Was
Sie über den modernen Diamantenhandel wissen sollten
Diamanten
sind für konservative Anleger noch immer eine großartige Wahl. Wenig
ist so beständig wie Edelsteine. Dennoch kennen sich überraschend
wenige so wirklich mit dem Diamantenhandel aus. Das hat seine Gründe,
denn ein halbes Jahrtausend lang fand der Handel mit den edelsten
aller Steine hinter verschlossenen Türen und in Hinterzimmern statt.
Erst mit der Globalisierung öffneten sich die Marktführer und stellten
so die Weichen für den zertifizierten Diamanthandel und den deutlichen
Rückgang des Handels mit Blutdiamanten.

Quelle:
https://pixabay.com/de/diamant-schmuck-makro-ring-1839031/
Über Jahrhunderte abgeschottet und willkürlich
Seit
mehr als 500 Jahren ist die belgische Stadt Antwerpen das Zentrum
der Diamantenwelt. Etwa die Hälfte der weltweit gehandelten Diamanten
wechselt dort den Besitzer. Früher dürfte der Anteil noch weitaus
höher gewesen sein. Dabei war das Geschäft bis vor kurzer Zeit noch
fest in jüdischer Hand. Da Juden das Ausüben vieler Berufe in Europa
noch bis in die Frühe Neuzeit untersagt war, wandten sich viele
dem Geldverleih oder eben dem Handel mit Edlem zu. Einst als Wucherer
verpönt, bildete diese Tradition bald den Grundstein für den Reichtum
vieler jüdischer Familien – und säte zugleich Missgunst und Neid
als Triebfeder für den europäischen Antisemitismus. Die aufgezwungene
Abschottung der jüdischen Händler führte aber auch dazu, dass der
Diamanthandel bis ins 20. Jahrhundert hinein für Außenstehende ein
gut gehütetes Geheimnis blieb. Von Transparenz keine Spur.
Rapaport und die Transparenz
Es
war ein US-Amerikaner namens Martin Rapaport, der mit viel Mut und
Entschlossenheit das uralte System der Verschwiegenheit aufbrach,
indem er etwas Unaussprechliches tat. Er veröffentlichte 1978
Preislisten seiner Handelsaktivitäten mit Diamanten. Erstmals
erhielten Außenstehende Einblick in die Preisgestaltung. Rapaports
Kollegen reagierten aufgebracht, doch schon bald öffnete sich die
Branche. Dies führte nicht nur zu einem faireren und nachvollziehbareren
Handel, sondern auch dazu, dass afrikanische Konfliktdiamanten nun
besser an den Pranger gestellt werden konnten. Kein Endkunde wollte
schließlich Blutdiamanten um den Hals tragen und die Großhändler
mussten durch Transparenz zeigen, dass sie gewillt waren, Diamanten
auch ethisch zu legitimieren.
Diamantenhandel ohne Zertifikate heute fast unmöglich
Auch
dank Rapaport und seinen Nachfolgern ist Diamantenhandel heute nicht
mehr so zwielichtig wie einst. Im Jahre 2003 verpflichtete sich
die Diamantenindustrie, Konfliktdiamanten aus dem Welthandel auszuschließen
und nur noch
zertifizierte Diamanten zuzulassen. Durchgeführt wird dieses
Verfahren durch den sogenannten Kimberley-Prozess. Nur Rohdiamanten
mit Zertifikat und besonderer Verpackung dürfen überhaupt in die
verarbeitenden Länder – etwa Belgien – eingeführt werden. Blutdiamanten
bleiben nun außen vor. Die Gewinne aus den legal geschürften Diamanten
kommen dabei auch stärker den Herkunftsländern zugute – etwa durch
Schulprogramme und Aids-Präventionsmaßnahmen. Gleichzeitig öffnen
sich auch die großen Händlerkonzerne immer mehr. Vor wenigen Jahren
veröffentlichte mit DeBeers der mächtigste und verschwiegenste Diamantkonzern
der Welt
endlich Preislisten und Schürfstatistiken – in der Diamantenwelt
ein Erdbeben!
Preisentwicklung und Anlagemöglichkeiten
Der
gemeinsame Kampf gegen die Ausbeutung durch Blutdiamanten sowie
das Zertifizieren mit dem Kimberley-System und einige andere Faktoren
haben dazu geführt, dass Rohdiamanten sich in den letzten zwanzig
Jahren enorm verteuert haben. Da diese aber erst durch den Schliff
ihren Wert erhalten, sind Diamanten –
ähnlich wie Gold oder andere Edelmetalle
– unglaublich wertstabil. Das zeigt sich vor allem in unsicheren
Zeiten wie etwa in der Krise von 2008. Dort gingen die Werte für
Diamanten steil nach oben, weil viele Anleger lieber auf etwas Wertstabiles
setzen wollten. Heute ist der Handel bzw. der Ankauf von Edelsteinen
so einfach wie nie, da jedermann heute auch online Diamanten kaufen
kann. Allerdings sollte dabei immer beachtet werden, dass es sich
um autorisierte Händler handelt, die mit gültigen Zertifikaten auf
ihren Steinen handeln. Wer Wert legt auf Stabilität und langfristig
sein Geld schützen möchte, der sollte sich Diamanten einmal als
Anlageform näher anschauen.
Siehe auch: