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Entstehung, Entwicklung
und Bedeutung von Aktienindex-Futures
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Aktienindex-Futures sind vergleichsweise
jungen Ursprungs. Der Zeitpunkt der ersten Einführung eines Aktienindex-Futures
führt kaum ein halbes Menschenalter zurück, als am 24. Februar 1982
an der amerikanischen Terminbörse
Kansas City Board of Trade (KCBT; – in der Folgezeit eine Unterabteilung
der CME Group) der Value Line Composite Index Futures*
auf den Platz trat. Nur knapp zwei Monate später, am 21. April, folgte
der Index and Option Market (IOM), eine damals neu gegründete Gruppe
der
Chicago
Mercantile Exchange (CME), diesem Schritt mit der Vorstellung von
Aktienindex-Futures auf den Standard & Poor's 500. Bald darauf,
noch in demselben Jahr 1982, brachte die New York Financial Futures
Exchange (ehedem eine Tochtergesellschaft der
New York Stock Exchange)
den NYSE Composite Index Futures** auf die Bahn. Knapp
zwei Jahre später fand alsdann der Major Market Index MMI Aufnahme
in den Futures-Handel, d.i.
ein "narrow based"-Index, der 20 Aktienwerte von Rang und Namen (Blue
Chips, Aktien von vortrefflichem "Standing") umfasst, die fast alle
einst auch im althergebrachten Dow Jones
Industrial Average (DJIA) enthalten waren. Futures auf den
Dow Jones selbst suchte man seinerzeit noch vergebens. Der Ruf
nach ihnen verhallte bei der hohen Stelle der Inhaberin der Rechte:
der
Dow
Jones & Company. Sie erkannte darin einen Eingriff in ihre Rechte
und verhielt sich gegen eine Freigabe schroff ablehnend. Entschieden
stemmte sie sich gegen den Handel mit Derivaten auf ihr Erzeugnis auf
vorläufig unbestimmte Zeit. Erst am 6. Oktober 1997, nach langem Widerstreben
und zähen Verhandlungen, räumte sie dann doch alle Hindernisse aus dem
Weg und ließ den Handel endlich gewähren.
[* Der
Value Line Stock Index
ist seit vielen Jahren, genauer seit dem 30. Juni 1961 ein alteinheimischer
Aktienindex, der als "broad-based"
Index-Futures den Kursverlauf von rund
1700 nordamerikanischen Aktien
abbildet.]
[** Der seit dem
14. Juli 1966 notierte
NYSE-Index spiegelt den Verlauf von mehr als
2200 am "Big Board" der New
York Stock Exchange (NYSE) eingetragenen Aktien wider und verkörpert
damit ungefähr 77% der Gesamtmarktkapitalisierung
aller in den Vereinigten Staaten gehandelter Publikumsgesellschaften.
Der NYSE Composite Index Futures, ("regular", Produktkürzel:
YU) wurde zuletzt am
New York Board of Trade (NYBOT; heute zur ICE Futures U.S. gehörig)
gelistet.]
Die amerikanischen Regulierungsbehörden
für den Wertpapierhandel, mitverantwortlich für die Fassung der Regeln
für den Geschäftsgang von Futures auf Aktien- und Aktienindices im Lande,
verweigerten noch bis in das Jahr 1982 die Bewilligung für die Aufnahme
eines geregelten Handelsverkehrs mit Aktienindex-Futures. Sie befürchtete,
diese Art neuzeitlicher Finanzinstrumente könnte den zugrunde liegenden
Aktien-Kassamärkten erheblich Schaden zufügen. Nachdem diese Bedenken
durch allerhand akademische Studien ausgeräumt werden konnten, erhielten
Aktienindex-Futures dann schließlich trotz allem den Segen der Behörden.
Recht bald nach ihrer Markteinführung fanden diese allseitig einen überaus
freudigen Widerhall und besonders in der Handelswelt fortan eine günstige
Aufnahme. Rascher als selbst die begeisterten Fürsprecher gehofft hatten,
erreichten sie gemessen an damaligen Verhältnissen alsbald Spitzenumsätze.
Ihr alle Erwartungen übertreffender Erfolg
lockte in der Folgezeit noch mehr
Terminbörsen auf den Plan.
Sowohl amerikanische wie auch eine ganze Reihe auswärtiger Börsen setzten
nun nacheinander neue Aktienindex-Futures auf verschiedenste Indizes
in die Welt, die – nach pflichtgemäßer Vorlage und Billigung durch die
zuständigen Aufsichtsbehörden – sodann der breiten Öffentlichkeit zum
Handel angeboten wurden. Auch diesmal wieder konnten die meisten dieser
neuartigen Erzeugnisse schon bald nach ihrer Auflegung die Anerkennung
zumal der Berufshändler für sich im Sturm erobern. Sogar größere Körperschaften
und Wirtschaftsbetriebe empfingen die von dorther ausgehenden Anregungen,
hießen solcherart derivate Instrumente mit begeisterter Zustimmung willkommen
und nahmen sie mit viel Wohlwollen auf. Binnen kurzem hatten sie sich
in immer weiteren Kreisen bis hin in den Reihen der Privathändler guten
Eingang verschafft. In besonderer Weise begünstigt wurde der warme Zuspruch
für Aktienindex-Futures in jenen Tagen von einer mächtigen Ausbreitung
des grenzüberschreitenden Wertpapierhandels, begleitet von dem Wunsch
zahlreicher länderumfassend wirkender Körperschaften und multinationaler
Unternehmungen nach leicht zu handhabenden Kurssicherungsinstrumenten
gegenüber den im Zuge der zu jener Zeit einsetzenden Deregulierungs-
und Globalisierungsbestrebungen augenfällig gestiegenen Kurs-Volatilitäten
auf den weltumspannenden Aktienmärkten. Die zunehmende Hinwendung weg
vom passiven hin zu einem aktiven Portfoliomanagement wie kurz nachher
in gleicher Weise das Aufkommen der Hedge-Funds beförderten das schwungvolle
Wachstum im Handelsverkehr mit Aktienindex-Futures eines weiteren und
deren Ausbreitung hat ihnen bis auf unsere Tage hinauf bleibenden Rückhalt
geschaffen.
Nach dem gelungenen Auftakt von 1982 dauerte
es reichlich acht Jahre, bis auch in deutschen Börsensälen Aktienindex-Futures
Einzug hielten. So notierte am 23. November 1990 zum allerersten Mal
an einem deutschen Börsenplatz ein Aktienindex-Futures, als die Deutsche
Terminbörse (DTB) mit Sitz in Frankfurt am Main Futures auf den
Deutschen Aktienindex DAX®
zur Aufführung schickte. Mit monatlich regelmäßig mehr als 2 Mio. an
der Eurex
gehandelten Kontrakten gehört der DAX®-Futures nach
gegenwärtigen Verhältnissen inzwischen unstreitig zum Kreis der am meisten
liquiden Index-Futures weltweit. Doch andere Index-Futures weisen noch
weitaus höhere Umsatzzahlen auf.
Nach der Zahl der umgesetzten Kontrakte
darf sich die brasilianische Handelsplattform
B3 S.A. rühmen,
mit 3,834 Mrd. gehandelten Kontrakten im Jahre 2023 mit dem Mini
Ibovespa Index-Futures (Produkt-Kürzel: WIN), weit vor allen anderen,
den auf dem ganzen Erdkreis bedeutendsten Aktienindex-Futures zu stellen.
Ihm gelang es, den langjährigen Umsatzspitzenreiter unter allen Index-Futures,
den unlängst aus dem Schoße der Terminbörse
CME
Group hervorgegangene E-miniTM-Futures-Familie
angehörigen
E-mini
S&P 500®* mit rund 452,07 Mio. gehandelten
Kontrakten im dem Jahr weit zu übertrumpfen. Mitglied des letztgenannten
Zweiges sind des Weiteren, der
Micro E-mini NASDAQ-100®
mit fast 273,09 Mio. sowie der
Micro E-mini S&P 500 Index
Futures mit 248,27 Mio. umgesetzten Kontrakten in demselben
Jahr 2023. Zwar ist die E-miniTM-Futures-Gruppe der
Aufmachung nach vornehmlich an den Belangen der privaten Händlerschaft
("retail traders") ausgerichtet; doch sind sie wegen ihrer vorzüglichen
Liquidität ebenso beliebt bei Hedge-Fonds
wie sonst bei den institutionellen Handelsteilnehmern und stehen somit
einzig da.
[* Der
S&P 500 ist ein allgemein anerkannter
Leit- und Vergleichsindex (Benchmark-Index), was durch die außerordentlich
hohen Umsatzzahlen bei den darauf gründenden Finanzderivaten glänzend
zum Ausdruck kommt. Der E-mini S&P 500-Futures musste sich schon im
Jahre 2020, was den Umsatz betrifft, dem nunmehr führenden brasilianischen
Mini Ibovespa Index-Futures geschlagen geben, der in dem Jahr bereits
2,88 Mrd. Kontrakte auf sich vereinigen konnte. Blickt man allerdings
auf den Dollarwert des durchschnittlichen täglichen Handelsumsatzes,
so liegt der E-mini S&P 500-Futures weiterhin unangefochten vor dem
Mini Ibovespa Index-Futures. Quelle:
Futures Industry Association
(FIA).]
Noch andere derzeit äußerst rege gehandelte
Aktienindex-Futures finden sich auf asiatischem Boden: der Nikkei
225 mini-Futures der Osaka Exchange (OSE,
Japan), der FTSE China A50 Index-Futures (SGX,
Singapur), der KOSPI 200-Futures (KRX,
Südkorea), der SET50 Futures (TFEX,
Thailand), der Mini Taiex MTX Futures (TAIFEX,
Taiwan), der CSI 300 Futures (CFFE,
China), sowie der Bank Nifty Index Futures (NSE,
Indien). Aus Amerika sei außerdem noch der an der CME eingetragene
Nikkei
225-Futures, der
E-mini NASDAQ-100 und
der CME Mini-sized $5 DJIA herausgehoben, aus Europa namentlich
der RTS Index-Futures (Moscow
Exchange, Russland), der FTSE 100 Index Futures (Intercontinental
Exchange, Großbritannien), der CAC 40 Index (Euronext
Derivatives Paris, Frankreich), vor allem aber der seit dem 22.
Juni 1998 an der Eurex notierte und damit noch recht junge
DJ EURO STOXX 50 Index Futures (mit beachtlichen 245,759 Mio.
gehandelten Kontrakten im Jahr 2023 der umsatzstärkste Index-Futures
der Eurex). Anspruch auf Beachtung machen können endlich noch die beim
Umsatz im Range tiefer stehenden Euro Stoxx Banks Futures, der
SMI Futures
für die Schweiz (beide Eurex) sowie der BIST-30 Futures (BIST,
Türkei). – Gemessen an den Umsatzziffern sind als die größten Börsen
für Aktien- und Aktienindex-Futures im Jahre 2023 in absteigender Linie
anzuführen der brasilianische Börsenbetreiber B3, die Borsa Istanbul,
die Korea Exchange, die
CME Group,
National Stock Exchange
of India NSE, Eurex,
Osaka Securities Exchange OSE, Moscow Exchange, sowie endlich die
Hong Kong Exchange. Beim "open interest",
also der Zahl aller ausstehenden Futures-Kontrakte auf "equity"-Produkte,
lag zu Jahresschluss 2023 allerdings die Eurex vorn. Nach heutigen Verhältnissen
macht der Verkehr ("volume")
in Aktien- und Aktienindexderivaten ("listed equity index derivatives")
mehr als 80 Prozent des gesamten Kontraktumsatzes an den Terminbörsen
weltweit aus, beim "open interest" sind es etwa 66 Prozent.
Innerhalb der gesamten Indexwelt lassen
sich – und damit auch die darauf aufsetzenden
Futures – Aktienindices angemessen
in zwei Klassen gliedern: Der einen gehören alle jene Aktienindices
an, die den Aktienmarkt eines untersuchten Wirtschaftsraums als Ganzes
abdecken, der anderen solche, die der Werteentwicklung eigens ausgewählter
Marktbereiche oder auch bestimmter Gewerbezweige ("subindexes")
innerhalb eines oder auch mehrerer Wirtschaftsräume ihre vorrangige
Beachtung schenken. Jeder Futuresartikel, der auf einen dieser Aktienindices
aufbaut, ist folglich zwar von unterschiedlicher Ausgestaltung, dennoch
stets auf die eigentümlichen Belange der einzelnen in Betracht kommenden
Anlegergruppen zugestutzt. Die zielgenaue Anpassung an die tatsächlichen
Bedürfnisse und Interessenlagen im Kreise der infrage kommenden Händler,
Absicherer und Kapitalanleger ("Bedarfstreue") bildet damals wie heute
den Grundstock und die Triebfeder für den weltumspannenden Erfolg und
damit letztendlich auch für das gedeihliche Fortbestehen von Aktienindex-Futures
überhaupt.
Aktienindex-Futures zeichnen sich durch
einen ganz wesentlichen Bequemlichkeitsvorteil aus, den insbesondere
Hedge-Fonds und andere Kapitalanlagegesellschaften,
Versicherungsunternehmungen sowie
Market-Maker sich
zunutze zu machen wissen – und der unleugbar einen maßgeblichen Bestimmgrund
für die hohe Anerkennung und den breiten Zuspruch an den Welt-Terminmärkten
ausmacht. Der Vorzug ist darin gelegen, dass ihre mit den primären Märkten
zwar eng verknüpfte, aber doch nur abgeleitete Wirkungsweise es ermöglicht,
die Bewirtschaftung selbst sehr umfangreicher Aktienportfolios sichtlich
einfacher, wirkungsvoller und dabei kostensparend zu gestalten (Portfolio-Management).
Denn ganz offenbar schafft das in den letzten Jahren sprunghaft gestiegene
Wachstum des weltumfassend verwalteten Aktienvermögens im Verbund mit
wiederkehrenden starken Schwankungsanfälligkeiten der Kurse an den Kapitalmärkten
einen steigenden Bedarf an zeitgemäßen, eigens darauf ausgerichteten
Finanzinstrumenten. So verkörpern Aktienindex-Futures etwa ein bestens
geeignetes Werkzeug zur Wertsicherung bereits bestehender wie erst künftig
aufzubauender Wertpapier-Portfolios (Kurssicherungsgeschäfte,
Hedging). Kraft ihrer Assekuranzwirkung
lassen sie sich für jedes Vorkommnis und auf jeder beliebigen Planungsstufe
besonders der Absicherung gegen
sogenannte "systematische Risiken"* dienstbar machen. "Systematische
Kursrisiken" bei der Aktienanlage heißen alle jene Unsicherheitsursachen,
die sich allein durch Diversifikation (Streuung der Anlagemittel) mittels
Portefeuillebildung nicht
mehr weiter zu Fall bringen lassen. Die Kursverläufe der verschiedenen
Aktienindex-Futures, die auf gleiche oder ähnliche Variablen zurückleiten,
werden in aller Regel eine verhältnismäßig hohe statistische Korrelation
zueinander aufweisen.
[* "Systematische
Risiken" (Marktrisiken) sind vornehmlich auf allgemeine volkswirtschaftliche
Einflussgrößen zurückzuführen, wozu insbesondere Wechselkurs- und Zinsänderungsrisiken,
Wirtschaftszyklen und Wachstumsraten, Steuergesetzgebung, Wirtschafts-
und Notenbankpolitik, aber auch Kriegsgefahren, Seuchen und Naturkatastrophen
u.dgl.m.
zählen. Bei den Marktrisiken in diesem Sinne handelt es sich daher um
solche Risiken, die geschlossen von einer Wirtschaftsgemeinschaft im
Ganzen geschultert werden müssen.]
Des Weiteren verschafft der gekonnte Einsatz
von Aktienindex-Futures, den von Hedging mit
Termingeschäften stammenden
Wirkungszusammenhang sich zunutze machend, die Möglichkeit einer fein
abgestimmten Abstufung des gegenwärtig vorhandenen und bekannten
Beta-Faktors eines vorgehaltenen
gekonnt zusammengestellten Aktienportfolios, indem – je nach Markteinschätzung
und Risikoneigung des Halters – eine ganz bestimmte Anzahl korrespondierender
Aktienindex-Futures dem bezüglichen Portfolio beigemischt wird ("beta
replication", "beta adjustment"). So werden in Aussicht auf
einen alsbald bevorstehenden Kursaufschwung zusätzlich Pluspositionen
in Index-Futures aufgebaut (Long), wohingegen in Erwartung eines Kursniedergangs
dem Portefeuille weiter Minuspositionen (Short) in einem verlangten
Verhältnis beigesteuert werden. Hierbei wird gemäß einem im Voraus wohl
bearbeiteten Plan so verfahren, dass abhängig vom Grad der persönlichen
Risikoscheu die eingenommene Futures-Position in ihrem Umfang hinter
der vorher berechneten risikominimierenden Zahl um ein entsprechendes
zurückbleibt. Infolge davon mindert bzw. hebt sich der Beta-Faktor des
Portefeuilles in einem gewünschten, zuvor kalkulierten Ausmaß. – Darüber
hinaus gebraucht verstärkt in jüngerer Zeit ein weites Feld von Geldhäusern
mit einigem Nutzerfolg lohnend Aktienindex-Futures, um Gewinne unter
Dach und Fach zu bringen, die ihnen aus der Emission von Aktienindex-Zertifikaten
und anderen sogenannten
strukturierten Produkten
zugefallen sind.
Einen weiteren Beweisgrund dafür, weshalb
"stock-index"-Futures an den Welt-Börsenplätzen ein ebenso rascher wie
nachhaltiger Durchbruch gelang, liefert das
Trading-Motiv: die flexible
und vor allem Kosten einsparende Einsatzmöglichkeit von Aktienindex-Futures
bei der kurzfristigen Spekulation
zur Nutzung der Marktchancen auf Vermögensmehrung an den globalen Aktienmärkten.
Tritt nämlich nach Aufbau einer darauf abgestimmten Positionierung die
erwartete Marktentwicklung an den Aktienmärkten tatsächlich ein, vermag
der Spekulierende in Indexderivaten mittels nur einer einzigen in sich
geschlossenen Transaktion in gleichem Maße Vermögensgewinne einzustreichen
wie der Halter eines entsprechend aufwendig strukturierten Aktienportfolios
von gleichem Wert – allerdings ohne die sonst fälligen und nicht gerade
gering bemessenen Summen für den Erwerb der einzelnen Beteiligungstitel
sogleich ("up-front") aufbringen und in Anspruch nehmen zu müssen.
An Geldbedarf ist lediglich ein
Margin zu hinterlegen,
das sonstige Kapital wird geschont (Ersparung von Zeit, Mühe und einstweilig
auch der Anschaffungskosten für den Kauf der Aktien, einschl. von Börsenspesen).
Die durch ein Futuresgeschäft in diesem Stück übrig bleibenden Mittel
lassen sich alsdann anderweitig, beispielshalber in sicheren Geldmarktinstrumenten,
wie etwa Termineinlagen, zuverlässig
unterbringen ("cash management"). Im Vergleich zu einer Direktanlage
in Aktienwerten zu Spekulationszwecken spricht für die Verwendung von
Aktienindex-Futures, neben besonderen geschäftspolitischen Gesichtspunkten,
wie z.B. eine Bilanzunwirksamkeit
von Derivativgeschäften, nicht zuletzt auch die an den Terminbörsen
allgemein höhere zeitliche Verfügbarkeit. So nimmt es sich nicht wunderlich
aus, wenn insbesondere größere institutionelle Anleger, wie es Hedge-
und Investmentfonds, ETFs, Portfolio Manager usw. sind, von den Vorzügen
von Aktienindex-Futures vermehrt Gebrauch machen.
Durch den spekulativ untermauerten Einsatz
von Aktienindex-Futures (Differenzhandel, Trading) ist es dem Händler
eines solchen grundsätzlich möglich, je nach Markteinschätzung gleichermaßen
an steigenden wie an fallenden Kursen auf den Aktienmärkten Gewinn zu
machen, ohne dabei unbedingt titelspezifisch vorgehen zu müssen. Freilich
wird ein jeder Händler sich zunächst wenigstens im Groben ein Bild davon
machen wollen, welche Kursentwicklung die Aktienmärkte im Besonderen
erwarten lassen, und weiter davon, ob hierbei die kleineren oder die
größeren Aktiengesellschaften besser abschneiden werden. Auf der Grundlage
dieser und aller weiteren Überlegungen wird er sich zu rechter Zeit
in einem aussichtsreichen Aktienindex-Futures einzuhandeln suchen. Für
jede Art der Spekulation in Aktienindex-Futures gilt ganz allgemein:
Der Käufer eines Aktienindex-Futures zieht Gewinn von einer
gleichgerichteten Wertentwicklung des zugrunde liegenden Indexportfolios,
ebenso wie ein Anleger, der die unterliegenden Aktien eines Index in
gewöhnlichem Stile unmittelbar in seinem Portefeuille hält. Wer also
kurzfristig steigende Aktienkurse erwartet, wird Aktienindex-Futures
kaufen (eine "outright
long"-Position einnehmen).
Der Verkäufer eines Aktienindex-Futures zieht demgegenüber Vorteil
von einer gegenläufigen Entwicklung des Basisindexportfolios,
vergleichbar mit einem Leerverkauf
("short sales arrangement") aller zugrunde liegenden Aktienwerte
("Spekulation à la baisse"). Wer auf bald heruntergehende Aktienkurse
rechnet, wird Aktienindex-Futures verkaufen (eine "outright short"-Position
beziehen). Überdies lassen sich Wetten auf fallende Aktienkurse durch
den Einsatz von Terminkontrakten in beschleunigter Gangart und auch
vielfach gefälliger bewerkstelligen als mit einen Blankoverkauf von
Aktien am Kassamarkt selbst.
Nach dem Gesagten kann es nicht wundernehmen,
dass die postnumerando sich verwirklichenden Monats- wie auch Jahresrenditen,
errechnet aus den laufenden Aktienindex-Futureskursen, wenn den Renditen
aus den zugehörigen Index-Ziffern vergleichend gegenübergestellt, in
regelmäßiger Wiederkehr nahezu identisch ausfallen.* Ein weiterer
nicht zu übersehender Vorzug, den ein Geschäft in Aktienindex-Futures
einem Direktinvestment in Aktien voraus hat, liegt – nebst dem eines
verhältnismäßig geringeren Kapitalbedarfs – darin, dass die obligatorischen
Depotgebühren, die von den Finanzinstituten
für eine Wertpapierverwahrung von dort gehaltenen Aktienportefeuilles
erhoben werden, hierbei gänzlich in Wegfall kommen.
[* Allerdings lässt
sich häufig beobachten, dass in den Aktienindex-Futuresmärkten eine
höhere Volatilität Platz greifen kann als in den zugeordneten Aktien-Kassamärkten.]
Der Grundgedanke in der Sache ist keineswegs
neu: Ein nach altbewährter Weise ausgesuchtes Investment in Aktienfonds
("stock-index funds") wird vorgenommen, wo und solange man die
Erwartung für berechtigt hält, durch die mit einem solchen erkaufte
Mischung verschiedenartiger Beteiligungstitel im Sinne des vorbereiteten
Handelsplans ("trade plan") zum Mindesten an der durchschnittlichen
Wertentwicklung des betreffenden Aktienmarktes teilzuhaben, diese vielleicht
sogar zu übertreffen (handelnd bewirkt z.B.
durch ein sog. "aktives Portfolio-Management"). Den gleichen Zweck erfüllen
auf Erfordern auch Aktienindex-Futures, und das mit vorzüglicher Bequemlichkeit.
Beim Gebrauch von Futures-Kontrakten tritt als eigentümlicher Zug jedoch
erstens ihrer begrenzten Laufdauer wegen stets eine zeitliche Dimension
und zweitens der mit ihrem Gebrauch zur Wirkung kommende
Hebeleffekt hinzu.
Weil anders als im Falle des Direkterwerbs von Aktien zur Kasse, bei
dem die vollständige Kaufsumme praktisch sogleich mit Geschäftsabschluss
fällig wird, im Falle von Aktienindex-Futures vorab nur eine verhältnismäßig
geringe Summe an Mindesteinschuss ("initial margin"; nicht zu
verwechseln mit dem Kaufpreis für das "underlying" oder gar mit einer
Optionsprämie) als Garantieposten für den vorgestellten Kontraktgesamtwert
("notional value") zu hinterlegen ist, erwächst hieraus der Effekt
einer mehr oder minder starken Hebelwirkung (Hebeleffekt, "Leverage-Effekt"),
der die Verwirklichung entsprechend hoher Zugewinne innerhalb kürzester
Zeit in Aussicht stellt. Im Falle einer Schieflage indes gehen mit diesen
hoffnungsreichen Aussichten auf stattliche Vermögensgewinne untrennbar
entsprechend hohe Verlustgefahren einher. Das Hervortreten eines Hebeleffekts
bietet dem Händler außerdem die Handhabe, Aktiengeschäfte in größeren
Posten zu besorgen als die dazu erforderliche Sicherheitsleistung allein
erkaufen könnte. Bei der Verwirklichung wird ein nach Schließung der
spekulativen Position ("reversing trade") erwirtschafteter Unterschiedsbetrag
zwischen kontrahiertem Abschlusspreis und Glattstellungspreis für den
Kontrakt um den Indexmultiplikator vervielfacht unmittelbar zahlungswirksam.
Dieser Geldbetrag gelangt über die
Verrechnungsstelle der Terminbörse
geradewegs zur Auszahlung auf das Handelskonto.
Nicht zuletzt lassen sich Index-Futures
noch für ausgesuchte Spread-Strategien als
auch zu Zwecken einer Index-Arbitrage
nutzbar machen, worauf an anderer Stelle noch gehörig einzugehen Gelegenheit
ist.
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