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Der Handel mit Futures
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Voraussetzungen
für einen geregelten Handel mit Futures
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Der Handel mit
Futures vollzieht sich an
Terminbörsen. Er bildet sich
aus der fortgesetzten Aufeinanderfolge in der Vornahme von einzelnen
unbedingten Börsentermingeschäften, d.i.
aus der Summe der auftragsweise vermittelten Umsatzgeschäfte in Futures.
Der Handelsverkehr ist eingebettet in den Zukunftsmärkten und als solcher
ein unmittelbarer Bestandteil des Finanzmarktes selbst. Unter verkehrstechnischen
wie ökonomischen Gesichtspunkten erweist sich der
Handel in Futures
(= börsenmäßiger Terminkontrakthandel)
an den weltweiten Börsenplätzen grundsätzlich nur insofern fruchtbar,
als
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die Wesensmerkmale und Eigenschaften
des Basisinstruments ("underlying") als auch die der Terminkontrakte
selbst sämtlich
standardisierbar sind,
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alle Terminkontrakte mit übereinstimmenden
Merkmalen (Kontrakt-Spezifikationen) als untereinander vertretbar
gelten (Homogenitätsbedingung; einheitliche Futures-Serien),
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der Marktgegenstand, welcher das Basisinstrument
des Terminkontrakts bildet, falls zur Realerfüllung bestimmt, in
zureichender Menge zur Verfügung steht,
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der zugrunde liegende Markt immerzu
wiederholt heftigen und unerwarteten Preisschwankungen unterworfen
ist,
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sowohl der Termin- als auch der Effektivmarkt
von monopolistischen oder oligopolistischen Strukturen freigehalten
werden kann,
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der fragliche Futures-Markt von einer
Vielzahl von Marktteilnehmern in beidseitigem Wettbewerb rege gehandelt
wird (zulängliche
Marktbreite und
-tiefe), und
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ein Zugang zum Markt sowie die Publizität
des Marktgeschehens auf kostengünstige Weise zu verschaffen sind.
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[Erläuterung: Die
Futures unterliegenden Marktgegenstände sind in unterschiedlichem Grade
lagerfähig. Güter
mancher Gattungen sind von Natur aus nicht oder nur mit erheblicher
Belästigung bewahrfähig, jene anderer Gattungen wieder, weil nicht dauerbar,
bedürfen erst gar keiner Lagerung. Edelmetall beispielhalber ist eine
natürliche Lagerfähigkeit eigen. Die vorstehende Einzelaufzählung notwendiger
Merkmale von Börsentermingeschäften macht indes deutlich, dass die Konservierungseigenschaft,
anders als noch in der älteren Zeit zu wiederholten Malen ausgesprochen,
für deren Lebensfähigkeit heutzutage nicht mehr erfordert wird.]
In Anbetracht der oben aufgeführten Erfordernisliste,
deren vereintes Zusammenkommen der Bedingungen für einen funktions-
und nachhaltig leistungsfähigen (effizienten), überschaubaren (transparenten)
Börsenterminhandel von grundlegender Bedeutung ist, überrascht es nicht,
dass der Artenreichtum rege gehandelter Futures im Vergleich zur Zahl
der tausenden und abertausenden Aktiengattungen an den weltweiten Aktienmärkten,
die nicht an diese Voraussetzungen gebunden sind, verhältnismäßig klein
anschlägt. Andererseits geht mit der Verknappung des Handels auf einige
wenige Märkte ein entscheidender Vorteil einher. Dieser offenbart sich
in einem allgemein hohen Bekanntheitsgrad der einzelnen Futures-Märkte,
ein Umstand, der regelmäßig nicht nur zu einer merklichen Verringerung
von Such- und Informationskosten führt, sondern vor allem auch die
Liquidität im Marktsegment
von Futures und den daran hängenden nachrangigen Finanzinstrumenten
nachhaltig zu steigern vermag. Weil aber im Gegensatz zu Aktien oder
ETPs die Lebensdauer der gelisteten Finanzderivaten grundsätzlich nur
eine begrenzte ist, kommt gerade dem Erfordernis der Marktliquidität
und einer damit in Aussicht gestellten jederzeitigen Transaktionsmöglichkeit
zu angemessenen Preisen eine entscheidende Bedeutung für die Handelbarkeit
dieser Instrumente zu.
[Hinweis: Wie der
Marktverlauf im Handel mit Futures an der Börse beschaffen ist und was
das Wesentliche und Kennzeichnende daran ist, erfährt der verehrte Leser
anhand eines erläuterten Beispiels auf der Seite "Wie
entstehen Futures?".]

Sind die vorstehend benannten Daseinsbedingungen
und -berechtigungen als Tatbestandsmerkmale für einen ordentlichen Handelsverkehr
mit Börsenterminkontrakten im Wesentlichen erfüllt, so kann der Marktmechanismus
seine Kraft vollständig entfalten und in Schwung kommen. Der Einsatz
von Futures, Optionen und
anderen Derivaten erlaubt es dann, gegebene Markteinschätzungen und
Erwartungen der einzelnen Händler über die darauf gründenden Handlungsstrategien
auf bequeme und kostengünstige Weise zielgerecht und planvoll in Geschäfte
an den Zukunftsmärkten umzusetzen.* Die sich bei Bestätigung
oder Täuschung über die Marktlage hierauf einspielenden Gewinne und
Verluste lassen sich auf Verlangen sogleich verwirklichen, die Bereitschaft,
tatkräftig am Handel mit Futures teilzunehmen, wird gefördert und angeregt.
[* Insbesondere
wird es hierdurch ermöglicht, bei Bestehen fest bestimmter Kurserwartungen
mit Einsatz eines recht kleinen Kapitales aus vielfältigem Wissen geräuschlos
Nutzen zu ziehen, ohne hierbei die den einzelnen Derivaten unterliegenden
Güter und Wertgegenstände der Sache nach physisch erwerben resp. liefern
zu müssen.]
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Long- und
Short-Positionen: Gewinn- und Verlustprofil
von Futures
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Um die hervorstechenden Eigenschaften
von Futures sowohl als auch die besonderen Verkehrsabläufe und Markterscheinungen,
die im Handel mit diesen Instrumenten eine Rolle spielen, im lebendigen
Zusammenhang begreiflich zu machen und so zu klaren Vorstellungsinhalten
zu kommen, ist ein tieferes Vorverständnis von grundlegenden Sachverhalten
zusammen mit einigen ins Einzelne gehenden Kenntnissen unerlässlich:
Jeder Aufbau einer Nettoposition im Börsenterminmarkt,
ganz gleich welcher Art immer man sich diese denken mag, geht hervor
aus einem Begründungsgeschäft.
Die Vornahme eines Begründungsgeschäfts heißt in der englischen Sprache
des Marktes "opening transaction", meist lieber verkürzt gesprochen
"opening". Die denkbar einfachste Verkehrsform eines Gründungsgeschäfts
im Handel mit Futures ist der öffnende
Kauf ("buy trade", "outright bull trade", long)
wie auch der öffnende Verkauf
("sell trade", "outright bear trade", short) von
Terminkontrakten. Jede vom Grund aus neu geschaffene, offene (singuläre)
Position in Futures kennt somit nur zwei verschiedene mögliche Grundausrichtungen:
Sie ist, je nach handelsstrategischer Absicht, entweder "long",
bei Kauf von Futures, oder "short",
bei Verkauf von Futures.* Zur Erläuterung:
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Werden Futures mit einem Eröffnungsgeschäft
verkauft, so begründet dies für den Verkäufer
im Ergebnis einen offenen Posten (also ein eingeleitetes, rechtsgültig
bestehendes, mithin noch ungedecktes Verpflichtungsgeschäft), der
als Futures Short-Position
(Leerposition, Minusposition) bezeichnet wird. Wer eine einzeln
("stand-alone") gehaltene Short-Position in Futures einnimmt,
erwartet fallende Kurse und trägt das Risiko steigender Kurse,
solange diese durch ein Gegengeschäft noch nicht geschlossen oder
anderweitig gesichert worden ist.
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Werden Futures dagegen mit einem Eröffnungsgeschäft
gekauft, so begründet dies für den Käufer im
Ergebnis einen offenen Posten, der als Futures
Long-Position
(Plusposition) bezeichnet wird. Wer eine einzelne Long-Position**
in Futures einnimmt, erwartet steigende Kurse und trägt bis
zu ihrer Schließung oder Sicherung das Risiko fallender Kurse.
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[* Ein Zwischenwort:
Wenngleich weit verbreitet, mutet dieser althergebrachte Sprachgebrauch
reichlich schief an; denn Verträge, wie Futures es sind, werden anders
als Wertpapiere nicht gekauft oder verkauft. Zudem verschleiert er den
Tatbestand, dass Futures an sich durch börsliche Musterverträge begründete
(unbedingte) Verfügungsrechte über künftig zu erbringende Leistungen
verkörpern: Statt "Kauf eines Futures" bzw. "Verkauf eines Futures"
(Kontrakts) sollte es mit den richtigen Worten bezeichnet heißen: "Die
vertragliche rechtsgeschäftliche Verpflichtung übernehmen, zum Termin
zu kaufen" bzw. "... zum Termin zu verkaufen". Darüber hinaus haben
die Begriffe "Kauf" und "Verkauf" hier nicht die im strengen Rechtssinne
zu verstehende Bedeutung. Vielmehr sind Letztere im vorliegenden Sachzusammenhang
unter dem Bilde der eingenommen Position eines Derivatehändlers rücksichtlich
der Richtung seiner gehegten Preiserwartungen zu nehmen (s.o.).
Aus Gründen sprachlicher Kürze, und weil eine fest eingebürgerte Sprachübung
nicht leicht zu verdrängen ist, sei mir im weiteren Gang der Untersuchung
den ausgeführten Erklärungsstoff gleichwohl mit der durch die lässliche
Praxis auf Kosten der Sprachrichtigkeit verkürzten elliptischen Redeweise
von "Kauf" und "Verkauf eines Futures" zu bezeichnen gestattet.
Zusätzliche Anmerkung:
Der englische Ausdruck "Long" darf bei Zukunftsgeschäften nicht in jedem
Einzelfall unbesehen mit dem Vorgang eines Kaufs gleichgesetzt werden,
so wenig als "Short" stets und ausnahmslos mit "Verkauf" gleichbedeutend
ist. Wer da etwa verpflichtet ist, zum künftigen Barpreis ("spot
price") zu kaufen, ist "short", denn er zieht Gewinn von fallenden
Preisen.]
[** Wer mit einem
alleinstehenden Eröffnungsgeschäft Futures kauft, nimmt damit in technischer
Sprache ausgedrückt eine Long-Position
in Futures ein ("going long", "taking a long position in futures",
"establishing a long position"). Hiernach "hat man eine Long-Position",
"ist in einer Long-Position", oder kurz: "ist long" ("to be in a
long position", "to be long futures"; nicht wörtlich zu übersetzen
mit "ist lang" = hochgewachsen!). Diese Sprachregelung gilt andersherum
sinngleich auch für Short-Positionen
in Futures (dem Verkauf von Futures; "going short", "taking
a short position in futures", "establishing a short position",
"shorted it"). Der Halter einer Long-Position selbst wird zudem
mit dem Namen "Long", der einer Short-Position mit dem Namen "Short"
belegt.]
Die Voraussetzung dafür, dass überhaupt
ein Geschäft in Futures zum Abschluss kommen kann, ist, dass ein Terminkäufer
und ein Terminverkäufer sich finden und über sämtliche Kontrakt-Bedingungen
einig werden; denn wie zu jedem Handel, so gehört zu Geschäften in Futures
gleichermaßen stets sowohl ein Käufer als auch ein Verkäufer, die entweder
unmittelbar persönlich oder in der üblichen Weise durch Vermittlung
der Börsen in Vertrag miteinander treten. Die eine Kontraktpartei, der
Käufer, nimmt an dem Geschäft die
Long-Position ("long futures position"), die andere Kontraktpartei,
der Verkäufer, notwendig die Short-Position
ein ("short futures position").
Einprägsam veranschaulichen lässt sich
der geschilderte Sachverhalt anhand der nachstehenden Figuren, welche
die beiden Grundpositionen von "unbedingten" Termingeschäften versinnlichen
mögen ("pay-off"- und "profit"-Diagramm):*
 
Long- und Short-Futures:
spiegelbildliches (symmetrisches) Gewinn- und Verlustprofil ("position
diagram")
[* Anmerkung:
Um der sachlichen Wirklichkeit vollkommen treu zu bleiben, dürften eigentlich
weder die ansteigende Linie der Long-Position noch auch die absinkende
Linie der Short-Position ununterbrochen stetig verlaufen, sondern müssten
sich nach kleinsten, bruchstückartig abgehackten Sprüngen von je einer
Mindestkursänderung ("tick-size") abstufen.]
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Kurs und Wert
eines Futures
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