Zertifikat:

1.) Sammelurkunde, welche die Ausgabe oder Hinterlegung von Wertpapieren oder anderen Wertrechten verbrieft.

2.) Name für eine besondere Art von Inhaberschuldverschreibungen. Zertifikate (mitunter auch als Partizipationsscheine benannt) werden von spezialisierten Emissionsbanken geschaffen und begeben – womit sie freilich auch den üblichen Bonitätsrisiken (Insolvenzrisiko, Kreditrisiko usw.) dieser Bank oder Sparkasse unterliegen. Der Käufer eines Zertifikats nimmt gegenüber dem ausgebenden Kreditinstitut – anders als etwa bei Fonds (= geschütztes Sondervermögen) – die Stellung eines Gläubigers ein. Allein deshalb schon gibt es bei Zertifikaten überhaupt keine 100%ige Garantie auf Rückzahlung des angelegten Kapitals an den Käufer – auch dann nicht, wenn es sich um sog. Garantiezertifikate handelt.

 

Zertifikate zählen zu einer Gruppe komplexer (verbriefter) derivativer Finanzinstrumente, die von Haus aus vornehmlich an den privaten Investor ("retail client") adressiert sind – und die sich dank dem Gestaltungsreichtum nach mehr nur flüchtiger Sichtung des Produktenmarktes in tausendfältiger Form über ihn zu ergießen scheinen. Der kommerziellen Tüchtigkeit der mit unermüdlicher Schaffenskraft begabten Emissionshäuser ist es zu verdanken, dass es allein in Deutschland nicht weniger als 1500 000 (Stand Sep. 2020) verschiedene Arten von Zertifikaten und ähnlichen strukturierten Produkten ("structured products") gibt. Der besondere Vorteil für den Anleger mag ja darin liegen, dass er mit Zertifikaten, wie mit anderen Derivaten von jeher, gleichermaßen an steigenden wie an fallenden Kursen des Basiswertes (Underlying) teilzuhaben vermag. Auch wenn regulär laufend Kauf- und Verkaufskurse gestellt werden sollen: in Krisenzeiten, soviel hat sich indessen herausgestellt, erwiesen sich Papiere solcher Art bisweilen als kaum oder nicht handelbar. Zertifikate werden sowohl an gesonderten Börsenplätzen als auch im außerbörslichen Bereich (OTC) umgesetzt. Für den Kauf von Zertifikaten selbst sind vereinzelt nicht nur der reine Anschaffungspreis, sondern überdies auch Managementgebühren und andere Handelsaufschläge auszulegen. Als Underlying von Zertifikaten kommt grundsätzlich das gesamte Spektrum an Anlageinstrumenten und Marktvariablen und deren Mischungen in Betracht. Analog spricht man von Index-/Tracker-Zertifikaten, Rohstoff-Zertifikanten und Exchange Traded Commodities (ETC), Bonus-Zertifikaten, Express-Zertifikaten, Basket-Zertifikaten etc. Die Laufzeit von Zertifikaten kann begrenzt ("open end") oder auch unbegrenzt ("closed end") sein, oder aber, der Emittent behält sich gar unter gewissen für ihn vorteilhaften Bedingungen ein Kündigungsrecht vor.