Was ist ein Aktienindex?
Aktienindizes ("equity indexes",
"stock market indices") verkürzen den Wertestand einer bestimmt
gegebenen Auswahl von Aktien in jedem Zeitteilchen auf eine einzige
anschauliche Kennzahl. Genauer geschildert, macht ein
Aktienindex einen wirtschaftsstatistischen
Messwert aus (= festgemachte Messzifferngröße, Indexziffer, Laufziffer),
dessen Bestimmung es ist, Stand und Wertfortgang eines nach ganz bestimmten
ökonomischen Kennzeichen und Vorhaben aufgebauten ("notionellen", vorgestellten)
Korbs (Portfolios) von Aktien
im Zeitlauf als ein möglichst treues Abbild in Zahlen widerzuspiegeln.
Ein so gefasster Korb ("basket") liegt der damit verfolgten Absicht
gemäß nach Art und Zahl der ihn begründenden Aktienwerte auf Dauer fest.
Dennoch finden Anpassungen bei der Zusammensetzung des Index in gewissen
Zeitabschnitten statt, um ihn mit Rücksicht auf seinen Aufbau zurück
in innere und äußere Übereinstimmung mit den fallweise sich wandelnden
Grundverhältnissen und Bedingungen auf dem von ihm umfassten Wirtschaftgebiet
zu bringen. Nach dem Gesagten ist leicht einzusehen, dass ein Aktienindex
bloß etwas künstlich Erdachtes ohne körperliche Erscheinung sein kann,
was allein ein rechnungsmäßiges Dasein zu führen befähigt ist. Ein Aktienindex
als begrifflicher Vorstellungsgegenstand darf darum alles eher als mit
einem gegenständlich daseienden (empirischen, physisch vorhandenen)
Wertgegenstand − sei es ein dinghaft handgreiflicher Vermögenswert ("asset"),
sei es ein Wertpapier ("security") etwa in Gestalt einer Aktienurkunde
− vertauscht oder gleichgesetzt werden. Vielmehr trägt ein Aktienindex
stets den Zuschnitt einer berechneten, veränderlichen und vertretbaren
(fungiblen, repräsentativen) Bezugsgröße entfernterer Ordnung, die aus
allerlei Zweckmäßigkeitsgründen zur Vertretung des Preisstandes der
Gesamtheit ihrer Einzelwerte herangezogen wird.
Ein
gemeinsamer Grundzug jeder als Index anzusprechenden Finanzkennziffer
besteht darin, dass sie von dazu berufenen Einrichtungen (Instanzen,
wie es Börsen, Banken, Wirtschaftsverlage usw. sind) aufgestellt und
nach zweckmäßig erscheinenden, eigens ausgewählten mathematisch-statistischen
Verfahren als fortgesetzte zeitliche Entwicklungsreihe berechnet und
veröffentlicht werden (Laufindexe) − bei dem seit dem 1. Juli 1988 berechneten
Deutschen Aktienindex DAX®
beispielsweise (ISIN DE0008469008 | WKN 846900), dem Leitindex der
Deutschen
Börse AG, geschieht dies (vom 2. Januar 2006 an) sekündlich (vordem
alle 15 Sekunden). Ein Aktienindex wird somit von sich und von sich
selbst aus zu einer allseitig verständlichen Größe.
Die Berechnung eines
Aktienindex nimmt ihren Ausgang von einem eigens ausgewählten, genau
bestimmten Zeitpunkt oder Zeitraum (Basisperiode), auf den sein
Anfangsstand in Anlehnung an anerkannt ausgesuchte mathematisch-statistische
Regeln fest normiert, gleichsam indexiert wird. Die nachfolgend aufgestellte
Reihe der Ausprägungen der Indexzahl "Aktienindex" im Kalenderzeitablauf
spiegelt fortan die vergangenheitsbezogene Wertentwicklung (Performance)
der im unterliegenden hypothetischen Aktienportfolio beschlossenen Aktienwerte
in ihrer Gesamtheit wider. Und so ist es erklärlich, dass ein Aktienindex
nicht nur regelmäßig als Vergleichsmaßstab (Referenzwert, "benchmark")
zur Beurteilung des Wertegangs eines eigens darauf ausgerichteten Aktienportefeuilles
in Gebrauch gestellt wird, sondern ebenso gern und oft auch im Rahmen
des Portfoliomanagements als Entscheidungshilfe bei der Nachbildung
eines repräsentativen Aktienindex ("tracking") seine vorzügliche
Verwendung findet. Doch im Wesentlichen leisten Aktienindices ganz ordentliche
Dienste als ein zwar einfacher, aber nichtsdestoweniger nützlicher Gradmesser,
der über wirkende Stimmungen und Strömungen an den Aktienbörsen Auskunft
gibt ("Börsenbarometer"), und der die allgemeine Entwicklungsrichtung,
sei es für bestimmte Volkswirtschaften, sei es für besonders abgegrenzte
Wirtschaftsbereiche oder Gewerbszweige (Branchen, Sektoren), oder endlich
für sonstige Marktplätze von allseitiger Bedeutung, in einer einzigen
zusammenfassenden Kennzahl in einem Zug bündig zum Ausdruck bringt.

Zu den rühmlich bekannten
und besonders aufmerksam verfolgten Aktienindices zählen ohne Zweifel:
der
Dow Jones
Industrial Average (DJIA)*, der sich aus 30
verschiedenen großen amerikanischen Aktienwerten zusammensetzt;
nächstdem der von der Standard & Poors Company im
Jahre 1957 entworfene Leitindex ("Benchmark-Index")
S&P 500
Index (USA) mit seinen 500 der meistumgesetzten, großen
börsennotierten amerikanischen Aktiengesellschaften aus 11 Bereichen
der Wirtschaft ("sectors");
des Weiteren hierzulande der schon oben angeführte deutsche
Aktienindex DAX®, der die 40 (bis zum 17. September
2021 waren es nur 30) größten und am meisten umgesetzten deutschen Aktienwerte
enthält,
sowie der mannigfach als europäischer Leitindex angenommene
STOXX®
Europe 600, bestehend aus 600 der größten, mittelgroßen
und kleineren Aktienunternehmungen aus 17 europäischen Ländern, welche
ungefähr 90% der Kapitalisierung
dieser Aktienmärkte abbilden;
alsdann
drei europäische Aktienindices der nach Deutschland mächtigsten Volkswirtschaften
Europas: erstens der
FTSE 100 Index ("Footsie") aus Großbritannien über
die 100 Aktien mit der stärksten Marktkapitalisierung an der London
Stock Exchange, zweitens der
CAC 40, ein kapitalgewichteter Index der 40 bedeutendsten
französischen Aktiengesellschaften an der Börse
Euronext Paris, und ferner drittens der FTSE MIB,
der die 40 meistgehandelten italienischen Aktienwerte der
Mailänder Börse
in sich schließt; danach weiter nach Asien, der Nikkei 225 Index
(Japan), der Shanghai Composite (China), sowie der
BSE SENSEX der Bombay Stock Exchange (Indien), sodann zurück
nach Amerika, der Major Market-Index von 20 an der
New York Stock Exchange (NYSE) gehandelten Aktien erster
Güte (Blue Chips) sowie der Value Line Index (beide aus
den Vereinigten Staaten), und hier weiter ausholend, der seit dem Juli
1966 notierte NYSE-Index, d.i.
ein breit angelegter Index ("broad-based index"), der alle an
der New York Stock Exchange gehandelten Aktien umschließt (gegen
2000 an der Zahl), als dann
noch der
NASDAQ-Index, der sämtliche der etwa
3200 Aktien des NASDAQ-Handelssystems
beherbergt und der seit dem 5. Februar 1971 fortlaufend notiert wird.
Die vorstehend genannten Indices erfüllen zugleich alle wichtigen und
sehr notwendigen Voraussetzungen für eine Kapitalanlage in den Index,
welche namentlich den hohen Anforderungen genügen, die an einen Wert
oder Vermögensgegenstand gar erst zu stellen sind, um sowohl für einen
geregelten Handel mit Aktienindex-Terminkontrakten
(als Underlying von Index-Futures), Index-Optionen, Indexzertifikaten,
"strukturierten Produkten" sowie sonstigen Finanzderivaten
als endlich auch für den börsenmäßigen Handel mit Investmentfonds und
Exchange-Traded Funds (ETF )
tauglich zu sein.
[* Der Dow Jones Industrial
Average wurde zum ersten Mal herausgegeben von dem amerikanischen
Wirtschaftswissenschaftler Charles Henry Dow am 16. Februar 1885,
nächst ihm von seinem Gehilfen Edward Davis Jones, und zwar zunächst
für 10 verschiedene Aktientitel. Der Dow Jones Industrial Average ist
damit, sofern als Aktienindex angesprochen, der älteste Aktienindex
überhaupt.]
Ein Index-Derivat, wie
es beispielsweise ein Aktienindex-Futures
ist ("stock index futures"; Aktienindex-Derivate) − als einem
von einem synthetischen Aktien-Portfolio abgeleiteten Finanzinstrument
−, lässt sich in gewisser Weise als ein Stellvertreter hernehmen für
den Besitz der in einem solchen Index verkörperten Wertgesamtheit, hier
also die im Portefeuille enthaltenen Aktien; jedoch mit der Eigenheit,
dass die Haltedauer eines daraus hervorgehenden Vermögenspostens aufgrund
fest bestimmter Laufzeiten
von Derivaten solcherlei Art bereits im Vorhinein eindeutig begrenzt
ist und darüber hinaus einen Hebeleffekt in sich birgt. Ein Verpflichtungsgeschäft
mit Index-Futures ist im Gegenhalt zu einem unmittelbaren Erwerb der
einzelnen Titel überdies durch die Eigenheit gekennzeichnet, dass mit
seiner Hilfe sich die Finanzierungskosten erheblich mindern lassen,
weil zur Positionsöffnung von Terminkontrakten hergebrachtermaßen nichts
als ein vergleichsweise schmaler Betrag für den Ersteinschuss (Margin,
Sicherheitsmarge) erfordert wird. Anderseits ist dem Halter eines Postens
von Aktienindex-Futures weder ein unmittelbarer Anspruch auf Dividendenausschüttung
noch auf sonstige Zahlungen aus dem Besitz von Aktien beschieden. Aber
nicht nur börsengehandelte Instrumente, wie Futures und "traded options",
sondern auch eine Reihe anderweitiger Arten
derivativer Finanzinstrumente,
so etwa eine ganze Bandbreite von OTC-Optionen als auch von mancherlei
Optionsscheinen und
Zertifikaten o. Ä., gründen
sich vermehrt auf ausgewählte Aktienindices.
Weitere,
über die Landesgrenzen hinaus beliebte und vertraute europäische Aktienindices
von weit umspannender Bedeutung sind: der AEX (Niederlande),
ATX (Österreich), BEL 20 (Belgien),
FTSE/Athex 20 (Griechenland), HEX (Finnland),
IBEX 35 (Spanien), ISEQ 20 (Irland),
MOEX und RTS Index (Russland), OBX
(Norwegen), OMX Copenhagen 25 (Dänemark), OMX Stockholm
30 (Schweden), PTX (Polen), SMI
(Schweiz), wie auch der MDAX, SDAX und
TecDAX (Deutschland). Hinzu gesellen sich bedeutende paneuropäische
und weltumspannende Indices. Zu den Ersteren zählen vor allem jene der
größten und angesehensten Aktiengesellschaften Europas (Blue Chip-Indices),
namentlich der Euro STOXX® 50 der größten Aktienunternehmen
des Euro-Währungsraums, welche oft als Leitindex des Euroraumes verwendet
wird, nebst den breiter gefassten, übrigen STOXX®-Indices
("broadbased Indices"), die auch den Wertverlauf von Titeln aus
Dänemark, Großbritannien, Norwegen, Tschechien, Schweden und aus der
Schweiz beobachten; zudem verdienen Erwähnung der Euronext 100
und die FTSE4GOOD Index Serie. Zu den bekanntesten Welt-Aktienindizes
endlich zählt der Dow Jones Global Titans 50 Index sowie
insbesondere der am 31. Mai 1986 auf die Bühne getretene MSCI
World, der die größten, aber auch viele mittelgroße Aktiengesellschaften
aus 23 führenden Wirtschaftsnationen* enthält. Mit seinen
1563 Titeln deckt er ungefähr
85 Prozent der Marktkapitalisierung jedes seiner Länder ab.
[* Zu den
Ländern gehören: Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland,
Frankreich, Hong Kong, Irland, Israel, Italien, Japan, Kanada, Neuseeland,
Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Singapur,
Spanien, sowie das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten
von Nordamerika.]
Endlich
sei noch auf andere beachtenswerte außereuropäische Aktienindices hingedeutet:
so namentlich der All Ordinaries und der S&P/ASX200
aus Australien, der Bovespa Index (Brasilien), Hang
Seng (Hongkong), KOSPI 200 (Südkorea), TOPIX
(Japan), JSE (Südafrika), die
RUSSEL 1000, 2000 und 3000 Aktienindices-Familie,
die jeweils ungefähr ebenso viele Aktiengesellschaften mit Sitz in den
Vereinigten Staaten umfassen, und schließlich der Dow Jones Wilshire
5000 Composite Index, der breiteste aller in den Vereinigten
Staaten überhaupt vorzufindenden Aktienindices, der sich überdies dadurch
auszeichnet, dass er die Performance* von mehr als
5000 börsennotierten amerikanischen
Beteiligungstiteln stellvertretend nachvollzieht.
[* Unter Performance
versteht man allgemein die auf einen bestimmten Zeitabschnitt bezogene
Wertentwicklung, meist die Rendite,
eines Vermögensgegenstandes oder Portfolios im Verhältnis zu einem Vergleichsmaßstab
(Benchmark). Zum Performance-Begriff fachwissenschaftlicher Art vgl.
auch: Sharpe-Ratio.]
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Wie entsteht ein
Aktienindex?
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Ein jeder Aktienindex
ist von Haus aus so erschaffen, dass er die Entwickelung des Aktienmarktes
auf einer ganz bestimmten Ebene − zumeist auf der eines gegebenen, abgegrenzten
Wirtschaftsraums (sei es ein
nationaler, sei es ein zwischen- oder überstaatlicher, sei
es ein weltumspannender Aktienindex) oder Gewerbezweigs
(= Branchenindex) −
so repräsentativ als möglich nachzuzeichnen imstande ist. Ob und in
welchem Grade ihm dies tatsächlich gelingt, hängt in erster Reihe ab
von der Zweckmäßigkeit der Zusammensetzung der Aktienauswahl als solche
und deren Innenfügung. Aber auch die Tauglichkeit des zur Anwendung
kommenden Rechnungsverfahrens für die Ausmittlung der Indexziffer ebenso
wie die Gewichtung der einzelnen Anteile des zugrunde gelegten hypothetischen
Index-Portfolios selbst spielt in diesem Stück eine wichtige Rolle.
Je nach dem verfolgten Zweck kann eine angemessene Zusammenstellung
von Aktienwerten zur Bildung eines Aktienindex dem Grundsatz nach abstellen
auf sämtliche der Aktiengesellschaften eines ins Auge gefassten Marktbereichs
(= Gesamtmarktindex
oder "all-share-index") als auch auf eine ganz eigene, nach besonderen
Gesichtspunkten festgelegte Auswahl an Aktienwerten aus einem solchen
(= Auswahlindex).
Nachdem zu diesem Zweck
in einem ersten Schritt über Art und Umfang der in das hypothetische
Portfolio aufzunehmenden Aktienwerte auf dem Wege der Auslese eine feste
Auswahl getroffen worden ist, wird in einem Folgeschritt über den am
meisten zu empfehlenden Aufbau und über die innere Fügung zwischen den
einzelnen Arten von Beteiligungstiteln, die in ihrer Gesamtheit den
Aktienkorb ausmachen, zu befinden sein. Daran schließt sich zu guter
Letzt noch die Vornahme einer zweckentsprechenden Gewichtung der einbezogenen
Werte. Das Gewichtungsverhältnis der einzelnen Aktienwerte im Index
kann hierbei ausgerichtet sein entweder erstens an dem Preis
(Börsenkurs) der betreffenden Titel oder zweitens an der Marktkapitalisierung
oder − wenngleich im Börsenleben nur von untergeordneter Bedeutung −
drittens an dem Grundkapital der Aktiengesellschaften.
Dient etwa die Marktkapitalisierung
als Gewicht ("market capitalization-weighted index", "value-weighted
index"), so kommt denjenigen Aktienunternehmungen, die mit einem
Vorsprung in der Zahl an emittierten Anteilscheinen auftreten, ein größeres
Gewicht zu als anderen Titeln, die zwar den gleichen Aktienkurs notieren,
die jedoch weniger Aktien herausgegeben haben. Ganz Entsprechendes gilt
auch, sofern das Grundkapital das Gewicht bestimmt. Im Falle eines preisgewichteten
Aktienindex ("price-weighted index") hingegen hängt das Gewicht
einzelner Aktienwerte im Index allein und ausschließlich vom Stand ihrer
augenblicklichen Aktienkurse ab. Der Schwachpunkt aber, der dem letzten
Verfahren eigentümlich ist, liegt darin, dass kleinere Aktiengesellschaften
allein wegen ihres verhältnismäßig hohen ausgewiesenen Kursstandes in
Wahrheit größere Aktiengesellschaften, die aber gerade mit einen vergleichsweise
niedrigen Börsenpreis daherkommen, unberechtigterweise im wirtschaftlichen
Wert zu übertrumpfen scheinen.
Der Stand des Aktienindex
wird sich ändern, wenn sich der Wert der in ihm beschlossenen Aktien
im Ganzen ändert. Ändert sich der Kurs einer vergleichsweise schwergewichtigen
Aktie um einen bestimmten Betrag, so wird der Kurs des Aktienindex c.p.
hierdurch in stärkerem Maße bewegt werden, als wenn eine vergleichsweise
leichtgewichtige Aktie um den gleichen Betrag schwankte. Gleichzeitig
verschiebt sich damit von selbst ihr wahrhaftiges Gewicht innerhalb
des Index. Um dem Verständnis dieses Zusammenhangs nachzuhelfen, sei
folgendes Beispiel der Berechnung eines Aktienindex vorgeführt:
Aktie |
Anzahl emittiert |
Aktienkurs |
Markt-
kapitalisierung |
Preis-
gewichtung |
A-Aktie |
500000 |
$ 100 |
$ 50 Mio. |
100 |
B-Aktie |
700000 |
$ 50 |
$ 35 Mio. |
50 |
C-Aktie |
900000 |
$ 50 |
$ 45 Mio. |
50 |
D-Aktie |
200000 |
$ 120 |
$ 24 Mio. |
120 |
SUMME |
2300000 |
− |
$ 154 Mio. |
320 |
Tabelle: Berechnung eines Aktienindex
Die Marktkapitalisierung
einer Aktiengesellschaft errechnet sich als Produkt aus der Anzahl der
in Umlauf gesetzten Aktien und ihrem Aktienkurs. Demnach weist im vorigen
Beispiel die A-Aktie die höchste Marktkapitalisierung auf. Die gesamte
Marktkapitalisierung des Index ergibt sich aus den in eine Summe zusammengefassten
Marktkapitalisierungen der einzelnen Aktienwerte, gemäß dem oben gegebenen
Zahlenbild also im Ganzen 154 Mio.$.
Als angenommener Bestandteil eines preisgewichteten Index dagegen käme
der D-Aktie das höchste Gewicht zu.
Um bei der Schaffung
eines neuen Aktienindex, beispielshalber bestehend aus dem gegebenen
Datenbestand der oben aufgeführten Tabelle, nun eine bequeme und möglichst
einfach zu verwendende Indexnummer als Anfangswert zu erhalten, wird
die entsprechende Summe aus der letzten Zeile der Tabelle durch einen
hierfür zweckmäßigen Divisor geteilt. Zur Normierung eines marktkapitalisierungsgewichteten
Index im Basiszeitpunkt auf eine handliche Indexzahl etwa von
1000 Indexpunkten wäre die
Gesamtmarktkapitalisierung von 154 Mio.$
durch die Zahl 154000 zu teilen.
Im Vergleich dazu wäre bei einem preisgewichteten Index die Summe der
Kurse aller Aktien im Betrag von 320 durch die Zahl 0,32 zu teilen,
um wieder den Ausgangswert von 1000
zu erhalten.
Ändern sich in der Folgezeit die Kurse der Aktien des Index, bspw.
gemäß den Zahlen der nachstehend aufgeführten Tabelle, ergeben sich
infolge davon auch veränderte Indexstände − und somit auch entsprechende
Wertänderungen des abgebildeten Aktienportfolios:
Aktie |
Anzahl emittiert |
Aktienkurs |
Markt-
kapitalisierung |
Preis-
gewichtung |
A-Aktie |
500000 |
$ 130 |
$ 65 Mio. |
130 |
B-Aktie |
700000 |
$ 60 |
$ 42 Mio. |
60 |
C-Aktie |
900000 |
$ 40 |
$ 36 Mio. |
40 |
D-Aktie |
200000 |
$ 140 |
$ 28 Mio. |
140 |
SUMME |
2300000 |
− |
$ 171 Mio. |
370 |
Tabelle: Marktkapitalisierung und
Preisgewichtung
Der Indexstand des
nach Marktkapitalisierung gewichteten Aktienindex beträgt nunmehr 171
Mio. $/154000 =
1110,39 Indexpunkte, während
der preisgewichtete Index sich mit 370/0,32 =
1156,25 Indexpunkten beziffert.
Die unterschiedliche Indexentwicklung bei gleichen Kursbewegungen der
Aktien hat ihren Grund darin, dass absolute Kursänderungen in einem
rein preisgewichteten Index (wie z.
B. beim DJIA oder beim MMI) allein und ausschließlich
durch diesen Umstand einen unmittelbaren Einfluss auf den Indexstand
üben, während absolute Kursänderungen der Aktien in einem marktkapitalisierungsgewichteten
Aktienindex, je nach Höhe der Marktkapitalisierung der einzelnen Aktien,
stets erst durch deren anteilsmäßige Gewichte in ein dementsprechendes
Verhältnis gesetzt werden.
Erfahrungsmäßig ändern
sich von Zeit zu Zeit die äußeren Marktgegebenheiten, wonach eine Anpassung
des Divisors unumgänglich notwendig wird. Dies gilt gleichermaßen, wenn
es bei den im Index aufgeführten Aktiengesellschaften zu besonderen
Kapitalmaßnahmen kommt, etwa aus Anlass einer Kapitalherabsetzung durch
sogenannte Aktiensplits oder bei Unternehmungszusammenschlüssen (Fusionen)
bzw. Unternehmungsaufspaltungen oder endlich nicht minder, wenn anderweitige
Aktien die des Index zu ersetzen bestimmt sind. In jedem dieser Fälle
wird eine entsprechende Anpassung erforderlich, womit die verlangte
Aussagekraft des Index unausgesetzt erhalten bleibt. Auch Exchange-Traded
Funds (ETF) und andere Fond-Gesellschaften müssen die Index-Veränderungen
mit vollziehen, indem sie Aktien der zum Index gehörenden Aufsteiger
am jeweiligen Stichtag kaufen und jene der Absteiger verkaufen, um den
Index wieder möglichst getreu nachzubilden. Die mit der Geschäftsführung
beauftragten Vorstände der betreffenden Aktiengesellschaften legen ihres
Teils großen Wert darauf, dass durch derartige Kapitalmaßnahmen die
Einbeziehung in den Index nicht ohne dringende Not aufs Spiel gesetzt
oder ernsthaft gefährdet wird. Eine auf längere Zeit hinaus andauernde
Mitgliedschaft zu einem weithin bekannten Index ist für eine Unternehmung
gewöhnlich sehr erwünscht, nicht zuletzt von dem Gesichtspunkt aus,
dass eine solche sowohl ihren guten Ruf und ihr Ansehen im Wirtschaftleben
hebt als auch ihre Kapitalkosten senken hilft.
Als geläufige Beispiele
für preisgewichtete arithmetische Indizes lassen sich aufführen: der
Dow Jones Industrial Average der 30 bedeutendsten US-amerikanischen
Aktiengesellschaften (DJIA), der Nikkei225-Index der 225 wichtigsten
japanischen Aktiengesellschaften (der 1. Sektion), sowie der auf 20
US-amerikanische Blue Chips fußende Major Market Index. Unter
einem preisgewichteten geometrischen* Index (hierbei finden
prozentuale, d.h. verhältnismäßige
Preisänderungen Berücksichtigung) fallen der breit gefasste Value
Line Index, der den Kursverlauf von rund
1700 nordamerikanischen Aktien
widerspiegelt sowie die sämtlichen Indizes der EURO STOXX®-Familie,
die seit dem Februar 1998 notiert werden. Demgegenüber stellen der im
Jahre 1926 begründete S&P 500-Index
der 500 leitenden US-amerikanischen Aktiengesellschaften, der NASDAQ
mit seinen ungefähr 4000
Aktien und ferner der NYSE Composite-Index der New York Stock
Exchange (NYSE) mit
seinen etwa 1500 Aktien Schulbeispiele
dar für einen marktkapitalisierungsgewichteten Aktienindex.
[* Bei einem "geometrischen
Index" werden im Gegensatz zu den sonst üblichen "arithmetischen
Indizes" die Renditen aller N Aktien miteinander multipliziert,
anschließend wird mit N radiziert und das Ergebnis dann mit dem Indexstand
der Vorperiode multipliziert. Bei "geometrischen Indices" sind sämtliche
der einbezogenen Aktientitel gleich stark gewichtet.]
Lesen Sie auf der
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Beispielhafte Beschreibung eines Aktienindex:
der DAX®
(Performance)

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