Was ist ein Aktienindex?
Aktienindizes
("equity indexes", "stock market indices") verkürzen den
Wertestand einer bestimmt gegebenen Auswahl von Aktien in jedem Zeitteilchen
auf eine einzige anschauliche Kennzahl. Genauer geschildert, macht ein
Aktienindex einen wirtschaftsstatistischen
Messwert aus (= festgemachte Messzifferngröße, Indexziffer, Laufziffer),
dessen Bestimmung es ist, Stand und Wertfortgang eines nach ganz bestimmten
ökonomischen Kennzeichen aufgebauten ("notionellen", förmlich vorgestellten)
Korbs (Portfolios) von Aktien
im Zeitlauf als ein möglichst treues Abbild in Zahlen widerzuspiegeln.
Ein so gefasster Korb ("basket of securities") liegt damit dem
Vorhaben gemäß nach Art und Zahl der ihn begründenden Aktienwerte auf
Dauer fest. Dennoch finden Anpassungen bei der Zusammensetzung des Index
in gewissen Zeitabschnitten statt, um ihn mit Rücksicht auf seinen Aufbau
zurück in innere und äußere Übereinstimmung mit den fallweise sich wandelnden
Grundverhältnissen und Bedingungen auf dem von ihm umfassten Wirtschaftgebiet
zu bringen. Nach dem Gesagten ist leicht einzusehen, dass ein Aktienindex
bloß etwas künstlich Erdachtes ohne körperliche Erscheinung sein kann,
was allein ein rechnungsmäßiges Dasein zu führen befähigt ist. Ein Aktienindex
als begrifflicher Vorstellungsgegenstand darf darum alles eher als mit
einem gegenständlich daseinden (empirischen, physisch vorhandenen) Wertgegenstand
− sei es ein dinghaft handgreiflicher Vermögenswert ("asset"),
sei es ein Wertpapier ("security") etwa in Gestalt einer Aktienurkunde
− vertauscht oder gleichgesetzt werden. Vielmehr trägt ein Aktienindex
stets den Zuschnitt einer berechneten, veränderlichen und vertretbaren
(fungiblen, repräsentativen) Bezugsgröße entfernterer Ordnung, die aus
allerlei Zweckmäßigkeitsgründen zur Vertretung des Preisstandes der
Gesamtheit ihrer Einzelwerte herangezogen wird.
Ein gemeinsamer Grundzug jeder als Index
anzusprechenden Finanzkennziffer besteht darin, dass sie von dazu berufenen
Einrichtungen (Instanzen, wie Börsen, Banken, Wirtschaftsverlage usw.
es sind) aufgestellt und nach zweckmäßig erscheinenden, eigens auserwählten
mathematisch-statistischen Verfahren als fortgesetzte zeitliche Entwicklungsreihe
berechnet und veröffentlicht werden (Laufindexe). Bei dem seit dem 1.
Juli 1988 berechneten Deutschen
Aktienindex DAX® beispielsweise (ISIN DE0008469008
| WKN 846900), dem Leitindex der
Deutschen
Börse AG, geschieht dies in Echtzeit (vom 2. Januar 2006 an noch
sekündlich, vordem nur alle 15 Sekunden). Ein Aktienindex wird somit
von sich und von sich selbst aus als ein Augenblicksbild des Wertstandes
der in ihm vertretenen Titel zu einer allseitig verständlichen Größe.
Die Berechnung eines Aktienindex nimmt
ihren Ausgang von einem eigens ausgesuchten, fest bestimmten Zeitpunkt
oder Zeitraum (Basisperiode), auf den sein Anfangsstand unter
Anlehnung an anerkannt ausgesuchte mathematisch-statistische Regeln
festgeschrieben, normiert und gleichsam indexiert wird. Die nachfolgend
aufgestellte Reihe der Ausprägungen der Indexzahl (des "Zählerstandes"
des Aktienindex) im Kalenderzeitablauf spiegelt fortan die vergangenheitsbezogene
Wertentwicklung (Performance) der in dem unterliegenden hypothetischen
Aktienportfolio beschlossenen Aktienwerte in ihrer Gesamtheit ab. Und
so ist es erklärlich, dass ein Aktienindex nicht nur regelmäßig als
Vergleichsmaßstab (Referenzwert, "benchmark") zur Beurteilung
des Wertegangs eines eigens darauf ausgerichteten Aktienportefeuilles
in Gebrauch gestellt wird, sondern ebenso gern und oft auch im Rahmen
des Portfoliomanagements als Entscheidungshilfe bei der Nachbildung
eines repräsentativen Aktienindex ("tracking") seine vorzügliche
Verwendung findet. Doch im Wesentlichen leisten Aktienindices ganz ordentliche
Dienste als ein zwar einfacher, aber nichtsdestoweniger nützlicher Gradmesser,
der über wirkende Stimmungen und Strömungen an den Aktienbörsen Auskunft
gibt ("Börsenbarometer"), und der die allgemeine Entwicklungsrichtung,
sei es für bestimmte Volkswirtschaften, sei es für besonders abgegrenzte
Wirtschaftsbereiche oder Gewerbszweige (Branchen, Sektoren), oder endlich
für bestimmte Marktsegmente und sonstige Marktplätze von allseitiger
Bedeutung, in einer einzigen zusammenfassenden Kennzahl in einem Zug
bündig zum Ausdruck bringt.
Zu den rühmlich bekannten und mit besonderer
Aufmerksamkeit verfolgten Aktienindices zählen unstreitig:
der
Dow Jones
Industrial Average (DJIA)*, der sich aus 30
verschiedenen großen amerikanischen Aktienwerten zusammensetzt;
nächstdem der von der Standard &
Poors Company im Jahre 1957 entworfene Leitindex ("Benchmark-Index")
S&P 500
Index mit seinen 500 der meistumgesetzten, großen börsengängigen
Aktiengesellschaften aus 11 Hauptbereichen der Wirtschaft Amerikas (Sectors,
und zwar sind das: Consumer Discretionary, Information Technology,
Communication Services, Utilities, Consumer Staples,
Real Estate, Financials, Industrials, Materials,
Energy und Health Care). Der S&P 500 verkörpert damit
im Gebiet des Portfoliomanagements den von Berufshändlern der großen
Banken- und Brokerhäuser am häufigsten genutzten Aktienindex.
Des Weiteren gehört auch der schon oben
angeführte deutsche Aktienindex DAX® dazu,
der die 40 (bis zum 17. September 2021 waren es bloß 30) größten und
am meisten umgesetzten deutschen Aktienwerte enthält,
sowie der mannigfach als europäischer
Leitindex angenommene
STOXX®
Europe 600, bestehend aus 600 der größten, mittelgroßen
und kleineren Aktiengesellschaften aus 17 europäischen Ländern, welche
nebeneinander ungefähr je 90%
der Kapitalisierung der einzelnen nationalen Aktienmärkte abbilden.
[* Der
Dow Jones Industrial Average wurde von dem amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler
Charles Henry Dow am 16. Februar 1885 zum ersten Mal aufgestellt,
gemeinschaftlich unter Hinzuziehung seines Gehilfen Edward Davis
Jones, und zwar zunächst nur für 10 verschiedene Aktientitel. Der
Dow Jones Industrial Average ist damit, sofern als Aktienindex angesprochen,
der älteste Aktienindex überhaupt. − Randbemerkung: Die Begriffsbenennung
Blue chip (auch: Bluechip, Blue Chip) für erstrangige
Aktien stammt her von der blauen Farbe der wertvollsten Spielmarken
(Chips) in den amerikanischen Spielhöllen (Casinos).]
Diesen reihen sich sodann drei europäische
Aktienindices der nach Deutschland mächtigsten Volkswirtschaften Europas
an: erstens der Preisindex
FTSE 100 Index ("Footsie") aus Großbritannien, in
dem die 100 Aktienunternehmungen mit der stärksten Marktkapitalisierung
an der London Stock Exchange ihren Platz finden, zweitens der
CAC 40, ein kapitalgewichteter Preisindex der 40 bedeutendsten
französischen Aktiengesellschaften an der Börse
Euronext Paris, und ferner drittens der FTSE MIB,
der ebenfalls als ein Preisindex die 40 meistgehandelten italienischen
Aktienwerte der
Mailänder Börse
in sich schließt.
Hiernach ein Sprung hinüber nach Asien
zum China Securities Index
CSI 300, das ist der chinesische Leitindex, der den Kurslauf
der 300 größten Aktiengesellschaften der Börsen aus Shanghai und Shenzhen
abbildet und der damit gewissermaßen das Gegenstück zum amerikanischen
S&P 500 bildet; wieder weiter zum Shanghai Composite
(China; auch SSE Composite Index genannt), der sämtliche
an der Shanghai
Stock Exchange aufgeführten Aktien umfasst und fernerhin sei noch
erwähnt der SSE 50 (China). Anschließend hin zum
SZSE Component Index, welcher die 500 wichtigsten Aktien
der
Shenshen Stock Exchange umfasst sowie zum
Straits
Times Index, ein kapitalgewichteter Index der 30 größten
Gesellschaften an der Börse zu Singapur. Danach folgt der Nikkei
225 Index (Japan), darauf der BSE SENSEX der Bombay
Stock Exchange und endlich der Nifty50 (Indien).
Sodann zurück nach Amerika, zum
Major Market-Index von 20 an der New York Stock Exchange (NYSE)
gehandelten Aktien erster Güte (Blue Chips) sowie zum Value Line
Index (beide aus den Vereinigten Staaten), und weiter ausholend
anzuführen ist der seit dem Juli 1966 aufgenommene NYSE-Index,
d.i. ein breit angelegter Index
("broad-based index"), der alle an der New York Stock Exchange
gehandelten Aktien umschließt (gegen
2000 an der Zahl). Besonders
zu erwähnen ist hier aber der viel beachtete Technologie-Index
NASDAQ 100-Index wie auch der
NASDAQ Composite Index, der seit dem 5. Februar 1971 fortlaufend
notiert wird, wobei Letzterer nicht nur 100, sondern sämtliche der mehr
als 2500 Aktien des NASDAQ-Handelssystems
beherbergt. Die vorstehend genannten Indices erfüllen durchgängig zugleich
alle wichtigen und sehr notwendigen Voraussetzungen für eine Kapitalanlage
in den Index, die namentlich den hohen Anforderungen genügen, welche
an einen Vermögensgegenstand oder einen anderweitigen Wert gar erst
zu stellen sind, um sowohl für einen geregelten Handel mit
Aktienindex-Terminkontrakten
(als Underlying von Index-Futures), Index-Optionen, Indexzertifikaten,
"strukturierten Produkten" sowie sonstigen Finanzderivaten
als endlich auch für den börsenmäßigen Handel mit Investmentfonds sowie
den jetzt sehr beliebten Exchange-Traded Funds (ETF)
tauglich zu sein.
Freilich, Geld zu Anlagezwecken unmittelbar
auf einfache Art in Indizes unterzubringen ist durch die künstliche
Natur jedes Index verwehrt. Hierzu bedarf es des Umweges über die eben
angeführten Finanzinstrumente: Ein Index-Derivat, wie es beispielsweise
Aktienindex-Futures oder Index-Optionen
sind ("stock index futures", "stock index options"; Aktienindex-Derivate)
− welche zwar von einem synthetischen Aktienkorb bloß abgeleitete, gleichwohl
eigenständige Finanzinstrumente verkörpern −, lässt sich in gewisser
Weise als ein Stellvertreter für den Besitz der in einem solchen Index
verkörperten Wertgesamtheit hernehmen, also hier für die im Index-Portefeuille
vertretenen Aktien. Entsprechendes gilt für den Ankauf einer Kaufoption
(Call) bei gleichzeitigem Verkauf einer Verkaufsoption (Put) auf den
Index, um diesen mithilfe von bedingten Rechten künstlich nachzubilden.
Geldanlagen solcherlei Art zeichnen sich wiederum durch die Eigenheit
aus, dass die Haltedauer eines daraus hervorgehenden Vermögenspostens
aufgrund vorher fest bestimmter
Laufzeiten von Derivate bereits
im Vorhinein eindeutig begrenzt ist und darüber hinaus einen
Hebeleffekt in sich bergen kann.
Ein Verpflichtungsgeschäft auf Index-Futures oder eben der Gebrauch
von Optionen ist im Gegenhalt zu einem unmittelbaren Erwerb der einzelnen
Titel des Index überdies durch die Eigenart gekennzeichnet, dass mit
deren Hilfe sich die Finanzierungskosten bedeutend mindern lassen, da
zur Positionsöffnung von Terminkontrakten für gewöhnlich nichts als
ein vergleichsweise schmaler Betrag für den Ersteinschuss (Margin,
Sicherheitsmarge) oder für den Prämienaufwand bei Optionsgeschäften
erfordert wird. Anderseits ist dem Halter eines Postens von Aktienindex-Futures
oder Optionen weder ein unmittelbarer Anspruch auf Dividendenausschüttung
noch auf sonstige Zahlungen aus dem Besitz der unterliegenden Aktien
beschieden. Aber nicht nur börsengehandelte Instrumente, wie Futures
und "traded options", sondern auch eine Reihe weiterer derivativer Finanzinstrumente,
so etwa eine ganze Bandbreite von OTC-Optionen wie auch von mancherlei
Optionsscheinen, ebenso die daran gebundenen
Zertifikate und
dergleichen, gründen sich vermehrt auf ausgesuchte Aktienindices.
Zu den sonstigen, über die Landesgrenzen
hinaus beliebten und vertrauten europäischen Aktienindices von weit
umspannender Bedeutung gehören: der AEX (Niederlande),
ATX (Österreich), BEL 20 (Belgien),
FTSE/Athex 20 (Griechenland), HEX (Finnland),
IBEX 35 (Spanien), ISEQ 20 (Irland),
MOEX und RTS Index (Russland), WIG20
(Polen), OBX (Norwegen), OMX Copenhagen 25
(Dänemark), OMX Stockholm 30 (Schweden), PTX
(Polen), SMI (Schweiz), wie hierzulande auch der
MDAX, SDAX und TecDAX (Deutschland).
Hinzu gesellen sich bedeutende paneuropäische sowie weltumspannende
Indices. Zu den Ersteren zählen vor allem jene der größten und angesehensten
Aktiengesellschaften Europas (Blue Chip-Indices), namentlich der
Euro STOXX® 50, d.i
ein Kursindex der 50 größten Aktienunternehmungen des Euro-Währungsraums,
welcher neben dem schon erwähnten STOXX® Europe 600
ebenfalls häufig als Leitindex des Euroraumes verwendet wird, nebst
den breiter gefassten, übrigen STOXX®-Indices
("broadbased Indices"), die darüber hinaus noch den Wertverlauf
von Titeln aus Dänemark, Großbritannien, Norwegen, Tschechien, Schweden
und aus der Schweiz beobachten; zudem verdienen Erwähnung der
Euronext 100 und die FTSE4GOOD Index Serie. Zu
den bekanntesten Welt-Aktienindizes endlich zählt der Dow Jones
Global Titans 50 Index sowie insbesondere der am 31. Mai 1986
auf die Bühne getretene MSCI World, ein nach der Marktkapitalisierung
gewichteter Index, der die größten, aber auch eine Reihe mittelgroße
Aktiengesellschaften aus 23 führenden Wirtschaftsnationen* enthält.
Mit seiner breiten Grundlage aus 1563
Titeln deckt er annähernd 85 Prozent der Marktkapitalisierung jedes
seiner Länder ab, wobei allerdings US-amerikanische Aktien rund 70 Prozent
und allein sieben der bedeutendsten amerikanischen Technologieunternehmungen
mehr als ein Fünftel des Gesamtgewichts des MSCI World ausmachen.
Aus diesem Grund ziehen auch andere ähnliche Welt-Aktienindizes vermehrt
Aufmerksamkeit auf sich, so vor allem der FTSE All-World Index,
welcher annähernd 4300 der
größten und mittelgroßen Aktiengesellschaften aus 49 Ländern einschließt.
Hier liegt das Gewicht amerikanischer Aktien mit ungefähr 60 Prozent
unter dem des MSCI World. Erwähnt sei zum Schluss noch der Welt-Index
MSCI ACWI, der 2840
Titel aus 23 Industrie- und 24 Entwicklungsländern in sich aufnimmt.
[* Zu den
Ländern zählen: Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland,
Frankreich, die Sonderverwaltungszone Hongkong, Irland, Israel, Italien,
Japan, Kanada, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal,
Schweden, Schweiz, Singapur, Spanien, sowie das Vereinigte Königreich
und die Vereinigten Staaten von Nordamerika.]
Schließlich sei noch auf sonstige beachtenswerte
Aktienindices außerhalb Europas hingedeutet: So sei namentlich genannt
der All Ordinaries und der S&P/ASX200, beide
aus Australien, ferner der Bovespa Index (Brasilien),
FTSE China A50 (China), Hang Seng (Hongkong),
Taiwan Capitalization Weighted Stock Index (Taiwan),
KOSPI 200 (Südkorea), TOPIX (Japan),
JSE (Südafrika), S&P/TSX Composite (Kanada),
IPC (Mexiko), der Merval (Argentinien),
sowie die
RUSSEL 1000, 2000 und 3000 Aktienindices-Familie,
die in ihren Reihen etwa ebenso viele Aktiengesellschaften mit ihrem
jeweiligen Sitz in den Vereinigten Staaten aufnehmen, wie an Zahl angegeben,
und schließlich der Dow Jones Wilshire 5000 Composite Index,
der breiteste aller in den Vereinigten Staaten überhaupt vorzufindenden
Aktienindices, der sich besonders dadurch auszeichnet, dass er die Performance*
von mehr als 5000 börsennotierten
amerikanischen Beteiligungstiteln stellvertretend nachvollzieht. − Neben
den großen, breit aufgestellten Indices begegnen zudem noch eine ganze
Anzahl schmaler angelegt Indexe ("narrow-based index"), die weniger
Aktientitel enthalten und ausschließlich besonders erwählte Teilbereiche
der Wirtschaft beobachten, wie z.B. der Dow Jones Transportation
Average oder der S&P 500 Utilities Index es sind.
[* Unter
Performance versteht
man in der Finanzwirtschaft die auf einen bestimmten Zeitabschnitt berechnete
Wertentwicklung, meist die Rendite,
eines Vermögensgegenstandes oder Portfolios im Verhältnis zu einem Vergleichsmaßstab
(Benchmark). Zum Performance-Begriff fachwissenschaftlicher Art vgl.
auch: Sharpe-Ratio.]
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Wie entsteht ein
Aktienindex?
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Ein jeder Aktienindex ist von Haus aus
so erschaffen, dass er die Entwicklung des Aktienmarktes auf einem ganz
bestimmten Gebiet − zumeist auf dem eines bestimmt gegebenen Erwerbszweigs
(= Branchenindex) oder
eines abgegrenzten Wirtschaftsraums, sei es eine nationale, sei
es eine zwischen- oder überstaatliche, sei es eine
weltumspannende Zone − so repräsentativ als möglich nachzuzeichnen
imstande ist. Ob und in welchem Grade ihm dies tatsächlich gelingt,
hängt in erster Reihe ab von der Zweckmäßigkeit der Zusammensetzung
der Aktienauswahl als solche und deren Innenfügung. Aber auch die Tauglichkeit
des für die Ausmittlung der Indexziffer zur Anwendung kommenden Rechnungsverfahrens
ebenso wie die Gewichtung der einzelnen Anteile des zugrunde gelegten
hypothetischen Index-Portfolios selbst spielt in diesem Stück eine wichtige
Rolle. Je nach dem verfolgten Zweck kann eine angemessene Zusammenstellung
von Aktienwerten ("index components") zur Bildung eines Aktienindex
dem Grundsatz nach abstellen sowohl auf sämtliche der Aktiengesellschaften
eines ins Auge gefassten Marktbereichs
(= Gesamtmarktindex
oder "all-share-index") als auch auf eine ganz eigene, nach besonderen
Gesichtspunkten festgelegte Auswahl an Aktienwerten aus einem solchen
(= Auswahlindex).
Nachdem in einem ersten Schritt auf dem
Wege der Auslese über Art und Umfang der in das gedanklich vorausgesetzte
Portfolio aufzunehmenden Aktienwerte eine feste, zweckmäßige Auswahl
getroffen worden ist, wird in einem Folgeschritt über den am meisten
zu empfehlenden Aufbau sowie über die innere Fügung zwischen den einzelnen
Arten von Anteilspapieren zu befinden sein. Hieran schließt sich zu
guter Letzt noch die Vornahme einer geboten erscheinenden Gewichtung
der einbezogenen Werte, die in ihrer Gesamtheit den Aktienkorb des Index
ausmachen. Das Gewichtungsverhältnis der einzelnen Teilhaberpapiere
im Index kann hierbei ausgerichtet sein entweder erstens an dem Preis
(Börsenkurs) der betreffenden Titel oder zweitens an der Marktkapitalisierung
oder − wenngleich im Börsenleben nur von untergeordneter Bedeutung −
drittens an dem Grundkapital der Aktiengesellschaften.
Dient etwa die Marktkapitalisierung als
Gewicht ("market capitalization-weighted index", "value-weighted
index"), so kommt denjenigen Aktienunternehmungen, die mit einem
Vorsprung in der Zahl der begebenen Anteilsscheine auftreten, ein größeres
Gewicht zu als anderen Titeln, die zwar den gleichen Aktienkurs notieren,
die jedoch weniger Aktien herausgegeben haben. Ganz Entsprechendes gilt
auch, sofern das Grundkapital das Gewicht bestimmt. Im Falle eines preisgewichteten
Aktienindex ("price-weighted index") hingegen hängt das Gewicht
einzelner Aktienwerte im Index allein und ausschließlich vom augenblicklichen
Stand ihrer Aktienkurse ab. Der Schwachpunkt, der letztgenanntem Verfahren
allerdings eigentümlich ist, liegt darin, dass kleinere Aktiengesellschaften,
wovon nur wenig Aktien im Umlauf sind, allein wegen ihres verhältnismäßig
hohen ausgewiesenen Kursstandes in Wahrheit größere Aktiengesellschaften,
die sehr viele Aktien herausgegeben haben, die aber gerade mit einem
vergleichsweise niedrigen Börsenpreis daherkommen, im wirtschaftlichen
Wert ungebührlicherweise zu übertrumpfen scheinen.
Der Wertstand des Aktienindex wird sich
ändern, wenn sich die Werthöhe der in ihm beschlossenen Aktien im Ganzen
ändert. Steigt lediglich ein Teil der Aktien, während der andere Teil
im Kurse fällt, so kann der Aktienindex in seinem Stand durchaus unverändert
bleiben. Verändert sich der Kurs einer vergleichsweise schwergewichtigen
Aktie um einen ganz bestimmten Betrag, so wird der Kurs des Aktienindex
c.p. hierdurch in stärkerem
Maße bewegt werden, als wenn eine vergleichsweise leichtgewichtige Aktie
um den gleichen Betrag schwankte. Gleichzeitig verschiebt sich damit
von selbst ihr wahrhaftiges Gewicht innerhalb des Index. Um dem Verständnis
dieses Zusammenhangs nachzuhelfen, sei folgendes Beispiel der Berechnung
eines Aktienindex vorgeführt:
Aktie |
Anzahl emittiert |
Aktienkurs |
Markt-
kapitalisierung |
Preis-
gewichtung |
A-Aktie |
500000 |
$ 100 |
$ 50 Mio. |
100 |
B-Aktie |
700000 |
$ 50 |
$ 35 Mio. |
50 |
C-Aktie |
900000 |
$ 50 |
$ 45 Mio. |
50 |
D-Aktie |
200000 |
$ 120 |
$ 24 Mio. |
120 |
SUMME |
2300000 |
− |
$ 154 Mio. |
320 |
Tabelle: Berechnung
eines Aktienindex
Die Marktkapitalisierung einer Aktiengesellschaft
errechnet sich als Produkt aus der Anzahl der in Umlauf gesetzten Aktien
("free float") und ihrem Aktienkurs. Demnach weist im vorigen
Beispiel die A-Aktie die höchste Marktkapitalisierung auf. Die gesamte
Marktkapitalisierung des Index ergibt sich aus den in eine Summe zusammengefassten
Marktkapitalisierungen der einzelnen Aktienwerte, gemäß dem oben gegebenen
Zahlenbild also im Ganzen 154 Mio.$.
Als angenommener Bestandteil eines preisgewichteten Index dagegen käme
der D-Aktie das höchste Gewicht zu.
Um bei der Schaffung eines neuen Aktienindex,
beispielshalber bestehend aus dem gegebenen Datenbestand der oben aufgeführten
Tabelle, nun eine bequeme und möglichst einfach zu verwendende Indexnummer
als Anfangswert zu erhalten, wird die in der letzten Zeile der Tabelle
verzeichnete Summe durch Ansatz eines zweckmäßigen Divisor geteilt.
Zur Normierung eines marktkapitalisierungsgewichteten Index im Basiszeitpunkt
auf eine handliche Indexzahl, etwa von
1000 Indexpunkten, wäre die
Gesamtmarktkapitalisierung von 154 Mio. US-Dollar entsprechend durch
die Zahl 154000 zu teilen.
Im Vergleich damit wäre bei einem preisgewichteten Index die Summe der
Kurse aller Aktien im Betrag von 320 durch die Zahl 0,32 zu teilen,
um wieder den verlangten Ausgangswert von
1000 zu erhalten.
Verändern sich in der Folgezeit die Kurse
der Aktien des Index, bspw. gemäß den Zahlen der nachstehend aufgeführten
Tabelle, ergeben sich infolge davon auch veränderte Indexstände − und
somit auch entsprechende Wertänderungen des abgebildeten Aktienportfolios:
Aktie |
Anzahl emittiert |
Aktienkurs |
Markt-
kapitalisierung |
Preis-
gewichtung |
A-Aktie |
500000 |
$ 130 |
$ 65 Mio. |
130 |
B-Aktie |
700000 |
$ 60 |
$ 42 Mio. |
60 |
C-Aktie |
900000 |
$ 40 |
$ 36 Mio. |
40 |
D-Aktie |
200000 |
$ 140 |
$ 28 Mio. |
140 |
SUMME |
2300000 |
− |
$ 171 Mio. |
370 |
Tabelle: Marktkapitalisierung
und Preisgewichtung
Der Punktestand des nach der Marktkapitalisierung
gewichteten Aktienindex beträgt nunmehr 171 Mio. $/154000
= 1110,39 Indexpunkte, während
der preisgewichtete Index sich auf 370/0,32 =
1156,25 Indexpunkten stellt.
Die unterschiedliche Indexentwicklung bei gleichen Kursbewegungen der
bezüglichen Aktien hat ihren Grund darin, dass Veränderungen des Kursstandes
in einem rein preisgewichteten Index (wie z.
B. beim DJIA oder beim MMI) allein und ausschließlich
eben durch diesen Umstand einen unmittelbaren Einfluss auf den Indexstand
üben, während die absoluten Kursänderungen der Aktien in einem marktkapitalisierungsgewichteten
Aktienindex, je nach Höhe der Marktkapitalisierung der einzelnen Papiere,
stets erst durch deren anteilsmäßige Gewichte in ein dementsprechendes
Verhältnis gesetzt werden.
Wie die Erfahrung belegt, verändern sich
von Zeit zu Zeit die äußeren Marktgegebenheiten, sodass eine Anpassung
des Divisors der Index-Formel unumgänglich notwendig wird. Dies gilt
gleichermaßen, wenn es bei den im Index aufgeführten Aktiengesellschaften
zu besonderen Kapitalmaßnahmen kommt, etwa aus Anlass einer Dividendenausschüttung,
nur sofern es Titel eines
Performance-Index ("total return index") betrifft, oder wegen
einer Kapitalherabsetzung, ferner auch herbeigeführt durch sogenannte
Aktiensplits oder Aktienzusammenlegungen, bei Unternehmungszusammenschlüssen
(Fusionen) bzw. Unternehmungsaufspaltungen oder endlich nicht minder,
wenn anderweitige Aktien die des Index zu ersetzen bestimmt sind. In
jedem einzelnen dieser Fälle wird eine entsprechende Umgestaltung des
Divisors erforderlich, womit die verlangte Aussagekraft des Index unausgesetzt
erhalten bleibt. Auch Exchange-Traded Funds (ETFs) und sonstige Fonds-Gesellschaften,
die den Index abzubilden bestimmt sind, müssen die daran vorgenommenen
Veränderungen mit vollziehen, wie im zuletzt genannten Fall, indem sie
Aktien der zum Index gehörenden Aufsteiger am bezeichneten Stichtag
ankaufen und jene der Absteiger verkaufen, um den Index fortgesetzt
so getreu wie nur möglich nachzubilden. Die mit der Geschäftsführung
beauftragten Vorstände der betreffenden Aktiengesellschaften legen ihres
Teils großen Wert darauf, dass durch derartige Kapitalmaßnahmen die
Einbeziehung in den Index nicht ohne dringende Not aufs Spiel gesetzt
oder gar ernsthaft gefährdet wird. Eine auf längere Zeit hinaus andauernde
Mitgliedschaft zu einem weit verbreiteten Index ist für eine Unternehmung
für gewöhnlich sehr erwünscht, nicht zuletzt von dem Standpunkt aus,
dass eine solche sowohl ihren guten Ruf und ihr Ansehen im Wirtschaftleben
heben werde als weiterhin auch ihre Kapitalkosten senken hilft.
Als geläufige Beispiele für preisgewichtete
arithmetische Indizes lassen sich heranziehen: der Dow Jones Industrial
Average mit 30 der bedeutendsten US-amerikanischen Aktiengesellschaften
(DJIA), der ebenfalls als Preisindex erschaffene Nikkei225-Index
der 225 wichtigsten japanischen Aktiengesellschaften (der 1. Sektion),
sowie der auf 20 US-amerikanische Blue Chips fußende Major Market
Index. Unter einem preisgewichteten geometrischen* Index
(hierbei finden prozentuale, d.h.
verhältnismäßige Preisänderungen Berücksichtigung) fallen der breit
gefasste Value Line Index, der den Kursverlauf von rund
1700 nordamerikanischen Aktien
wiedergibt sowie die sämtlichen Indizes der EURO STOXX®-Familie,
die seit dem Februar 1998 notiert werden. Demgegenüber stellen der im
Jahre 1926 begründete S&P 500-Index
der 500 leitenden US-amerikanischen Aktiengesellschaften, der NASDAQ
Composite Index mit seinen mehr als
3000 Aktien und der fernere
NYSE Composite Index der New York Stock Exchange (NYSE)
mit seinen etwa 1500 Aktien
Schulbeispiele dar für einen marktkapitalisierungsgewichteten Aktienindex
("capitalization-weighted index"). Jede der einzelnen Aktiengesellschaften
in einem nach der Marktkapitalisierung gewichteten Aktienindex wird
als zugehöriger Teil nach dem gesamten Marktwert aller ihrer ausstehenden
Aktien ("free float") gewichtet.
[* Bei einem "geometrischen
Index" werden im Gegensatz zu den sonst üblichen "arithmetischen
Indizes" die Renditen aller N Aktien miteinander multipliziert,
anschließend wird mit N radiziert und das Ergebnis dann mit dem Indexstand
der Vorperiode multipliziert. Bei den "geometrischen Indices" sind sämtliche
der einbezogenen Aktientitel gleich stark gewichtet.]
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Beispielhafte
Beschreibung eines Aktienindex: der DAX®
(Performance)
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