene Korrelationskoeffizient ki,m,
d.h. R²
= k²i,m), und nebstdem auch die Varianz des Störterms
εi. Das Erstgenannte, das Bestimmtheitsmaß R², misst den
Anteil der durch das Modell erklärten Renditeänderungen der Aktie i,
der hierbei auf Änderungen der Renditen des Marktindex M zurückzuführen
ist. R² hat einen Definitionsbereich von 0 bis +1, mit Einschluss der
Letzten. Je weiter R² sich dem Wert +1 annähert, desto näher rücken
die beobachteten Renditepaare im Durchschnitt an die Regressionsgerade
heran, und umgekehrt.
Das Bestimmtheitsmaß erhält man aus der
gebräuchlichen Formel
R² = β² * (σ²x/σ²y).
Die Zahlen für den Illustrationsfall oben eingesetzt ergibt: R² = 2,25
* (7,45/25,11) = 0,668 (gerundet
auf 3 Stellen rechts vom Dezimalzeichen).
Etwa 66,8 % der Schwankungen
der Überrenditen der Aktie kann man demnach durch Schwankungen der Überrenditen
des als repräsentativ betrachteten Index erklären.
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Grenzen für die Anwendung von β
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Soll der mithilfe einer Regressionsanalyse
ausgemittelte Stand des Beta-Faktors auch im praktischen Gebrauch Eingang
in die Anlageentscheidung finden, so wird man sich klar vor Augen halten
müssen, dass hierbei methodologisch stets von der Annahme einer im Ablauf
der Zeit gleichen, unveränderlichen Steigung der "characteristic
line" (Stationaritätsannahme) und damit implizit auch ausgegangen
wird von stationären Kausalverhältnissen bis in alle Ewigkeit. Solange
die Struktur der Kausalität der Renditen zumindest in ihren Grundzügen
aufrecht erhalten bleibt, mag diese Vorgehensweise vertretbar sein.
Verbesserte, weil wirklichkeitsnähere Ergebnisse verspricht indes die
Anwendung von Adjustierungsverfahren für die auf empirischen Daten beruhende
Schätzwerte (insb. "mean-reverting"-Verfahren und solche, die für die
Gegenwart bedeutsame bzw. kurzfristig zu erwartende Entwicklungen in
angemessener Weise berücksichtigen, wie etwa sog. "multiple Regressionsansätze").
Eine solche Feinanpassung zum Zwecke der Steigerung der Zuverlässigkeit
der Prognose künftiger Beta-Werte mittels eines zweckdienlichen Verfahrens
wäre wahlweise in einem sich an die Ermittlung des historischen Beta-Faktors
unmittelbar anschließenden Schritt vorzunehmen.
Es verdient zum Schluss noch ausdrücklich
ins Gedächtnis gerufen zu werden, dass es geboten erscheint, bei sämtlichen
der mit statistischen Verfahren ermittelten, auf Vergangenheitsdaten
beruhenden Kennzahlen äußerte kritische Zurückhaltung im Hinblick auf
ihre praktische Nutzanwendung zur Voraussicht der künftigen Entwicklung
zu üben. Keine Kennzahl oder Formel, auch wenn sie noch so gefällig
scheint, vermag die Zukunft zu entschleiern. Dem Praktiker werden mit
allen Projektionen von Zahlenwerten auf die Zukunft bestenfalls Näherungsformeln
an die Hand gegeben, die sich nützlich erweisen können bei der Entscheidungsfindung
über die vorteilhafteste Unterbringung von Kapital; dies zumal alle
wirklichen Investitionsentscheidungen vorausgehende Prognosen, die sich
auf historisch-statistische Kennzahlen stützen, wie es der Faktor Beta
(β) eine ist, schwerlich den im Sinne der Theorie für notwendig befundenen
strengen Anwendungsvoraussetzungen und Messbarkeitsanforderungen zu
genügen die Kraft haben werden.
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