Die Kunst als Sichtfenster in
eine andere Welt!
Kunst, als ein menschliches
Kulturprodukt, ist ein kreativer Schaffensprozess, welcher seit
der Aufklärung, das heißt dem Zeitraum zwischen 1715 und 1789, vor
allem unter den Ausdrucksformen der „schönen Künste“ in die Gedankenwelt
des Betrachters projiziert wurde. Zwar verweist die Namensherkunft
des Begriffes Kunst, nämlich das griechische Wort techne,
auf die menschliche Tätigkeit an sich, was durch das Können der
Handwerker speziell zur vorsokratischen Zeit als Grundlage der Trennung
von naturgegebenen Dingen sowie menschlichen, also künstlich hergestellten
Erzeugnissen, diente. Dabei beißt sich bekanntlich der Hund jedoch
selbst in den Schwanz, wenn davon ausgegangen wird, dass es sich
bei jedem geistigen Entwurf des Menschen um einen natürlichen Prozess
handelt.

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Wie wir letztendlich die Welt
sehen, kommt in Platons Höhlengleichnis letztendlich sehr gut zum
Ausdruck. Das im Zentrum seiner erkenntnistheoretischen Grundlagenforschung
stehende Problem beschreibt die menschliche Erfahrungswelt, welche
nur als unzureichend angenommen werden kann. Im Mittelpunkt des
Geschehens sitzen vereinfacht Menschen in einer reizreduzierten
Umgebung in Form einer Höhle und nehmen ihre Umwelt, welche als
Schatten und Echo an die Höhlenwand projiziert wird, nur unzureichend
beziehungsweise unvollständig wahr und halten diese Realität schlussendlich
für ihre eigene Wirklichkeit. Die eingeschränkte Sichtweise lässt
sich somit einerseits auf äußere Faktoren, wie eine kleine Lichtöffnung
rückführen, welche –
schau mal da –
durch eine viel größere Öffnung ein ganz anderes Umgebungsbild erzeugen
kann. Dass eine äußere Erfahrungswelt jedoch auch durch unsere körpereigenen
Sinne mitgestaltet wird, werden wir bei Fehlsichtigkeit des Auges
gewahr.
Kunst als Vermittlerin des Unaussprechlichen!
Die Kunst als Vermittlerin
des Unaussprechlichen, so wie es Goethe einst bemerkte, wird somit
seit der Aufklärung in die Ausdrucksformen der bildenden Kunst (z.B.
die klassischen Gattungen Malerei, Bildhauerei und Architektur),
der Musik, der Literatur (Epik, Dramatik,
Lyrik) sowie der darstellenden Kunst des Theaters, Tanzes und Films
eingeordnet. Die Frage, welches Alleinstellungsmerkmal der Kunst
somit zugeordnet werden kann, endete schlussendlich mit dem Zitat
Andy Warhols und der Daseinsberechtigung alltäglicher Gegenstände
in der Pop-Art, welche aus einem Werbefetischismus heraus den Satz
„Alles wird Kunst sein, und nichts wird Kunst sein, weil alles,
wie ich glaube, schön ist.“ zum Mittelpunkt heutiger Kunstvorstellungen
machte. Dass dies im Grunde genommen einen Rückschritt in vorsokratische
Zeiten bedeutet und das aufklärerische Gedankengut somit ad acta
gelegt hat, war diesen Künstlern wahrscheinlich nicht bewusst. So
verwies der bekannte Aktionskünstler Joseph Beuys auf die Absage
der Kunst als Werkbegriff im Kontext der allgemeinen Auffassung:
"Alles
ist Kunst, jeder ist ein Künstler" und zieht die Geltendmachung,
also die Aktion in den Mittelpunkt des Diskurses. In diesem Zusammenhang
verstünde sich somit alles als Kunst, wenn es in einem Museum ausgestellt
wird. Die Kunst an sich erhält hiermit somit nur noch den Abklatsch
des Alltäglichen beziehungsweise des Protestes oder Ähnlichem und
lässt das Unaussprechliche, wie es einst Goethe definierte, gekonnt
außen vor.
Im bewegten Bewusstseinszustand – die Kreativität des Flows!
Dass etwas Unerklärliches
nicht einfach beiseite getan werden kann, zeigt die Öffnung der
Wissenschaften in den Bereichen der Bewusstseinsforschung. Der Mensch,
welcher seine Umgebung sowohl bewusst als auch unbewusst wahrzunehmen
weiß, kann bei der Anfertigung eines Kunstwerkes einen meditativen
Bewusstseinszustand hervorrufen, der mit einer kontinuierlichen
Fließbewegung in Verbindung gebracht werden kann. Dieses auch als
Flow – zu deutsch im Fluss sein – bekannte Ausführungsphänomen
begann mit der Einführung der abstrakten Kunst, speziell mit den
Action Paintings Jackson Pollocks. Die als
Dripping Technik bekannte Maltechnik bedient sich dabei sowohl
dem Bewusstem als auch Unbewusstem. Laut eigenen Aussagen Pollocks
inspirierten ihn die Sandbilder der Navajo Indianer.
Das die Fokussierung auf ein
bestimmtes Objekt, welches zudem einen bestimmten Rhythmus innehat,
zu tranceähnlichen Zuständen führt, werden wir ebenfalls in der
Traumdiagnostik gewahr. Mit der sogenannten
Trauminkubation können im Wachzustand Fragen und Probleme vor
dem Schlafen gehen inkubiert werden, um im Traum daraufhin eine
Antwort anhand von Traumbildern zu erhalten. Die Welt des Surrealen
wurde so mit der Kunstepoche des Surrealismus in der Kunst verwirklicht.
Die Ähnlichkeit beider Vorgänge ist wahrscheinlich der Grund, warum
die Kunst schlussendlich überhaupt existiert: Um sich die eigenen
Neurosen von der Seele zu malen, zu schreiben oder zu tanzen.
Siehe auch: